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Diest, Walther ¬von¬; Coler, Harry ¬von¬ [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Nysa ad Maeandrum: nach Forschungen und Aufnahmen in den Jahren 1907 und 1909 — Berlin, Band 10.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.29678#0042
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Dar-ieri. — Die einzelnen Ruinen.

fernten Kaystros-Ebene. In Dar-ieri fanden wir beim Herrn Tchorbadji1) freund-
lichste Aufnahme, aber auch hier keine nähere Auskunft über ein Stomion des
Iaran-Dede.

Den Rückweg nahmen wir in der westlich von Kisil-kaia zu Tal führenden
Schlucht, in welcher ein leidlich bequemer, vielbegangener, wenn auch nicht fahr-
barer Weg nach Eski-hissar—Nysa führt, fraglos einst die Feststraße der Panegyrien
amLeimon. Dr. Pringsheim berichtete mir, daß solche Straße nicht immer besonders
gut zu sein brauche; auch der Weg zum Heiligtum der Artemis Limnatis bei Kum-
bothekra in der westlichen Peloponnesos sei nicht komfortabler als dieser.

Ich überlasse nunmehr das Wort meinem Herrn Mitarbeiter und gebe zum
Schluß noch der Hoffnung Ausdruck, unsere Arbeit möge die Anregung geben,
daß Nysa noch einmal einer tiefergehenden Tätigkeit des Studiums und des Spatens
gewürdigt werde.

Im Herbst 1912. v. D i e s t.

BESCHREIBUNG DER RUINEN IM EINZELNEN.

Strabons kurze Beschreibung von Nysa (s. oben S. 7) ist gewiß kein Muster
von Deutlichkeit; immerhin aber ermöglichen es die außergewöhnlichen Merkmale,
von denen der Geograph aus eigener Anschauung zu berichten weiß, die Stadt in
den eine halbe Stunde oberhalb der Bahnstation Sultan Hissar gelegenen Ruinen
wiederzuerkennen.

Ein Blick auf den Plan der Ruinen von Sultan Hissar lehrt, wie treffend die
Bezeichnung warcsp SütoXic den Tatbestand charakterisiert. Die tief eingerissene,
ziemlich genau nordsüdlich verlaufende Schlucht des Tekkedjik-dere, die Mittelachse
der Stadt, zerreißt diese in zwei annähernd gleich große Teile. Freilich ist im Alter-
tum alles geschehen, um die beiden von der Natur so nachdrücklich getrennten
Stadthälften künstlich zu einem Ganzen zu vereinigen und den beträchtlichen Raum,
den das ausgedehnte Bachbett gerade im Herzen der Stadt 2) wegnahm, sinnreich

■) Gutsbesitzer (wörtl. Suppen-Verteiler).

2) Der durch Strabon nahegelegte Gedanke, daß
die Stadt etwa durch das Zusammenwachsen
zweier älterer Stadtgemeinden, die Athym-
bra und Hydrela geheißen hätten (die 3. Athym-
brada ist dabei freilich schon nicht unterzu-
bringen), wird durch den archäologischen Befund
nicht bestätigt. Ich habe im ganzen Bereich
des antiken Nysa nicht eine einzige Scherbe ge-
funden, die älter wäre als das 3. Jahrh. v. Chr.,
d. h. also die Zeit der Gründung Nysas durch

Antiochos. Wenn also Strabons Erzählung vom
Synoikismos jener drei Städte etwas anderes sein
sollte als eine Gründungslegende, so ist zu kon-
statieren, daß diese Städte anderwärts gelegen
haben müssen. Derselbe Einwand gilt auch gegen
die bei Steph. Byz. s. v. HuHotoXis aufbewahrte
Tradition, nach der Nysa schon zu Xerxes’ Zeit
unter dem Namen Pythopolis existiert hätte.

Vgl. hierzu meine Auffassung S. 22 f., dazu
S. 24 u. 65. (Anm. v. Diest).
 
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