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Beilage zu M 13 der „Dioskuren".

als Knabe hinter einem FelsenvorspruriH knieend und eine Gruppe wandernder
Kaufleute belauschend. Wir können nicht sagen, das wir — abgesehen von
der gediegenen Technik, namentlich in der Behandlung des Fleisches, welches
ein eigenthümliches Lüstre zeigt — diesen Darstellungen ein tieferes Interesse
abgewinnen könnten. Man kommt eben dabei über die kalte Achtung vor dem
Talent des Künstlers nicht hinaus bis zur Freude am Werke selbst, bei dessen
Beschauung man unwillkürlich zu der Frage sich versucht fühlt, was der Grund
für die Wahl solcher Motive sei. — Auch Graes' s „Ariadne, von Theseus
verlassen ans Naxos" (Nr. 279), so anerkennenswerth die saubere Technik und
fleißige Ausführung ist, die sich namentlich in der sorgfältig studirten Mo-
dellirung der nackten Theile ausspricht, läßt doch in Beziehung auf das Poe-
tische Interesse, welches in dem mythologischen Vorwurf liegt, Manches zu
wünschen übrig. Die daraus entspringende Leere der ideellen Komposition
ist aber bei dieseni Vorwurfe um so fühlbarer, als es neben seinem spezifisch
mythologischen Inhalt auch einen nicht geringen Stoff von allgemein-mensch-
licher Bedeutung darbot. Die verlassene Geliebte, welche von dem einsamen

Felsen dem Entflohenen nachschaut, indem in ihrem Herzen sich die Gefühle
der Sehnsucht und Bitterkeit streiten, ist zu wenig charakterisirt; namentlich
was den physiognomischen Ausdruck und auch was die Haltung betrifft, wel-
ches Beides mehr den Eindruck einer gewissen Geistesträgheit als den einer
innerlich tiefen Gefühlsbewegung zur Anschauung bringt.

Wenn wir die vaterländische Mythe und Bolkssage überhaupt mit in
diesen Bereich ziehen wollten, so würden wir noch einige andere Bilder zu
erwähnen haben, wie das als Komposition recht bedeutende Gemälde von
Henneberg: „die wilde Jagd" (Nr. 322), Stike's „Tristan und Jsold in
der Verbannung" (Nr. 885) und etwa auch Adolph Schrödter's von Hu-
mor überstießende Schilderung „Don Quixote's und seiner Dulcinea von To-
boso" (Nr. 1454). Indessen greifen sie, und zwar Jeder nach einer andern
Seite hin, bereits zu entschieden in andere Gebieten über, als daß sie nicht
eine besondere Betrachtung erforderten. M. Sr.

(Fortsetzung folgt.)

Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Königliche Provinzial-Gewerbeschule in Elberfeld.

Die Direktion zeigt an, daß das neue Schuljahr am Mittwoch den 8. Oktober
beginnt, an welchem Tage die Prüfung und Aufnahrne der neuangemeldeten Schüler
stattfindet. Mit Hinweisung auf die unter der Rubrik „Kunstindustrie" in Nr. 12 der
„Dioskuren" gegebene Organisation des Instituts fügen wir hinzu, daß das Schulgeld
für die untere Klasse 12 Thlr., für die obere 16 Thlr. pro Jahr beträgt, und daß
Anmeldungen zur Aufnahme, welche jedoch nur nach zurückgelcgtem 14. Lebensjahre
des Aufnahme-Suchenden Berücksichtigung finden können, vom i. Oktober ab, täglich
von dem Direktor der Lehr-Anstalt im Schulgebäude entgegengenommen werden. Ferner
ist zu bemerken, daß Auswärügen bei anständigen Familien gegen billiges Honorar
em Unterkommen nachgewiesen werden kann.

Der Verein Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe

und

der Kunstvercin für die Nhcinlande und Wcstphalcn.

Es ist der Redaktion der „Dioskuren" vom Vorstande des „Vereins Düsseldorfer
Künstler zu gegenseitiger Unterstützung :c." „um falschen Darstellungen zuvorzukommen",
eine als Manuskript gedruckte und für die Aktionäre des Vereins bestimmte Schrift
übersandt worden, welche den zwischen diesem Verein und dem „Kunstverein für die
Rheinlands und Westphalen" ausgebrochenen Streit behandelt. Wir enthalten uns
vorläufig jeder Aeußerung über diese bedauerliche Differenz, werden aber gern, soweit
es der beschränkte Raum unsers Blattes gestattet, für jede der beiden Parteien die
Spalten desselben offen halten.

Wegen des bedeutenden Umfangs genannter Schrift müssen wir uns auf Her-
vorhebung der wesentlichsten Stellen daraus beschränken. Sie soll, dem Titel nach,
sein, eine

Bffcne Erklärung in Sachen des „Kunstvereins für Rheinland und Wcst-
phalcn", im Aufträge des „Vereins der Düsseldorfer Künstler für ge-
genseitigen Unterstützung und Hülfe".

Der eigentlichen „offenen Erklärung" geht eine Einleitung voraus, welche lautet:

Der Verein der Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe
erlaubt sich die beifolgende Erklärung sämmtlichen Aktionären des Kunstvereins für
Rheinland und Westphalen zu überreichen, mit der Bitte, von derselben gefälligst
Kenntniß nehmen zu wollen. Die Verwaltung des Kunstvereins hat schon seit lange
bei dem bei weitem größeren Theil der hiesigen Künstler eine entschiedene Mißstimmung
erregt, weshalb der obengenannte Verein, dem es nach seinem Statut obliegt, die
Interessen der Kunst und der Künstler am hiesigen Ort zu wahren und zu fördern,
sich veranlaßt sieht, eine Erklärung der Ursachen dieser Mißstimmung den Aktionären
des Vereins mitzntheilen und solcher Gestalt von der Verwaltung des Vereins an sie
zu appelliren. — Der obengenannte Verein sieht sich hierzu um so mehr berechtigt,
als. die Verwaltung des Kunstvereins bekanntlich in einer von ihrem Sekretair re-
digirten periodischen Schrift, dem Korrespondenzblatt des rheinisch-westphälischen Kunst-
vereins, einseitige und oft entstellte illachrichten über hiesige Kunstzustände auf eiue
halb occulte Weise verbreitet.

Die General-Versammlung des Vereins findet am 25. October d. I. Statt, und
wäre es sehr zu wünschen, daß sich die Aktionäre derselben möglichst zahlreich ein-
fänden, um entweder die Verwaltung ihres Vereins und deren Maaßnahmen durch
ihre Genehmigung zu sanctioniren oder im andern Falle auf dieselbe modificirend
einzuwirken. Düsseldorf, im September 1856.

Der Vorstand des Vereins Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung u. Hülfe.

In dem Text selbst legt nun die „offene Erklärung" den ganzen Thatbestand dar:

Eine Anzahl der namhaftesten hiesigen Künstler hat sich vereinigt in dem Beschluß,
die diesjährige Ausstellung des rheinisch-westphälischen Kunstvereins nicht mit ihren
Werken zu beschicken, und dadurch ihr Mißvergnügen mit den neueren und neuesten
Anordnungen der Verwaltung dieses Vereins thatsüchlich ausgesprochen.

Der Verein der Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe,
welcher diese Maßregel seiner Mitglieder vollkommen gutheißt und damit einver-
standen ist, obgleich er eine solche nicht durch Beschluß für alle seine Mitglieder zur
Regel erheben mogte, sieht sich nunmehr veranlaßt, und hat demgemäß in seiner
General-Versammlung am 16. Juli d. I. beschlossen, die Gründe des Mißvergnügens
der größten Mehrheit der hiesigen Künstler mit den Maßnahnien der Verwalwng des
rheinisch westphälischen Äunstvereins öffentlich bekannt zu machen und zu erklären, und
dadurch die Aktionäre des genannten Vereins, falls sie mit seiner Ansicht einverstanden
find, zu veranlassen, auf die Verwaltung ihres Vereins einzuwirken, zugleich aber auch

das sämmtliche Publikum in den Stand zu setzen, die Verhältnisse zu beurtheilen,
welche schon seit langer Zeit eine Mißstimmung gegen die Verwaltung des genannten
Kunstvereins bei der Mehrzahl der hiesigen Künstler verursacht haben.

Bekanntlich wurden in früheren Jahren die Ausstellungen des Vereins in den
Monaten Juni resp. Juli gehalten, und dauerten gewöhnlich bis Anfang resp. Ende
August. In diesem Jahre hingegen hat die Verwaltung des Vereins dies dahin
geändert, daß die diesjährige Ausstellung erst am 7. September begann. Da nun
die alle zwei Jahre wiedcrkehrende Ausstellung der königl. Akademie der Künste in
Berlin gleichfalls mit dem Monat September beginnt, so ist dadurch eine Gleich-
zeitigkeit beider Ausstellungen hervorgerufen, welche es den hiesigen Künstlern un-
möglich macht, beide Ausstellungen mit neuen Werken, wenigstens mit größeren und
bedeutenderen Arbeiten, zu beschicken. Den meisten Künstlern zedoch ist daran gelegen,
auf der akademischen Ausstellung in Berlin mit ihren Werken zu erscheinen, da diese
Ausstellung wirklich der einzige Platz ist, wo preußische Künstler unter den Auspicien
der Regierung ihres Landes, mit ihren Werken wetteifern und Auszeichnungen er-
werben können. Andererseits aber ist das Erscheinen auf der Ausstellung des rheinisch-
westphälischen Kunstvereins den hiesigen Künstlern gleichfalls von großer Wichtigkeit.
Nicht nur daß Jeder, innerhalb der Düsseldorfer Schule lebend und derselben eifrigst
zugethan, wie denn glücklicher- und rühmlicherweise der Sinn des Zusammenlebens
und Zusammenwirkens bei der hiesigen Künstlerschaft höchst lebendig ist und bleiben
wird, wünscht, bei der jährlichen allgemeinen Ausstellung womöglich sich rühmlich zu
bewähren, es wird auch der rheinisch - westphälische Knnstverein als ein Institut be-
trachtet, welches berufen ist, durch Ankauf guter Bilder den hiesigen Künstlern zur
Berwerthung ihrer Arbeiten behülflich zu sein, und so erscheinen die Bilder auf hiesiger.
Ausstellung nicht nur, uni der Ehre und des Ruhmes wegen zir kvnkurrircn, sondern
in Wahrheit auch des Verkaufes wegen. Es war also, indem man anordnete, daß
die Ausstellung am hiesigen Orte in dieselbe Zeit mit der akademischen Ausstellung
in Berlin falle, den Künstlern jedenfalls eine Möglichkeit der Geltendmachung ihrer
Werke genommen, die hiesige oder die in Berlin. Daß dies Dilemma der Verwaltung
des Kunstvereins nicht unbekannt sein konnte, wird sich in Späterem zeigen.

Es war aber noch ein anderer Grund vorhanden, welcher die hiesigen Künstler
wünschen ließ, die Ausstellung nicht erst im Herbste eröffnet zu sehen. Viele derselben,
welche, wie oben bemerkt, das größte Interesse haben, Bilder aus die Ausstellung zu
bringen, werden in jedem Falle, da, wie später erörtert werden wird, dem Kunstverein
daran liegt, nur das Allerneueste zu bekommen, bis zun: letzten Termine an den für
die hiesige Ausstellung bestinunten Bildern arbeiten, um ihnen eine größere Vollendung
zu geben. Solche nun, sofern sie Genre oder Landschaft malen, hatten, nach der
früheren Einrichtung, im Fälle ihre Werke verkauft, in dem Erlös derselben, die
Mittel, die für ihre Kunst so nöthigen Studienreisen zu machen, während bei der
jetzigen Einrichtung selbst der Verkauf der Bilder ihnen die Möglichkeit solcher Reisen
entzieht, da Ende Oktober ersichtlicherweise Niemand mehr zu solchen Zwecken reisen
kann. Es trifft also die neue Einrichtung die ganze jüngere Künstlerschast, welche der
Studien vor Allem bedürftig und nicht immer mit reichlichen Geldmitteln versehen
ist, auf's Empfindlichste.

Aufmerksam, die Rachtheile einer solchen Anordnung der hiesigen Ausstellung von
den hiesigen Künstlern abzuwenden, wandte sich der Verein Düsseldorfer Künstler zu
gegenseitiger Unterstützung und Hülse (vulgo Unterstützungsverein), welcher den Schutz
aller Kunst- und Künstlerinteressen, sowie die Repräsentation der hiesigen Künstler zu
seiner Ausgabe hat, bereits am 20. Mai d. I. schriftlich an den Verwaltungsrath des
Kunstvereins mit dem Gesuch, den Termin der Ausstellung in die früher übliche
Periode des Sommers zu verlegen, indem er oben angeführte Gründe für sein Gesuch
geltend machte. Es wurde diesem Gesuch jedoch nicht willfahrt, indem der Ver-
waltungsrath den ziemlich trivialen Grund geltend machte, daß er sich zu der anbe-
raumten Zeit im September einen zahlreicheren Besuch von durchreisenden Fremden
verspräche, als er früher gehabt habe. Der Unterstützungsverein mußte in vieser An-
ordnung und in ihrem Festhalten einen Versuch vermuthen, den hiesigen Künstlern
die Beschickung der akademischen Ausstellung in Berlin wo nicht unmöglich zu machen,
doch zu erschweren. Eine solche Vermuthung lag nahe, da die hiesige Künstlerschast
in letzterer Angelegenheit schon seit Jahren mit der hiesigen königl. Akademie in oft
erneuerte Zwistigkeiten gerathen ist, und die Verwaltung des rheinisch westphälischesi
Kunstvereins bekanntlich fast durchaus in den Händen derselben Personen ruht, welche
der hiesigen königl. Akademie vorstehen.

Seit 1850 nämlich besitzt der Unterstützungsvercin als Repräsentant der hiesig
Künstlerschast das Recht, von ihm durch eine dazu gewählte Jury begutachtete K>"ch
werke kostenfrei zu der akademischen Ausstellung in Berlin einsendcn zu dürfen;.
Recht, welches früher nur der hiesigen Akademie oder vielmehr ihrem Direktorin
zustand, welches die nach Berlin zu sendenden Bilder aussuchte, und zugleich jebv
die vom hiesigen rheinisch westphälischen Knnstverein angckauften Bilder witfiw.
weshalb denn damals auch die Ausstellung hier so zeitig war, daß nach ihren:
die auf derselben vom Kunstverein angekauften Bilder in Berlin noch zur Ausstcn »
 
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