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Die stereoskopische Photographie.

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Der Glanz von Gegenständen wird stereoskopisch sehr wirkungs-
voll wiedergegeben; er entsteht dadurch, daß die glänzende Stelle auf
einem Teilbilde weiß, auf dem anderen infolge der etwas veränderten
Blickrichtung dunkel aussieht.
Stereo-Aufnahmen von Innenräumen wirken stets sehr plastisch,
weil keine eigentlichen Fernpunkte vorhanden sind und das zweiäugige
Sehen ganz zur Geltung kommen kann. Es erscheint daher dankbar,
Zimmer, Säle, Hallen, Kircheninterieurs usw. stereoskopisch zu photo-
graphieren.
Beim Kopieren des Stereo-Negatives erhält man zwei anein-
anderstoßende Bilder. Das links befindliche Bild entspricht der mit dem
rechten Objektiv gemachten Aufnahme, während das rechts stehende
Bild vom linken Objektive herrührt. Dieser scheinbare Widerspruch er-
klärt sich dadurch, daß die Bilder bei der Aufnahme verkehrt stehen.
Denkt man sich die Negative, jedes für sich, in seiner Ebene um 180
Grad gedreht, so daß die Bilder aufrecht stehen, dann haben sie die
Lage wie auf der Kopie. Aus diesem Grunde müssen die beiden Teil-
bilder auseinandergeschnitten und beim Aufkleben vertauscht werden.
Schon beim Einlegen des Kopierpapiers in den Rahmen soll das für
das linke Auge bestimmte Bild rückwärts mit L, das andere mit R
bezeichnet werden. Oder man macht vor dem Auseinanderschneiden
der Kopien auf der Rückseite in der Mitte einen etwa 5 cm langen
horizontalen Bleistrich, der sich beim Aufkleben der Bilder nach dem
Zerschneiden an der linken und rechten Außenseite befinden muß. Bringt
man die richtig aufgeklebten Bilder in einen Betrachtungsapparat (Stereo-
skop), so erblickt das linke Auge das mit dem linken Objektiv aufge-
nommene Bild und das rechte Auge die dem rechtsstehenden Objektiv
entsprechende Aufnahme. Nur auf solche Weise kann eine plastische
Wirkung entstehen. Wenn man die Teilbilder beim Aufkleben nicht ver-
tauscht, so entsteht eine ganz verkehrte Wirkung, indem entfernte Gegen-
stände näher als die des Vordergrundes erscheinen. Das Auseinander-
schneiden und Vertauschen der beiden Teilbilder kann dadurch umgangen
werden, daß man das Negativ in der Mitte durchschneidet, die beiden
Hälften vertauscht und dann erst kopiert. Bei diesem Vorgange kann aber
das Negativ leicht zu Schaden kommen. Sehr empfehlenswert ist die
Benutzung eines Stereo-Kopierrahmens (Fig. 177), wobei die
Bilder ihren richtigen Platz erhalten, ohne daß es notwendig wäre, das
Negativ oder die Kopie zu trennen.
Das Beschneiden und Aufkleben der Einzelbilder darf nicht plan-
los geschehen. Es ist nämlich notwendig, daß die beiden Bilder in
ganz gleicher Höhe stehen und im richtigen Abstande voneinander auf-
geklebt werden, weil nur dann eine vollkommen natürliche plastische
Wirkung erreicht werden kann. Der Abstand der Bilder muß dem be-
 
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