V. ELBING
i. Allgemeines. Das Werk der Goldschmiede und seine Ordnung.
Feingehalt und Stempelung.
ür die rasche Entwickelung der Gewerbe in
der 1237 (1239) nach lübischem Rechte ge-
gründeten, 1246 mit einem Gründungsprivileg
versehenen Stadt war ihre Bedeutung als
tadt mit seewärtigen Verbindungen nach
Lübeck einerseits, nach dessen Pflanzstädten in den
baltischen Provinzen und nach England andererseits, un-
gemein förderlich. Das im 13. Jahrhundert schon dem
Hansabunde beigetretene Elbing war für den Ordensstaat,
dem zu jener Zeit Danzig noch nicht angehörte, als
Stapelplatz, Einfuhr- und Ausfuhrhafen von großer Wich-
tigkeit. Schon früh pflegte die Stadt den Handelsverkehr
mit England, der, allerdings unterbrochen im 15. Jahr-
hundert durch die inneren Kämpfe des Ordensstaates
und seine Besiegung durch Polen, im sechzehnten Jahr-
hundert (1580) zu der Begründung einer englischen
Sozietät der Kaufleute in Elbing führte, welche sich bis
1630 erhielt.
Die geschäftliche und gesellige Vereinigung der
Kaufleute im Artushofe, die zahlreichen geistlichen und
weltlichen Bruderschaften, die bald nach der Gründung
bei zunehmender Bevölkerungszahl und wachsendem
Wohlstand sich bildeten, begünstigten das Emporkommen
einer Edelschmiedekunst in hohem Maße durch ihre
Bedürfnisse an festlichem und Prunkgerät sowie an per-
sönlichem Schmuck.
Die Erhaltung guter Beziehungen zu dem Hoch-
meister in Marienburg sowie zu den jeweiligen Vertretern
der Ordensgewalt in Elbing, dem Komtur und dem
Hauskomtur, gaben der Stadt Veranlassung zu öfteren,
anscheinend bei jedem Personenwechsel wiederholten
Ehrengeschenken an die Ordensgebietiger, welche nach
dem Gebrauche meist in einem Trinkgeschirr (Kopf) be-
standen. So erhielt der Hochmeister 1414 einen innen
und außen vergoldeten „Kopf“, der 25 Mk. kostete.
Ähnliche Silbergeschenke an Komture und Hauskomture
werden 1404, 05, 07, 11, 12 erwähnt; dabei erfahren
wir gelegentlich die Namen der Goldschmiede, welche
sie lieferten: Lorenz 1404, 11, Meister Hennig 14051),
neben dem weiter unten zu nennenden Meister Will am
die ältesten Vertreter der Goldschmiedekunst in Elbing.
Nicht minder trug die Nähe der Marienburg selbst
mit ihrer glanzvollen Hofhaltung der Hochmeister des
b M. Toppen, Elb. Antiquit. Marienwerder 1870, H. III, S. 67.
H a n d e 1 s s
deutschen Ordens dazu bei, dem elbingischen Handwerk
Beschäftigung zu verschaffen und insbesondere Luxus-
gewerbe, wie die Goldschmiedekunst im 14. und 15.
Jahrhundert mit bedeutenden und lohnenden Aufträgen
zu versehen.
Es ist daher nicht überraschend, wenn, nach einer
gelegentlichen Notiz im Eibinger Kriegsbuch schon 1385
unter anderen Handwerkerämtern auch dasjenige der Gold-
schmiede genannt wird1) und daß sich eine Ordnung
(Willkür) dieses Amtes, aus dem Anfänge des 15. Jahr-
hunderts (um 1430) im städtischen Archiv zu Elbing
erhalten hat.2) S. u. Anl. 5, 1.
In dem genannten Kriegsbuch sind zu 1385 die
militärischen Leistungen sämtlicher Handwerksämter ver-
zeichnet. Hiernach hatten die Goldschmiede im Kriegs-
fälle 2 Mann (Schützen) zu stellen; 1409 haben sie sich
bei einem Kriegszuge mit 2 Schützen und 2 Wäppnern
zu beteiligen.
Für die Bedeutung des Eibinger Goldschmiedewerkes
in etwas späterer Zeit spricht der Umstand, daß es 1502
die Kapelle St. Thomae in der Pfarrkirche zu St. Nikolai
erwarb, welche 1587 noch in seinem Besitz war.3)
Das Werkssiegel der Eibinger Goldschmiede hat
sich in einem Abdruck des 17. Jahrhunderts erhalten;
der Stempel dürfte gleichfalls in dieses Jahrhundert zu
setzen sein. Er zeigt einen einfachen, unten halbrund,
oben gerade abgeschlossenen Schild mit der Umschrift:
SI • DES • WERCKS ■ DER ■ GOLDSCHMID ■ IN • ELBI • Eine
Jahreszahl fehlt. Fig. 22.
Im Eibinger städtischen Archiv wird eine nicht un-
beträchtliche Zahl von Kundschaften, Dienst-, Geburts-
und Lehrbriefen für Angehörige des Goldschmiedegewerks
aufbewahrt, welche wertvolle Aufschlüsse über die Her-
kunft und die Wanderungen der Werksangehörigen vor
ihrer Selbständigmachung in Elbing geben. Bemerkens-
wert ist u. a. eine Kundschaft von 1482 aus Riga für
Balthasar Siuerd, der sich in Elbing niedergelassen hatte,
Ebendaselbst, H. III, S. 125.
2) Volkmann, Katal. d. Eibinger Stadtarchivs, Elbing 1875,
S. 32 setzt die nach dem Muster der noch beiliegenden Danziger
Rolle von 1409 bezw. 1428 gearbeitete, keine Jahreszahl tragende
Eibinger Ordnung in diese Zeit.
3) Toppen a. a. O. S. 113. — Volckmann a. a. O. S. 75.
X, 260 und S. 88. XIII, 349.
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i. Allgemeines. Das Werk der Goldschmiede und seine Ordnung.
Feingehalt und Stempelung.
ür die rasche Entwickelung der Gewerbe in
der 1237 (1239) nach lübischem Rechte ge-
gründeten, 1246 mit einem Gründungsprivileg
versehenen Stadt war ihre Bedeutung als
tadt mit seewärtigen Verbindungen nach
Lübeck einerseits, nach dessen Pflanzstädten in den
baltischen Provinzen und nach England andererseits, un-
gemein förderlich. Das im 13. Jahrhundert schon dem
Hansabunde beigetretene Elbing war für den Ordensstaat,
dem zu jener Zeit Danzig noch nicht angehörte, als
Stapelplatz, Einfuhr- und Ausfuhrhafen von großer Wich-
tigkeit. Schon früh pflegte die Stadt den Handelsverkehr
mit England, der, allerdings unterbrochen im 15. Jahr-
hundert durch die inneren Kämpfe des Ordensstaates
und seine Besiegung durch Polen, im sechzehnten Jahr-
hundert (1580) zu der Begründung einer englischen
Sozietät der Kaufleute in Elbing führte, welche sich bis
1630 erhielt.
Die geschäftliche und gesellige Vereinigung der
Kaufleute im Artushofe, die zahlreichen geistlichen und
weltlichen Bruderschaften, die bald nach der Gründung
bei zunehmender Bevölkerungszahl und wachsendem
Wohlstand sich bildeten, begünstigten das Emporkommen
einer Edelschmiedekunst in hohem Maße durch ihre
Bedürfnisse an festlichem und Prunkgerät sowie an per-
sönlichem Schmuck.
Die Erhaltung guter Beziehungen zu dem Hoch-
meister in Marienburg sowie zu den jeweiligen Vertretern
der Ordensgewalt in Elbing, dem Komtur und dem
Hauskomtur, gaben der Stadt Veranlassung zu öfteren,
anscheinend bei jedem Personenwechsel wiederholten
Ehrengeschenken an die Ordensgebietiger, welche nach
dem Gebrauche meist in einem Trinkgeschirr (Kopf) be-
standen. So erhielt der Hochmeister 1414 einen innen
und außen vergoldeten „Kopf“, der 25 Mk. kostete.
Ähnliche Silbergeschenke an Komture und Hauskomture
werden 1404, 05, 07, 11, 12 erwähnt; dabei erfahren
wir gelegentlich die Namen der Goldschmiede, welche
sie lieferten: Lorenz 1404, 11, Meister Hennig 14051),
neben dem weiter unten zu nennenden Meister Will am
die ältesten Vertreter der Goldschmiedekunst in Elbing.
Nicht minder trug die Nähe der Marienburg selbst
mit ihrer glanzvollen Hofhaltung der Hochmeister des
b M. Toppen, Elb. Antiquit. Marienwerder 1870, H. III, S. 67.
H a n d e 1 s s
deutschen Ordens dazu bei, dem elbingischen Handwerk
Beschäftigung zu verschaffen und insbesondere Luxus-
gewerbe, wie die Goldschmiedekunst im 14. und 15.
Jahrhundert mit bedeutenden und lohnenden Aufträgen
zu versehen.
Es ist daher nicht überraschend, wenn, nach einer
gelegentlichen Notiz im Eibinger Kriegsbuch schon 1385
unter anderen Handwerkerämtern auch dasjenige der Gold-
schmiede genannt wird1) und daß sich eine Ordnung
(Willkür) dieses Amtes, aus dem Anfänge des 15. Jahr-
hunderts (um 1430) im städtischen Archiv zu Elbing
erhalten hat.2) S. u. Anl. 5, 1.
In dem genannten Kriegsbuch sind zu 1385 die
militärischen Leistungen sämtlicher Handwerksämter ver-
zeichnet. Hiernach hatten die Goldschmiede im Kriegs-
fälle 2 Mann (Schützen) zu stellen; 1409 haben sie sich
bei einem Kriegszuge mit 2 Schützen und 2 Wäppnern
zu beteiligen.
Für die Bedeutung des Eibinger Goldschmiedewerkes
in etwas späterer Zeit spricht der Umstand, daß es 1502
die Kapelle St. Thomae in der Pfarrkirche zu St. Nikolai
erwarb, welche 1587 noch in seinem Besitz war.3)
Das Werkssiegel der Eibinger Goldschmiede hat
sich in einem Abdruck des 17. Jahrhunderts erhalten;
der Stempel dürfte gleichfalls in dieses Jahrhundert zu
setzen sein. Er zeigt einen einfachen, unten halbrund,
oben gerade abgeschlossenen Schild mit der Umschrift:
SI • DES • WERCKS ■ DER ■ GOLDSCHMID ■ IN • ELBI • Eine
Jahreszahl fehlt. Fig. 22.
Im Eibinger städtischen Archiv wird eine nicht un-
beträchtliche Zahl von Kundschaften, Dienst-, Geburts-
und Lehrbriefen für Angehörige des Goldschmiedegewerks
aufbewahrt, welche wertvolle Aufschlüsse über die Her-
kunft und die Wanderungen der Werksangehörigen vor
ihrer Selbständigmachung in Elbing geben. Bemerkens-
wert ist u. a. eine Kundschaft von 1482 aus Riga für
Balthasar Siuerd, der sich in Elbing niedergelassen hatte,
Ebendaselbst, H. III, S. 125.
2) Volkmann, Katal. d. Eibinger Stadtarchivs, Elbing 1875,
S. 32 setzt die nach dem Muster der noch beiliegenden Danziger
Rolle von 1409 bezw. 1428 gearbeitete, keine Jahreszahl tragende
Eibinger Ordnung in diese Zeit.
3) Toppen a. a. O. S. 113. — Volckmann a. a. O. S. 75.
X, 260 und S. 88. XIII, 349.
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