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530 EHEMALS DOMINIKANERKIRCHE
Vorbemerkung zum Katalog: Die im Münster befindlichen Scheiben wurden 1968/69 vom Gerüst aus photographiert
und untersucht. Abgebildet werden jedoch die 1981 nach Abschluß der Restaurierung angefertigten Aufnahmen. Die im
Augustinermuseum ausgestellten bzw. magazinierten Scheiben und Fragmente waren bereits 1967 und 1971 photogra-
phiert und bearbeitet worden. Im Photonachweis wird zusätzlich auf die vor der 1917 einsetzenden Restaurierung von
Geiges angefertigten Aufnahmen verwiesen. Der bereits 1971 abgeschlossene Text wurde 2007 grundlegend überarbeitet.
1. GLASMALEREIEN AUS DEN SÜDLICHEN LANGCHORFENSTERN
Bibliographie: Thomas H. King, Study book of medieval architecture and art, London 1857, II, Taf. 22 (Nachzeich-
nungen der Medaillonrahmen mit erfundenen Bildgegenständen); Johann Rudolf Rahn, Die Glasgemälde in der Rosette
der Kathedrale von Lausanne, in: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 20, 2, 1879, S. 7, Anm. 5, S. 10
(Erwähnung); Geiges 1882, S. 33-36, Taf. I, Illf. (zeichnerische Wiedergabe von sechs Monatsbildern und vier Tugend-
Laster-Darstellungen; Datierung Anfang 14. Jh.); Lewis E Day, Windows, a book about stained and painted glass, Lon-
don 1897, Abb. 105, 244 (als Beispiele für Medaillontypen); Geiges 1901-1904, Abb. m, 144, 151, Farbtaf. II, Illa
(zeichnerische Wiedergaben); Schmitz 1913,1, S. ijf. (aufgeführt unter oberrheinischen Medaillonscheiben um 1300);
Kempf 1926, S. 217 (Angaben zu den in die Michaelskapelle des Münsters versetzten Scheiben); Geiges 1931—1933,
S. 314-329, Abb. 738-776 (ausführliche ikonographische Erörterungen zu den im Chor lokalisierten und um 1300
datierten Scheiben); Kat. Ausst. Freiburg i. Br. 1946, Nr. 125 (Datierung Anfang 14. Jh.); Becksmann 1967, S. 76-77,
Anm. 283, 291 (dem Langhaus zugewiesen und vorschlagsweise um 1260/70 datiert); Krummer-Schroth S. 198L,
bzw. 1978, S. 104L (folgt Becksmann); Kat. Ausst. Freiburg i. Br. 1970, Nr. 75 (Datierung um 1250/60); Becksmann,
DGM I, 1995, 93h, 125 (resümiert den hier vorliegenden überarbeiteten Text in der Fassung von 1971); ders., in: Kat.
Ausst. Köln 1998, S. 222E (im wesentlichen wie 1995); Parello 2000, S. 75L, 179, Anm. 89-93; Abb. 46L (folgt in der
Rekonstruktion und Datierung Becksmann 1995); Mittmann 2005, S. 68-71 (nach Becksmann 1995; mit farbiger
Abbildung aller in der Michaelskapelle eingesetzten Scheiben).
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Daß die Medaillonscheiben zu jenem 1812 versteigerten Scheiben-
bestand aus der Freiburger Dominikanerkirche gehören, läßt sich aus den Quellen eindeutig nachweisen. Die sechzehn
intakt erhaltenen Medaillonscheiben weisen ziemlich genau jene Maße (90x75 cm) auf, welche bei der öffentlichen Aus-
schreibung vermerkt worden waren (s. Reg. Nr. 268). Darüber hinaus wird man diesen Scheibenbestand am ehesten mit
jener ersten Gruppe von 16 Stücken gleichsetzen dürfen, die in dem Gutachten von 1812 unter Hinweis auf den gefälligen
Charakter ihrer Rahmungen am höchsten bewertet worden war (s. Reg. Nr. 269). Demnach wären sämtliche Stücke dieser
Gruppe erhalten, während die vier darüber hinaus im Münster verwendeten Scheibenfragmente sowie das in das Victoria
and Albert Museum gelangte Fragment - jeweils Rundbilder mit Monats- und Tugend-Laster-Darstellungen - den zahl-
reichen Bruchstücken entnommen sein dürften, zumal es in dem Gutachten heißt, daß sich daraus für kleinere runde
Fensterlöcher noch etwas zusammensetzen ließe™. Ob die Medaillonscheiben ursprünglich im Chor oder im Langhaus
gesessen haben, war bisher nicht überzeugend geklärt worden19. Geht man jedoch davon aus, daß der Standfigurenzyklus
mit der Muttergottes und den Aposteln auf Grund der zu rekonstruierenden hohen Architekturbekrönungen nur in den
sieben Chorpolygonfenstern untergebracht werden kann (s. S. 543), die Langhausfenster auf Grund ihrer Abmessungen
für die Medaillonscheiben nicht in Frage kommen, so bleiben hierfür nur die drei Südfenster des Langchores als ursprüng-
liche Standorte übrig20.
Rekonstruktion, ikonographisches Programm: Innerhalb des erhaltenen bzw. nachweisbaren Bestandes von
21 bzw. 24 Medaillonscheiben lassen sich ikonographisch drei Themen unterscheiden, die sich allerdings nur zwei ver-
schiedener Medaillonformen bedienen: Monatsbilder und Darstellungen der Tugenden und Laster in Kreismedaillons
sowie Heiligenfiguren in Vierpässen. Daraus ergeben sich für die Rekonstruktion des ursprünglichen Zusammenhanges
grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Zunächst liegt es nahe, die drei Themen auf die drei einzig hierfür in Frage kommen-
den Langchorfenster zu verteilen und einen rhythmischen Wechsel der Rahmenformen anzunehmen21. Dagegen spricht
zunächst die Feststellung, daß die durch die Monatsbilder und Tugend-Laster-Darstellungen auf jeweils zwölf Scheiben
beschränkten Zyklen die fraglichen Fenster nur zur Hälfte gefüllt hätten. Ausgehend von einer vermuteten Gesamthöhe
 
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