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aufgestellten Böller einen festlichen Willkommen entgegen. Als sie landeten,
wurde ihnen von dem städtischen Comitö im Namen der Stadt willkommen
geheißen, und dann ging es im stattlichen Zuge unter dem voraufgetragenen
Banner des Düsseldorfer „Malkasten" nach dem Versammlungsorte. Hier
empfing uns in den mit Epheu und Laubgewinden ausgeschmückten Sälen
der Herr Kreisdirektor im Namen der Regierung, eine Aufmerksamkeit, die
mit einem fröhlichen Hoch erwiedert wurde. Nachdem der übrige Tag und
Abend dazu angewandt wurde, manche alte Bekanntschaften wieder aufzu-
frischen und neue anzuknüpfen, wurde nun am folgenden Tage (Sonntag
den 28.) um zehn Uhr die erste Versammlung abgehalten. Der durch Akkla-
mation zum Alters-Präsidenten gewählte Professor Maler Veit eröffnete
die Sitzung. Zum zweiten Präsidenten wurde Direktor Pelissier aus Ha-
nau und als Mitglieder des leitenden Komites wurden Maler Leutze aus
Düsseldorf, Maler I. Becker aus Worms, jetzt in Frankfurt, und Professor
Felsing aus Darmstadt, sowie die Maler H. Becker aus Hamburg und A.
Weber aus Düsseldorf, letztere beiden als Schriftführer, gewählt. Zuerst
wurden auf den Antrag des Präsidenten die Hauptpunkte, 'welche zur Ver-
handlung kommen sollten, mitgetheilt, nämlich 1. die Gründung einer
allgemeinen deutschen Kunstausstellung, 2. Bildung eines allge-
meinen deutschen Künstler - Unterstützungs - Vereins und 3. Nach-
suchung beim Bundestage um Schutz des geistigen Eigenthums.
— Nachdem noch alle Anwesenden ihre Namen und die von ihnen vertretenen
Kunstzweige genannt hatten, ging man auf die Diskussion des ersten Haupt-
punktes, betreffend den Vorschlag der „Bildung einer allgemeinen deutschen
Kunstausstellung", über. Im Allgemeinen wurde als der Grundgedanke hin-
gestellt, daß eine solche allgemeine, jährlich wiederkehreude deutsche Kunstaus-
stellung mehr die Repräsentation der deutschen Kunstthätigkeit als den Verkauf
der Werke im Auge behalten müsse. Nach langen Debatten wurde beschlossen
eine periodisch wiederkehrende allgemeine deutsche Kunstausstellung in noch näher
zu bestimmenden Städten in's Leben zu rufen

Am zweiten Sitzuugstage, zu welchem noch mehrere Künstler eingetroffen
waren, wurde zunächst, da Professor Veit inzwischen wieder abgereist war,
der Bildhauer von Launitz aus Frankfurt a. M. zum zweiten Präsidenten
gewählt, während Herr Pelissier den ersten Vorsitz führte; sodann bestimmte
man die Städte, zwischen denen die periodische allgemeine Kunstausstellung
abwechseln sollte, nämlich: Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frank-
furt a. M., München und Wien. Es kam dann zu dem schon Eingangs
erwähnten Beschlüsse, daß mit nächstem Frühjahre Abgeordnete aller deutschen
Kunstschulen und Künstlerkreise zu einer berathenden General-Versammlung
berufen merden sollen, und dieser Ausschuß auch die Leitung der ersten allge-
meinen deutschen Kunstausstellung übernehmen solle. Als Ort der ersten Kunst-
ausstellung wurde ganz passend, weil es ein neutraler Ort und eine Reichs-
stadt ist, Frankfurt a. M. vorgeschlagen und durch allgemeine Akklamation
angenommen. Hierauf ging man zum zweiten Hauptpunkte über. Der
Schriftführer, Maler H. Becker, schilderte die mannigfachen Mittel und Wege,
wie das geistige Eigeuthum, namentlich der Maler, ausgebeutet würde; und
wie 'namentlich die Künstler durch die überall blühenden Kopiefabriken auf die
schamloseste Weise in ihren Werken bestohlen würden. Solcher Freibeuterei
gegenüber seien die Künstler so zu sagen schutzlos, da sogar ihre Monogramme
und Unterschriften unter die Kategorie gewöhnlicher Fabrikzeichen gebracht und
bei vorkommenden Klagen gesetzlich beurtheilt würden. Nach verschiedenen
Beiträgen zu dieser Frage wurde beschlossen, „den Hohen Bundestag, im
Namen sämmtlicher deutschen Künstler, zu bitten, daß es demselben gefallen
möge, eine gesetzliche Bestimmung über den Schutz des geistigen Eigenthums
in Werken der Kunst zu erlassen" und die einzelnen Künstlergenosseuschaften
und Künstler zu veranlassen, um ähnlichen Schutz bei ihren betreffenden resp.
Regierungen einzukommen.

Die dritte und letzte Sitzung wurde am 30. September abgehalten.
Nach Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung wurde der einstim-
mige Beschluß gefaßt, ein Central - Büreau zur Leitung der vorbe-
reitenden Geschäfte der allgemeinen deutschen Kunstausstellung
zu gründen. Dasselbe sollte in Düsseldorf residiren und vorläufig in den
Händen des jetzigen Comitss bleiben, welches die etwaigen Vorschläge und
Anträge entgegennehmen, dieselben zur nächsten allgemeinen deutschen Künst-
lerversammlung vorbereiten, überhaupt sämmtliche Geschäfte führen solle. Die
Kosten der Versammlung sollten bis auf Weiteres durch die Versammlungen
gedeckt werden, die der Ausstellungen sollten der Berathung des Comitss
überlassen bleiben. Schließlich kam noch die Frage der Gründung eines
allgemeinen deutschen Künstler - Unterstützungsvereins, resp. die
Errichtung einer Wittwenkasse u. s. w. zur Sprache und wurde die Gründung
eines solchen Vereins beschlossen. Hierauf wurde die Sitzung, sowie die ganze
Konferenz von dem Vorsitzenden als geschlossen erklärt, welcher die Versamm-
lung mit den Worten entließ, er hoffe, daß das Wort auch zur That werden
möge, und wünsche Allen ein fröhliches Wiedersehen aus nächstes Frühjahr.
Mit lautem Jubelruf löste sich die Versammlung auf und zog, das Düssel-
dorfer Ehrenbanner an der Spitze, hinaus nach dem Rochusberge, wo ihrer
ein echt rheinischer Labetrunk wartete, gespendet von der Gastfreundschaft des
Herrn von Landy, welcher persönlich die Künstler dazu eingeladen. Eine
Fackelfahrt auf dem Rheine beschloß den schönen Tag. Später zog die ganze
Schaar wiederum unter Fackelbeleuchtung nach dem Rathhause, um hier der
Stadt in ihrem Magistrate nochmals den aufrichtigsten Dank darzubringen.
Den Beschluß machte eine heitere Abendunterhaltung mit Tanz, zu welcher
die Stadt sämmtliche Künstler eingeladen hatte.

h Wien den 3. Oktober. Schneller als ich selbst hoffte, erfülle ich das
Ihnen gegebene Versprechen, von hier aus einige Mittheilungen über die Wiener
Kunstthätigkeit zu machen, und um vollends die Zufriedenheit Ihrer Leser zu
erwerben, will ich ohne weitere Einleitung sofort auf das Thatsächliche über-

gehen. Schon vor längerer Zeit ist die Absicht ausgesprochen die Halle
im neuerbauten Arsenal mit Wandmalereien zu schmücken, doch ist
man bis jetzt noch unentschieden, in welche Hände dieser Auftrag zu legen
sei. Professor Rahl, der sich um die Arbeit bewirbt, hat soeben Entwürfe
dafür vorgelegt, die in der Gesammtidee dem Zwecke ebenso angemessen, als
großartig und schön in der Auffassung des Einzelnen sind. Vier große Haupt-
bilder stellen die vier bedeutendsten und für die Geschichte des Landes folgen-
reichsten Kämpfe der Oestreicher dar, über welchen ein Fries in fort-
laufender Folge die Entwicklung der Oesterreichischen Monarchie zur
Anschauung bringt. Zwischen den Hauptbildern stehen in personificirter Dar-
stellung: Religion, Gerechtigkeit, Klugheit und Stärke, und unter
diesen sind die verschiedenen Kampfmotive durch die Thaten der Helden Go-
liath, Josua, Gideon und St. Michael repräsentirt. Außerdem wird
jede Provinz Oesterreichs durch ein Bild dargestellt. Von der Größe des zu
schmückenden Raumes kann man sich einen Begriff machen, wenn man hört,
daß die Figuren^im Friese eine Höhe von sieben Fuß bekommen sollen. Denkt
man sich diese Skizzen mit Rahls bekannter Meisterschaft, der nur leider
schon zu lange eine ähnliche Gelegenheit fehlte, im Großen ausgeführt, so
kann man nur wünschen, daß ihm der Auftrag zu Theil werden möge, was
übrigens kaum zu umgehen sein dürfte, da er der einzige österreichische Histo-
rienmaler ist, der sich dazu gemeldet hat. Indessen wird cs Ihnen nicht un-
bekannt sein, in welcher eigenthümlichen Stellung sich dieser ausgezeichnete
Künstler der K. K. Akademie gegenüber befindet; und es dürfte daher doch
noch nicht so ganz gewiß sein, daß sein Anerbieten angenommen wird. Je-
denfalls wäre eine Ablehnung sehr zu beklagen, hauptsächlich der Kunst selbst
wegen, welche dadurch um ein großartiges Werk ärmer bleiben würde. —

Die Galerie des Fürsten Estharhazy, welche bisher an bestimmten Wochen-
tagen dem Publikum zugänglich war, ist jetzt wenigstens für die nächste Zeit
geschlossen worden, und diese Verordnung hat einen sehr beklagenswerthen
Grund, der leider in der letzten Vergangenheit nicht ohne Beispiel ist. Es
sind nämlich daselbst und zwar durch den dort angestellten Konservator Al-
tenkopf zahlreiche Veruntreuungen verübt worden, die besonders die sehr
zahlreiche und auserlesene Sammlung der Handzeichnungen und Stiche des
Fürsten betroffen haben und zwar um so empfindlicher, als sie dadurch ihrer
schönsten Zierden beraubt wurden. Die vorläufigen Recherchen ergeben, wie
der bei denselben thätig gewesene Kustos, der K. K. Gemälde-Galerie des
Belvedere Herr Erasmus Engert versichert, einen Schaden von circa
80,000 Gulden, doch befinden sich unter den entwendeten und in alle Welt
verkauften Blättern etliche, deren Werth bei ihrer großen Seltenheit schwer
im Gelde zu bestimmen sein dürfte. Von 24 Landschaften von Rembrandt
ist nur eine einzige vorgefunden und einen der ersten und vorzüglichsten Ab-
drücke des berühmten Rembrandt'schen Blattes „Bürgermeister Six", den der
Fürst vor mehreren Jahren für 2000 Gulden erworben, hat Altenkopf in
Paris für 2000 Franks verkaufen lassen. Fast sämmtliche Dürer'sche Zeich-
nungen und Holzschnitte fehlen, doch hofft man dieselben wieder zu erlangen,
da sie in Wien selbst verkauft sind. Das anfangs verbreitete Gerücht, daß
er auch Original-Oelgemälde durch Kopieen ersetzt habe, hat sich jedoch nicht
bestätigt. Der Konservator, der seine Aufgabe in so hohem Grade mißver-
standen, befindet sich hier in polizeilicher Haft. Nächstens mehr.

5 Dresden im September. (Fortsetzung und Schluß des Berichts
über die Ausstellung aus der Brühl'schen Terrasse.) — Das größte Bild
der Ausstellung war ohne Zweifel „die Schlacht von Culm mit der Gefan-
gennehmung des General Vandamme", gemalt von C. Recht in. Ich brauche
nicht absichtlich in meiner katonischen Rolle bleiben zu wollen, wenn ich hier
mehr wie je Veranlassung finde, die Dimension des Ganzen und der ein-
zelnen Figuren als eine viel zu große und dadurch dem ganzen Bilde schäd-
liche zu bezeichnen. Hätte es dem Maler gefallen, auf derselben Leinwand
nur halb so große Figuren zu geben, er würde mit so viel Technik und Ge-
schick, als die Arbeit bekundet, gewiß etwas viel Bedeutenderes geleistet haben.
Von unberechenbarem Vortheil würde es schon gewesen sein, wenn der Raum
für die eigentliche Darstellung der Schlacht gewonnen worden wäre, welche
jetzt durch die allzufragmentarischcn Andeutungen von Köpfen und halben
Figuren nur nothdürftig bezeichnet werden konnte. Daß das Bild trotz seiner
patriotischen Bedeutung in Deutschland noch kein Unterkommen finden konnte,
ist, wenn wir auch die Leistung nur als eine immerhin bedingte betrachten
können, doch für Deutschland eben kein günstiges Zeichen. In der großen
Gallerie von Versailles sind Massen von Bildern, die nicht besser sind, und
blos durch den Gegenstand zur Aufnahme berechtigt erscheinen. Lassen Sie
mich hier gleich zu den bereits im Eingang erwähnten beiden Bildern von
Professor I. Hübner „Friedrich der Große" und „Karl der V." übergehen,
die sich und insbesondere das Erstere, trotzdem daß es nur kurze Zeit hier
ausgestellt sein konnte, der entschiedenen Zuneigung des besuchenden Publikums
erfreuten. Zwar wäre ich fast, nachdem Sie bereits in Ihrer Kritik über die
gegenwärtig in Berlin andauernde große akademische Kunstausstellung der
beiden Bilder ebenfalls und zwar in einer wie mir scheint zu strengen Weise
Erwähnung gethan haben, versucht, ganz darüber zu schweigen, wenn ich
nicht der Ueberzeugung lebte, daß Sie auch abweichenden Ansichten gern
Raum gönnen. Nun muß ich Ihnen gestehen, daß wir hier über diese beiden
Bilder ganz anders urtheilen, als es, nach den öffentlichen Blättern zu ur-
theilen, in Berlin geschehen ist. Denn ich stehe keineswegs allein in meiner
Hochschätzung derselben da und suhre Ihnen zum Beweise ein Urtheil des
Kritikers in der Constit. Zeitung an, welches ich fast wörtlich unterschreiben
möchte. Dieser sagt unter Anderem in der Vergleichung der beiden Bilder
— denn sie gehören zusammen in jeder Beziehung: „Zwei vom Leben Ab-
schied Nehmende sind es, die uns der Künstler vorführt; aber welche Gegen-
sätze sprechen aus diesen beiden Gestalten, die, beiläufig gesagt, auch nach der
sinnigen Anordnung ihres Schöpfers einander eutgegengekehrt sind, gleichsam
 
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