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AUGUSTINERMUSEUM

Unter den bedeutenden Sammlungen mittelalterlicher Glasmalerei in Deutschland besitzt das Augustinermuseum nach
dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, neben dem Hessischen Landesmuseum in Darmstadt und vor dem
Museum Schnütgen in Köln, den Landesmuseen in Karlsruhe und Stuttgart sowie dem Bayerischen Nationalmuseum in
München den umfangreichsten, bisher jedoch am wenigsten erschlossenen Bestand.
Bibliographie: Max Wingenroth, Die Städtischen Sammlungen in Freiburg im Breisgau, in: Badische Heimat 2,
1915, S. 1-54, hier S. 38 (deutet »eine sehr schöne Aussicht« auf Glasgemälde an); Ingeborg Krummer-Schroth, in:
Mittelalterliche Kunst im Augustinermuseum Freiburg im Breisgau, Freiburg i. Br. 1965, o. S. (stellt lediglich sieben
Scheiben vor); Hans H. Hofstätter, in: Städtische Museen Freiburg, Augustinermuseum. Führer durch die Sammlun-
gen, Freiburg i. Br. 1978, S. 88-98 (gibt einen Überblick über den Gesamtbestand, bildet - abgesehen von der 1975 er-
worbenen Kreuzigungsscheibe - die gleichen Objekte wie 1965 ab); Detlef Zinke, Meisterwerke vom Mittelalter bis
zum Barock im Augustinermuseum in Freiburg i. Br., München/Berlin 2010, S. 36E, 46E, 88f., 142-147, 158-163 (kehrt
zur Vorstellung einer repräsentativen Auswahl von Objekten zurück).
Gegenwärtiger Bestand: Der derzeit 296 Nummern umfassende Bestand setzt sich aus 158 Scheiben, 62 Fragmenten
und 76 Sammelscheiben mit Fragmenten zusammen. Insgesamt 209 Scheiben und Fragmente konnten der Gruppe »Glas-
malereien gesicherter Herkunft« zugewiesen werden; davon stammen 154 Scheiben und Fragmente aus dem Münster.
Rechnet man die 28 Scheiben und Fragmente aus der Dominikanerkirche sowie die drei Scheiben aus der Kartause hinzu,
so haben 185 Scheiben und Fragmente eine gesicherte Freiburger Provenienz; für 25 Scheiben und Fragmente konnte
eine andere Herkunft nachgewiesen werden. Lediglich für zehn Scheiben mußte der ursprüngliche Standort offen blei-
ben; auch für die insgesamt 76 Sammelscheiben wird sich die Herkunft der Scherben und Fragmente nicht mehr voll-
ständig klären lassen.
Geschichte der Sammlung: Unter den großen deutschen Glasmalereisammlungen ist diejenige des Augustiner-
museums nicht nur die jüngste, sondern auch die zufälligste, besteht sie doch zu zwei Dritteln aus Scheiben und Frag-
menten, die erst während der großen historistischen Wiederherstellung der Jahre 1908-1927 von Geiges aus der Farbver-
glasung des Münsters ausgeschieden worden waren und 1930 als Leihgaben der Münsterfabrik in das Museum kamen.
Hierzu gehören neben Scheiben aus dem Konstanzer Münster auch bedeutende Scheiben und Fragmente aus den Domi-
nikanerkirchen in Colmar, Freiburg und Konstanz. Zwischen 1220 und 1530 entstanden, dokumentieren sie vor allem
die Zeit der Hochgotik von 1260-1350 und der Frührenaissance von 1510-1530 mit herausragenden, mitunter einzigarti-
gen Werken. 1938 kamen aus dem Nachlaß Geiges noch hochgotische Ornamentscheiben aus Wimpfen und Straßburg
sowie ein schon vom Umfang her unvergleichliches Konvolut an Sammelscheiben mit Scherben hinzu, das 1975 bzw.
1996 durch entsprechende Scheiben aus dem Nachlaß Merzweiler erweitert werden konnte. Daß aus diesen Nachlässen
im Falle von Merzweiler auch das Hauptbuch der Werkstatt, im Falle von Geiges sämtliche Skizzenbücher, Photo-
graphien sowie zahlreiche Kartons in das Augustinermuseum gelangten, ist ein Glücksfall für die Dokumentation ihrer
Restaurierungsmaßnahmen. Einige Leihgaben des Diözesanmuseums erweitern das Spektrum der Sammlung. Waren von
1966 bis 2002 fast zwei Drittel des Bestandes im Kirchenraum, im Kreuzgang bzw. im sog. Glasmalerei-Keller unter dem
Chor ausgestellt, so sind es 2010, nach dem Umbau, vorerst nur ein Fünftel. Der ausgestellte Scheibenbestand wurde
2008/09 einer Sicherung und Reinigung durch die Glasmalerei-Abteilung der Erfurter Fachhochschule unter Leitung
von Sebastian Strobl unterzogen; dabei blieben sowohl ältere Flickungen als auch Übermalungen unangetastet.
Vorbemerkung zum Katalog: Die meisten der hier zusammengestellten Scheiben und Fragmente sowie die Sammelschei-
ben mit Fragmenten und Scherben waren 1967 vom Autor photographiert und untersucht worden. 1998 hat Andrea
Gössel noch die Kabinettscheiben des frühen 16. Jahrhunderts aufgenommen; ihre Untersuchung erfolgte zusammen mit
den Neuzugängen im Frühjahr 2010. Der umfangreiche Bestand an Sammelscheiben mit Scherben, die Merzweiler bzw.
Geiges bei ihren Restaurierungen ausgeschieden, zu Studienzwecken geordnet und in meist gleichgroße Holzrahmen
gefaßt haben, kann hier jedoch nicht in extenso bearbeitet werden, da dies den Rahmen der Publikation gesprengt hätte.
 
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