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Unter den mannigfachen Abhandlungen, Monographien und anderen
Schriften, verdienen hauptsächlich die der Pariser Akademie vorgelegten Ar-
beiten von Niopce de St.-Bictor die größte Aufmerksamkeit. Sie sind
denn namentlich auch von deutschen Schriftstellern über diesen Gegenstand,
wie z. B. von Or. Kessler in seinem Buche: „Photographie auf Kupfer und
Stahl" benutzt worden. Was uns betrifft, so wollen wir hier nur das. ganz
Allgemeine und daher auch für unsere Leser Interessantere der betreffenden
Methode mittheilen.

Bevor wir auf. das technische Verfahren zur Herstellung heliographischer
Druckplatten näher eingeheu, glauben wir für diejenigen unsrer Leser, welche
mit den spezifischen Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Druckmethoden we-
niger bekannt sind, einige erläuternde Worte darüber voraus schicken zu
müssen.

Bekanntlich hat sich die Zahl der Druckmethoden zur Herstellung von
graphischen Darstellungen in neuerer Zeit so vermehrt, daß schon ihre bloße
Aufzählung, resp. ihre Erklärung uns viel zu weit führen'würde. Es ist dies
aber auch für unfern Zweck durchaus nicht nöthig. Denn alle diese Methoden
lassen sich auf eine von den drei Grundmethoden zurückführen, welche in ihrem
einfachen Prinzip durch, den Holzschnitt, den Kupferstich und die Litho-
graphie repräsentirt werden. Die Zeichnung nämlich, welche durch den
Druck der Platte auf dem Papier reproducirt werden soll, steht entweder er-
haben auf der Platte, oder ist darin vertieft (eingravirt) oder liegt endlich
mit der übrigen Plattenfläche in derselben Ebene. Das Erstere ist bei dem
Holzschnitt, das Zweite beim Kupferstich, das Dritte bei der Lithographie der
Fall. Man begreift leicht, daß ein Viertes gar nicht möglich ist. Mit der
Herstellung der Platte hängt nun das Druckverfahren und insbesondere die
Konstruktion der Presse nahe zusammen.

Der Holzschnitt, auch Formschnitt, Xylographie (aus ItUos „Holz" und
yqucpm „einritzen, graben, schreiben"; denn das Schreiben der Alten bestand
bekanntlich im Einritzen der Buchstaben, iu Wachstafeln mit dem Stylus,
daher „Styl" soviel als Schreibart) oder die-„Kunst in Holz zu schneiden",
geht in der Herstellung der Platte .so zu Werke: Wenn die liuearische Zeich-
nung und zwar in verkehrter Stellung auf die ebene Fläche der Holztafel,
welch'e meist aus Buchsbaum oder andern herben Holzarten von feinfasriger
Textur besteht, vermittelst des Bleistifts oder der Feder vollendet ist,- so werden
die vom Zeichner leergelassenen Stellen mit dem Schneidemesser oder dem
Stichel bis auf eine gewisse Tiefe sorgfältig herausgeschnitten, so daß nach
vollendetem Schnitt die Zeichnung nicht nur unverletzt geblieben ist, sondern
sich auch in erhabener Form darstellt., welche nun mit Farbe bedeckt und auf
der Buchdruckerpresse gedruckt werden kann. Bekanntlich wurden die ersten
Bücher (im 15. Jahrhundert) mit Holzschnitttafeln gedruckt, wie denn über-
haupt der Holzschnitt der Vater des Buchdrucks ist.

Der Kupferstich oder Chalkographie (aus yalxig „Kupfer") ist in Rück-
sicht auf sein technisches 'Verfahren das grade Gegentheil vom Holzschnitt,
insofern hier nicht die Zeichnung ausgespart, d. h. die lichten.Stellen fortge-

nommen werden, sondern die Flächen, Linien und Punkte der Zeichnung selbst
eingegraben werden, so daß sich diese nach'vollendetem Stich nicht erhaben
sondern vertieft darstellt, während die übrige Fläche der Platte unberührt
bleibt. Das Eingraben der Zeichnung geschieht, nach vorheriger Schwärzung
der Platte vermittelst Anblakens, entweder durch den trocknen Grabstichel oder
durch Aetzung mit Säuren. Gewöhnlich, geht dem eigentlichen Graviren die
Radirung voraus, d. h. die Zeichnung wird, nachdem die. Platte mit einest
durch die Säuren nicht verletzbaren schwarzen Firnißüberzug „gedeckt" ist, mit
der Radirnadel so ausgezeichnet, daß die Linien, Punkte u. s. f. derselben am
dem schwarzem Grunde blank erscheinen. Sodann wird die Platte mit einem
Wachsrande umgeben und die Säure zum Einätzen darauf gegossen. Diese
frißt die bloßliegende Zeichnung ein, so daß hiedurch schon, eine Vertiefung
derselben stattfindet. Die Ausführung ist dann dem Stichel oder (bei der
sogenannten Schwarzkunstmanier) dem Schabemesser überlassen. Denn die
Manier ist nicht wie beim Holzschnitt auf die linearische Reproduktion be-
schränkt, sondern fügt derselben außer dem Schaben noch die Schräffirung
und die Punktirung hinzu, welche, sei es durch Stich oder Aetzung'oder durch
Beides, entweder einzeln oder in Verbindung mit einander auf derselben Platte
angewandt werden können. Ist nun die Platte vollendet, so wird sie ver-
mittelst eines wollnen Ballens mit Kupferschwärze eingerieben, so daß alle
vertieften Stellen völlig, mit derselben ausgefüllt sind und dann die ebenen
Stellen sorgfältig abgerieben und gereinigt, so daß. die Schwärze nur in den
Vertiefungeu zurückbleibt. Dann wird sie in die Kupferdruckpresse gebracht,
deren mechanische Einrichtung von der Buchdruckerpresse wesentlich verschieden
ist. Denn während in der letztern der „Holzstock" oder vielmehr die auf den
Erhabenheiten desselben befindliche Schwärze auf das Papier gedruckt wird^
findet bei der Kupferdruckpresse das Gegentheil statt, indem hier das Papier
in die Vertiefungen der Platte, in.denen die'Schwärze enthalten ist, einge-
drückt wird. Indessen kann man natürlich auch eine Kupferplatte gleich einem
Holzschnitt behandeln, wenn man die Vertiefungen nicht mit Farbe nusfüllt,
sondern die ganze Platte damit bedeckt, und auf der gewöhnlichen Presse ab-
druckt. Aber während.beim Holzschnitt sich die Zeichnung in schwarzen Linie»-
auf weißem Grunde darstellt, würde sie dann beim Kupferstich umgekehrt in
Weißen Linien auf schwarzem Grunde erscheinen.

Die Lithographie (M&og „Stein") bedarf nun zur Reproduktion weder
einer in die Platte vertieft eingeschnittenen Zeichnung, wie der Kupferstich,
noch einer in der Platte erhaben ausgeschnittenen Zeichnung, wie der Holz-
schnitt: sie bedarf überhaupt gar nicht der Verwandlung der Zeichnung in
einen — sei es positiven oder negativen — Stich. Die Platte bleibt dabei
eine ebene Fläche wie vorher, so daß diese Manier technisch betrachtet grade
die Mitte 'zwischen dem Erhabendruck des Holzschnitts und dem Tiefdruck des
des Kupferstichs bildet. Denn was diese auf mechanische Weise durch Er-
höhung oder Vertiefung der Zeichnung erreichen, nämlich den Unterschied
zwischen den farbigen und farblosen Stellen der Platte, das bringt die Litho-
graphie auf chemischem Wege zu Stande. (Fortsetzung folgt.)

Correspondenzen.

2 Dresden, den .11. August. Die Ausstellung auf der Brühl-
schen Terrasse bietet, wie die Ausstellungen aller Orten die zahlreichste Ver-
tretung im Fache der Landschaft, obgleich auch im.Genre und insbesondere
im historischen Fache sehr Bedeutendes, wir nennen nur „Carl V." und
„Friedrich der Größe" von I. Hübner, vorhanden ist. Die beiden ge-
nannten Bilder bezeichnen wir noch überdies mit gerechtem Stolze als em-
heimische Produktionen, während im landschaftlichen Fache zumeist Fremde
das Bedeutendste geleistet haben. An der Spitze dieser Gattung steht vor
Allem mit Recht ein größeres Bild von Oswald Achenbach in Düsseldorf,
eine „Italienische Landschaft" mit reicher Staffage. Um einen predigenden
Mönch haben sich eine ziemliche Menge Zuhörer in den verschiedenartigsten
Kostümen malerisch gruppirt versammelt, auf einem weiten, freien Platze eines
Städtchens, das etwa an Lariccia des römischen Gebirges erinnert. Den

Sintergrund schließen einige größere Gebäude und eine ernste, großartige
ruppe von Pinien und Cypressen, deren dunkles Grün energisch gegen den
bleichen Himmel absticht, welcher ganz die eigenthümliche Färbung zeigt, die
in der Regel einem jener schwülen Sciroccotage vorangeht, wie sie der rö-
mische Sommer so häufig hat. Vortrefflich sind die heißen und ausgedörrten
steinernen Stufen, der staubige Grund, die gleichmäßige bleiche, silbergraue
Beleuchtung aller Gegenstände, die dem Beschauer das Gefühl einer stillen,
drückenden Schwüle mit solcher Ueberzeugung geben,, daß selbst Diejenigen,
welche Italien nie gesehen, doch von der überwältigenden Wahrheit und Ge-
genständlichkeit ergriffen werden. Doch können wir bei allen anerkannten
Vorzügen dieses Werkes einen, allerdings häufig vorkommenden Fehler nicht
unbemerkt lassen: die ganze Dimension des Bildes nämlich erscheint uns zu
groß; eine gewisse Leöre, ein Mißverhältniß der Figuren' and des landschaft-
lichen Theils im Bilde gegen die enorm große Masse des monotonen Himmels
wäre sicher in einem kleinern Verhältnisse der Ausführung vermieden und eine

noch innigere, wärmere Belebung und Durchführung des Ganzen viel leichter
erzielt worden. Es ist dies, wie gesagt, ein Mangel, der uns so häufig auf-
fällt/ daß ich'mir nicht versagen kann, ein in vieler Hinsicht ebenso virtuoses
Werk im Genre, das mir nicht minder einen Beleg zu diesem Tadel zu geben
schien, gleich , hier zu erwähnen, um so mehr, als ick nicht beabsichtige, eine
sogenannte Ausstellungs - Recension zu geben, sondern nur eine Auswahl
dessen, was gerade bedeutend und bemerkenswerth erschien, ohne dadurch
dem Verdienste dessen, was ich zufällig nicht erwähne, irgendwie zu nahe zu
treten. Das Bild, welches ich meine, ist unter der Bezeichnung: „Am'Grabe
der Mutter" von dem bekannten C. Hübner in Düsseldorf eingesandt. Ein
paar Mädchen in dem allerliebsten Kostüm des Westerwaldes, die Aeltere
stehend, die Jüngere sitzend, auf einem wildverwachsenen Kirchhofe, vor einem
niedrigen, schwarzen, mit Blumen geschmückten Kreuze, bilden eine anmuthige
Gruppe, die sich iu kräftiger Betonung'von dem Hellen Himmel und der
Landschaft abhebt. Abgesehen von dem in der That etwas abgenutzten Mo-
tive, was auch bei dem Künstler kaum mehr eine recht innige Betheiligung
voraussetzen läßt, ja was zum Theil sogar wohl der Grund des mehr als
unsicheren Ausdrucks der beiden Köpfe sein mag, der bei der Jüngeren sogar
in eine entschiedene und unerklärliche Freundlichlichkeit ausartet, ist eine ge-
wisse Flüchtigkeit der Charakteristik gerade in den Figuren um so mehr auf-
fallend, wenn man sich der soliden Technik in dem: „Jagdrecht" und andern
Erstlingswerken desselben Künstlers erinstert, welche mit Recht seinen bebrüten-
den Ruf begründeten. Möchten unsere besten Künstler hierin wenigstens nicht
das Beispiel vieler renommirten Belgier und Franzosen nachahmen, die nach
einer oder wenigen wirklich bedeutenden Leistungen den erworbenen Ruf nur
benutzen, um so viel Geld als möglich und so schnell als möglich zu machen-
Auch dem hier erwähnten Werke würde sicher eine kleinere Dimension, wie
sie der unbedeutende Gegenstand eigentlich nur verlangt, in jeder Beziehung
 
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