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DANZIG
Klosterkirche zu Oliva, die katholischen Kirchen zu Grau-
denz, Könitz, Marienburg, Pelplin und vielfach sonst.
Auch in das Ermland hat diese Sitte übergegriffen.1)
Polnisch-orientalischen Einfluß zeigt auch der Silber-
beschlag eines Prunksattels, welcher sich jetzt in den
Sammlungen der Marienburg befindet. Vorder- und
Hinterteil des mit geätztem und ziervergoldetem Ornament
verzierten Sattelbeschlages sind mit je fünf großen ovalen
Platten aus Halbedelsteinen (Achate, Jaspis, Chalcedon)
und mit je 20 kleineren Steinen (Türkis, Topas, Almandin,
über seine Lehrzeit, Lehrmeister und Wanderjahre, die er
jedenfalls im Ausland in tüchtigen Werkstätten zugebracht
hat, nichts ermitteln lassen. J. G. Schlaubitz wurde 1733
Meister und 1734 als Bürgerssohn Bürger in seiner Vater-
stadt; er hat in der Folge nicht nur evangelische und
katholische Kirchen Danzigs (insbesondere die Josephs-
kirche) mit heiligen Gefäßen, Monstranzen, Kelchen, Trag-
bildern versehen, sondern war ein weit über die Stadt-
grenzen hinaus geschätzter und gesuchter Goldschmied.
Im Ermland sind seine Arbeiten ebenso verbreitet, wie sie
Amathyst, Aquamarin) besetzt.
Das Ornament zeigt eine kleine,
federige Blattbildung; der
Meisterstempel weist das Stück
als das Werk des Danziger
Goldarbeiters Constantin
Quartjer, Mr. 1724, Nr. 444
d. Verz., aus. Fig. 18. Die
Anfertigung derartiger Silber-
arbeiten fiel wohl nur aus-
nahmsweise und nur wegen
der Besetzung mit Edelsteinen
dem Goldarbeiter zu.
Das 18. Jahrhundert arbei-
tete zunächst nach den Über-
lieferungen und in den Formen
des vorhergegangenen weiter.
Durch die Trennung der Gold-
und Silberarbeiter trat eine
größere Spezialisierung ein.
Von Silberarbeitern, welche
nach der Zahl ihrer erhaltenen
Arbeiten anscheinend eine
größere Bedeutung hatten, sind
zu nennen:
Constantin Hein, Mr. 1705,
t 1743 und der vielbeschäf-
tigte Johann Joede, Mr. 1707,
t 1743, von welchem sich eine
gute Treibarbeit, eine Deckel-
kanne mit der Darstellung der
Geburt und Beschneidung
Christi, Fig. 14, in der heiligen
Leichnamskirche zu Elbing be-
findet; Benjamin Berent I, Mr.
1 7 13, t 17 5 6, Gottfried Wendt,
Mr. 1715, t I74°- Alle aber
überragt Johann Gottfried
in Westpreußen, in den katho-
lischen Kirchen Elbings und
des Regierungsbezirkes Brom-
berg angetroffen werden.
Herrliche Werke hat dieser
Meister im Auftrage des erm-
ländischen Bischofs Adam
Stanislaus Grabowski (1741 bis
1766) geschaffen, für welchen
er einen Bischofstab, eine
Waschschüssel mit Kanne, ein
Rauchfaß, einen Kelch, ein
Altarkreuz mit sechs großen
Altarleuchtern (alles im Dom
zu Frauenburg1), Taf. 12, 13,
14, 15) und vieles Andere
arbeitete, weitaus das Beste,
was einheimische Kunst jen-
seits der Elbe in den Formen
des Rokoko zuwege gebracht
hat. Besonders gelungen in
bezug auf den Aufbau, die
Modellierung und die Aus-
führung sind, neben der Frauen-
burger Kanne (Taf. 12), ein
Kelch im Domschatz zu Pelplin,
ein ebensolcher und eine Mon-
stranz der Nikolaikirche zu
Elbing (Taf. n und Fig. 16),
ferner zwei Monstranzen in der
katholischen Kirche zu Brom-
berg; diese Stücke können den
Vergleich mit den Arbeiten
eines Meissonier wohl aushalten.
Fig. 17. Vergoldete Pyxis, Dom zu Frauenburg. Unbezeichnet.
Meister vermutlich Joh. Gottfried Schlaubitz (Danzig).
J. G. Schlaubitz handhabte
den Guß, die Ziselierung, und
die Treibarbeit mit gleicher
Schlaubitz,
Mr. 1733,
Meisterschaft.
In den östlichen Provinzen können neben
der Hauptmeister des Rokoko, welcher die Formen
dieses Stils meisterhaft zu handhaben verstand. J. G.
Schlaubitz entstammte einer Danziger Goldschmiede-
familie; sein Vater war der bereits genannte Nathanael S.,
Sohn des 1663 aus Elbing eingewanderten Danziger
Bürgers und Kaufmanns Johann S., und der Gertrude
Brauerin. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, ebenso hat sich
seinen Arbeiten nur noch etwa die schönen goldenen
Rokokokelche des Domschatzes zu Gnesen genannt werden,
welche jedoch ausländischen (italienischen) Ursprungs sind;
in einigem Abstande sind die gleichfalls recht tüchtigen
Arbeiten im Rokokogeschmack des Danziger Goldschmie-
des Christian von Hausen, (s. u.) Mr. 1750, Nr. 473 d. Verz.,
zu erwähnen. Die Zahl der bekannten Arbeiten des Joh.
’) Kolberg, Ermland. Goldschmiede S. 39: „Am Ende des
17- Jahrhunderts wurde es auch im Ermland Sitte, Bilder und Statuen
mit Silberplatten in Gestalt von Gewändern, Kronen, Szeptern,
Strahlen, Lilien u. dergl. zu bekleiden“.
*) Daß J. G. Schlaubitz für die ermländische Domkirche un-
gemein viel Aufträge, auch Reparaturen ausführte, geht aus den Mit-
teilungen aus Frauenburger Rechnungsbüchern bei Kolberg, Erml
Goldschm. S. I3lff. hervor.
DANZIG
Klosterkirche zu Oliva, die katholischen Kirchen zu Grau-
denz, Könitz, Marienburg, Pelplin und vielfach sonst.
Auch in das Ermland hat diese Sitte übergegriffen.1)
Polnisch-orientalischen Einfluß zeigt auch der Silber-
beschlag eines Prunksattels, welcher sich jetzt in den
Sammlungen der Marienburg befindet. Vorder- und
Hinterteil des mit geätztem und ziervergoldetem Ornament
verzierten Sattelbeschlages sind mit je fünf großen ovalen
Platten aus Halbedelsteinen (Achate, Jaspis, Chalcedon)
und mit je 20 kleineren Steinen (Türkis, Topas, Almandin,
über seine Lehrzeit, Lehrmeister und Wanderjahre, die er
jedenfalls im Ausland in tüchtigen Werkstätten zugebracht
hat, nichts ermitteln lassen. J. G. Schlaubitz wurde 1733
Meister und 1734 als Bürgerssohn Bürger in seiner Vater-
stadt; er hat in der Folge nicht nur evangelische und
katholische Kirchen Danzigs (insbesondere die Josephs-
kirche) mit heiligen Gefäßen, Monstranzen, Kelchen, Trag-
bildern versehen, sondern war ein weit über die Stadt-
grenzen hinaus geschätzter und gesuchter Goldschmied.
Im Ermland sind seine Arbeiten ebenso verbreitet, wie sie
Amathyst, Aquamarin) besetzt.
Das Ornament zeigt eine kleine,
federige Blattbildung; der
Meisterstempel weist das Stück
als das Werk des Danziger
Goldarbeiters Constantin
Quartjer, Mr. 1724, Nr. 444
d. Verz., aus. Fig. 18. Die
Anfertigung derartiger Silber-
arbeiten fiel wohl nur aus-
nahmsweise und nur wegen
der Besetzung mit Edelsteinen
dem Goldarbeiter zu.
Das 18. Jahrhundert arbei-
tete zunächst nach den Über-
lieferungen und in den Formen
des vorhergegangenen weiter.
Durch die Trennung der Gold-
und Silberarbeiter trat eine
größere Spezialisierung ein.
Von Silberarbeitern, welche
nach der Zahl ihrer erhaltenen
Arbeiten anscheinend eine
größere Bedeutung hatten, sind
zu nennen:
Constantin Hein, Mr. 1705,
t 1743 und der vielbeschäf-
tigte Johann Joede, Mr. 1707,
t 1743, von welchem sich eine
gute Treibarbeit, eine Deckel-
kanne mit der Darstellung der
Geburt und Beschneidung
Christi, Fig. 14, in der heiligen
Leichnamskirche zu Elbing be-
findet; Benjamin Berent I, Mr.
1 7 13, t 17 5 6, Gottfried Wendt,
Mr. 1715, t I74°- Alle aber
überragt Johann Gottfried
in Westpreußen, in den katho-
lischen Kirchen Elbings und
des Regierungsbezirkes Brom-
berg angetroffen werden.
Herrliche Werke hat dieser
Meister im Auftrage des erm-
ländischen Bischofs Adam
Stanislaus Grabowski (1741 bis
1766) geschaffen, für welchen
er einen Bischofstab, eine
Waschschüssel mit Kanne, ein
Rauchfaß, einen Kelch, ein
Altarkreuz mit sechs großen
Altarleuchtern (alles im Dom
zu Frauenburg1), Taf. 12, 13,
14, 15) und vieles Andere
arbeitete, weitaus das Beste,
was einheimische Kunst jen-
seits der Elbe in den Formen
des Rokoko zuwege gebracht
hat. Besonders gelungen in
bezug auf den Aufbau, die
Modellierung und die Aus-
führung sind, neben der Frauen-
burger Kanne (Taf. 12), ein
Kelch im Domschatz zu Pelplin,
ein ebensolcher und eine Mon-
stranz der Nikolaikirche zu
Elbing (Taf. n und Fig. 16),
ferner zwei Monstranzen in der
katholischen Kirche zu Brom-
berg; diese Stücke können den
Vergleich mit den Arbeiten
eines Meissonier wohl aushalten.
Fig. 17. Vergoldete Pyxis, Dom zu Frauenburg. Unbezeichnet.
Meister vermutlich Joh. Gottfried Schlaubitz (Danzig).
J. G. Schlaubitz handhabte
den Guß, die Ziselierung, und
die Treibarbeit mit gleicher
Schlaubitz,
Mr. 1733,
Meisterschaft.
In den östlichen Provinzen können neben
der Hauptmeister des Rokoko, welcher die Formen
dieses Stils meisterhaft zu handhaben verstand. J. G.
Schlaubitz entstammte einer Danziger Goldschmiede-
familie; sein Vater war der bereits genannte Nathanael S.,
Sohn des 1663 aus Elbing eingewanderten Danziger
Bürgers und Kaufmanns Johann S., und der Gertrude
Brauerin. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, ebenso hat sich
seinen Arbeiten nur noch etwa die schönen goldenen
Rokokokelche des Domschatzes zu Gnesen genannt werden,
welche jedoch ausländischen (italienischen) Ursprungs sind;
in einigem Abstande sind die gleichfalls recht tüchtigen
Arbeiten im Rokokogeschmack des Danziger Goldschmie-
des Christian von Hausen, (s. u.) Mr. 1750, Nr. 473 d. Verz.,
zu erwähnen. Die Zahl der bekannten Arbeiten des Joh.
’) Kolberg, Ermland. Goldschmiede S. 39: „Am Ende des
17- Jahrhunderts wurde es auch im Ermland Sitte, Bilder und Statuen
mit Silberplatten in Gestalt von Gewändern, Kronen, Szeptern,
Strahlen, Lilien u. dergl. zu bekleiden“.
*) Daß J. G. Schlaubitz für die ermländische Domkirche un-
gemein viel Aufträge, auch Reparaturen ausführte, geht aus den Mit-
teilungen aus Frauenburger Rechnungsbüchern bei Kolberg, Erml
Goldschm. S. I3lff. hervor.