Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
608

Die Röntgenröhre.

über befindliche, im Brennpunkt des Hohlspiegels und inmitten der
Glaskugel gelegene Elektrode +c ist mit dem positiven Pol des In-
duktors verbunden und bildet die Anode. Sie trägt am Ende einen
unter 45° geneigten Spiegel aus Platin und wird gewöhnlich Anti-
kathode genannt. Die dritte Elektrode +b ist mit der Antikathode
verbunden, dient zur Herstellung der Röhre und wird deshalb als Hilfs-
anode bezeichnet.
Die Kathodenstrahlen werden im Brennpunkt des Hohlspiegels
vereinigt und treffen von dort mit großer Heftigkeit auf den Platinspiegel
der Antikathode. Beim Anprall von Kathodenstrahlen auf einen festen
Gegenstand, wie Glas oder Metall, erhitzen sie denselben stark und
werden dabei größtenteils in unsichtbare Röntgenstrahlen ver-
wandelt. Infolge der geneigten Anordnung der Antikathode gehen die
Röntgenstrahlen S senkrecht zur Richtung der Kathodenstrahlen durch
die Glaswand der Kugel in den darunter liegenden Außenraum und
werden dann zur Durchleuchtung und für Röntgenaufnahmen verwertet.
Die Röntgenstrahlen sind befähigt, feste Körper zu durchdringen,
und zwar je nach deren Dicke und Dichte mehr oder weniger. Holz,
Pappe, Papier, Kohle, Kautschuk, Aluminium usw. sind sehr durch-
lässig, weniger die spezifisch schweren Metalle Gold, Silber und Platin.
Blei und Bleiglas ist fast undurchlässig. Fleischteile werden von den
Röntgenstrahlen, je nach der Dicke und Dichte, mehr oder weniger
leicht durchdrungen, während Knochen den Strahlen einen bedeutend
größeren Widerstand entgegensetzen.
Röntgenstrahlen vermögen, ebenso wie die Lichtstrahlen, eine
photographische Bromsilberplatte unter Abspaltung von Brom zu zer-
setzen, unterscheiden sich aber von diesen dadurch, daß sie durch eine
Linse weder gesammelt noch gebrochen werden können. Ein Objektiv,
wie in der Fachphotographie, kann somit nicht Verwendung finden; der
durchstrahlte Körper wirft lediglich ein Schattenbild auf die Brom-
silberplatte.
Röntgenstrahlen sind unsichtbar; ihre Wirkung kann aber dadurch
sichtbar gemacht werden, daß sie gewisse Salze, z. B. das Baryumplatin-
cyanür, beim Durchgange zum intensiven Aufleuchten bringen. Ein mit
solcher Schicht überzogener Papierschirm wird bei der Durchleuchtung
des menschlichen Körpers zum Auffangen eines Schattenrisses benutzt.
Wenn man den Schirm im Dunkeln aufstellt und zwischen diesen und
die Röntgenröhre bzw. Antikathode etwa die Hand hält, so sieht man
auf demselben ein Schattenbild. Die Knochen der Hand erscheinen
schwarz, weil die Röntgenstrahlen an diesen Stellen gar nicht oder nur
in geringerem Grade hindurchgelassen werden, während die leicht durch-
dringbaren Fleischteile hell aussehen. Dieser Schattenriß ist aber nicht
so deutlich und auch nicht so bequem zu beobachten, wie ein auf der
photographischen Platte aufgenommenes Bild, siehe Fig. 270.
 
Annotationen