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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 9.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.13518#0120

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107

Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Wissenschaftlicher Kunstverein zu Werttn-

In der Versammlung am 15. Febr. theilte der Schriftführer aus
bem Protokolle der letzten Sitzung das sehr befriedigende Ergeb-
uiß der Rechnungslegung für 1863 und das der Beamtenwahl
mit. Durch Akklamation wurden die Herren Geh. Reg.-Rath
Dr. Waagen, Prof. Mandel, Dr. Förster und G. Keibel
muss Neue als Vorsteherschaft gewählt. Nach Verlesung des
Protokolls widmete der Vorsitzende Prof. Mandel dem durch
den Tod aus dem Vereine abgerufenen Prof. W. Krause,
Mitglied der Akademie der Künste, der sich als ausgezeichneter
Marine- und Landschaftsmaler einen allgemein anerkannten Ruf
erwarb, als heiterer Gesellschafter den Verein der Freunde durch
seinen unverwüstlichen Humor immer in die froheste Stimmung
versetzte, einen Nachruf ehrenden Gedächtnisses. — An Kunstge-
genständen waren aufgestellt und ausgelegt: Ein Jäger, Sta-
tuette von Franz; eine Römerin mit ihrem Kinde, Aquarelle
von Henning; beides Gewinnste des Vereins aus der zur Un-
terstützung bedürftiger Kunstgenossen zur Verloosung veranstalteten,
Ausstellung. — Prof. Zahn, von einer wissenschaftlichen Reise
aus Prag zurückgekehrt, legte einen, nach Ed. Engert's, Di-
rektors der Akademie der Künste, zu Prag berühmtem Gemälde:
„Die Verhaftung der Familie König Manfred's des Hohenstaufen
nach der Schlacht bei Benevento 1260" sehr gelungen ausge-
führten Kupferstich vor, und Hr. Sichler zwei Medaillon-Bild-
nisse Gallileo Gallilei's, von denen insbesondere das nach
einem älteren Broneeguß, davon das Original sich in dem kgl.
Museum befindet, für ursprünglich nach dem Leben modellirt
gelten darf, und zu der am 18. v. M. stattfindenden dreihun-
dertjährigen Gedächtnißfeier des edlen Märtyrers seiner Wissen-
schaft als eine willkommene Festgabe erscheint. — Uebersättigt
von den in jüngster Zeit dem Vereine vorgelegten Photogra-
phien erschien es den Kunstgenossen als eine wahrhafte Erquickung,
sich wieder einmal an den ausgezeichneten Kunst- und Meister-
werken des Grabstichels und der Radirnadel erfreuen zu können.
Der als Gast eingeführte Herr Amsler legte eine Auswahl
älterer Kupferstiche und Radirungen vor, sämmtlich nach Ge-
mälden berühmter Maler des 17. Jahrhunderts von berühmten
Kupferstechern ausgeführt. Es war besonders Van Dyck ver-
treten; in der vorgelegten Sammlung befanden sich außer einer
kleinen Zahl Original-Radirungen von van Dyck, eine ausge-
suchte Sammlung der nach van Dyck's Zeichnungen und Bildern
gestochenen Bildnisse seiner Kollegen und Zeitgenossen. Diese
Bildnisse gehören der unter dem Namen: Die Jconographie
van Dyck's der Kunstwelt bekannten Sammlung an, welche
zuerst der Verleger Martin van der Enden unternahm, Gillis
Hendrixs fortsetzte, und welcher dann noch spätere Verleger, na-
mentlich Meyssens, einige beifügten. Die Stiche sind von den
besten Stechern der Rubens'schen Stecherschule, den ausgezeich-
neten Künstlern S. ü Bolswert, Nicolaus Lauwers,
Peter de Jode, Paul Pontius, Lncas Vorsterman rc.
besorgt worden. Außerdem enthielt die Sammlung eine ziem-
lich große Zahl vorzüglicher Portraitstiche von Robert Nan-
tueil, Antoine Masson, Gerard Edelinck (z. B. sein
Meister-Portrait des Philippe de Champagne im ersten Abdruck),
Jonas Suyderhoef, A. Blooteling hu. A. Zu den werth-
vollsten Blättern dieser kostbaren Sammlung zählen wir eine An-
zahl vorzüglicher Original-Radirungen holländischer Maler, als
Rembrandt, die herrliche Folge Paul Potters, „Die
Kühe", mehrere Dujardins im ersten Abdruck, Jan Both,
Thomas Wyck. Von Modernen eine sehr seltene Original-
Radirung des berühmten Malers E. Meissonnier, „Sechs Lands-
knechte", mit zartester Nadel radirt. —• Ein von Hrn. Wage-
ner vorgelegtes Portrait des jetzt so viel genannten Verfassers
von ,,Yie de Jesus“, Renan, gab Veranlassung zu einer Be-
sprechung dieser jedenfalls beachtnngswerthen Schrift in Bezie-
hung auf die verschiedenartige Auffassung und Darstellung jder
in den Evangelien enthaltenen Ueberlieferungen durch die Ma-
lerei. Zunächst wurde bemerkt, es dürfe jetzt wohl an der Zeit
sein, daß die Künstler, welche sich nentestamentliche Scenen zur
Ausgabe wählen, aus der bisher, zumal von den altitalienischen
Schulen verfolgten, Richtung antikisirenden Ideals und überna-
türlichen Wunderglaubens sich mehr der wirklichen Begebenheit
zuwenden, um, wie es bereits die Wissenschaft gethan: den hi-
storischen Christus — was ja selbst der fromme Minister
Eichhorn als die würdigste Aufgabe der Theologie bezeichnete
— in gleicher Weise, wie David Strauß, die Tübinger Schule
und neuerdings Renan gethan, aus dem Bereiche des Mythus
und der Sage zurückzuführen zur Geschichte. Prediger Müller

nahm hierauf das Wort und gab in eingehender' Weise eine sich
auf die Bedeutung dieser Schrift für die historische Malerei be-
schränkende Kritik, wobei er insbesondere hervorhob,! daß die
Kunst — selbst auf die Gefahr, hierin von der Auffassung Ra-
phaels abzuweichen — sich, was die menschlichen Gestalten be-
treffe, an den orientalischen Typus, und was die Landschaft
betreffe, an den Charakter der Gegenden, wie Renan, de La-
martine, Fürst Pückler u. A. sie schildern, halten möge.

F. §•

Akademie der Künste zu Merlin.

Verzeichniß

der Uebungen und Vorlesungen, welche in der königlichen Aka-
demie der Künste während des Sommer-Semesters vom 6. April
d. I. bis zum 15. August d. I. stattfinden.

A. Fächer der bildenden Künste. 1) Zeichnen und
Modelliren nach dem lebenden Modell, geleitet von den Mit-
gliedern des Senats der Akademie. 2) Unterricht in der Kom-
position und Gewandung: Prof. v. Kloeber. 3) Unterricht im
Malen (höhre Abtheilung): Prof. Schräder. 4) Zeichnen und
Malen im königlichen Museum und in der Akademie: interimi-
stisch Prof. Schräder. 5) Zeichnen nach Gypsabgüssen (Antike):
Prof. Daege. 6) Modelliren nach Gypsabgüssen (Antike): Prof.
Aug. Fischer. 7) Landschaftszeichnen: Prof. Schirmer. 8)
Zeichnen der Thiere, besonders der Pferde: Prof. Eybel. 9)
Zeichnen nach anatomischen Vorbildern und Proportionen des
menschlichen Körpers: Prof. Domschke. 10) Die Projection,
Schattenkonstruction, Perspektive, verbunden mit Aufgaben aus
den historisch wichtigen Bauwerken: Prof. Pohlke. 11) Prü-
fnngsklasfe: Prof. Holbein.

Akademischer Unterricht in besonderen Ateliers.
12) Kupferstechen: Prof. Mandel. 13) Schwarzkunst auf Stahl:
Prof. Lüderitz. 14) Holz- und Formstechen: Prof. Gubitz.

15) Metallgraviren und Steinschneiden: Prof. K. Fischer.

16) Bronzegießen: Lehrer H. Fischer. 17) Schrift- und Kar-
tenstechen: Lehrer Reyher.

Baufächer. 18) Entwerfen der Gebäude: Ober-Hof-Bau-
rath Prof. Strack. 19) Zeichnung und Komposition architekto-
nischer Dekorationen: Prof. Dr. Bötticher. 20) Modelliren
architektonischer Verzierungen und Glieder: Prof. Aug. Fischer.

Hül fswissenschaften. 21) Anatomie des menschlichen
Körpers: Dr. meä. Klebs. 22) Kunstgeschichte: Prof. Dr. Eg-
gers. 23) Mythologie: Prof. Dr. Geppert. 24) Geschichte
des Kostüms: Prof. Weiß.

8. Musik. 25) Lehre der Harmonie: Musik-Direktor Prof.
Bach. 26 Doppelter Contrapunkt: derselbe. 27) Choral- und
Figuralstil: derselbe. 28) Freie Vokal-Komposition: die Musik-
Direktoren Prof. Bach und Prof. Grell.

6. Mit der Akademie verbundene allgemeine
Zeichnenschule in zwei Parallelklassen. 29) Klaffet.:
Freies Handzeichnen unter Leitung des Prof. Lengerich und
Lehrers Gosch; Klasse 8.: Freies Handzeichnen unter Leitung
des Prof. Kaselowsky.

O. Mit der Akademie verbundene Kunst- und Ge-
werkschule. 30) Freies Handzeichnen: die Professoren Lenge-
rich, Holbein, Domschke und Schütze. 31) Modelliren
nach Gypsabgüssen: Prof. August Fischer. 32) Geometrisches
und Maschinenzeichnen in mehreren Abtheilungen: Professor
Stoevesandt. 33) Architektonisches Zeichnen: Baumeister
Spielberg.

Für die Unterrichts-Abtheilungen von l. bis 29. incl. hat
man sich zu melden vom Mittwoch, den 30. bis incl. Mittwoch,
den 6. April, von 9 bis 11 Uhr Vormittags, und desgleichen
für Nr. 30. bis 33. Sonntag, den 20. März, Sonntag, den

3. April, und Sonntag, den 10. April, Vormittags von 8 bis
10 Uhr, im Anmeldezimmer der königlichen Akademie, Univer-
sitätsstr. 6. Diejenigen, welche sich für eins der Kunstfächer an-
melden, müsse ihre Schulzeugnisse vorlegen und in Betreff ihrer
Befähigung zur Kunst sich einer Prüfung unterwerfen. Das
Lesezimmer der Bibliothek der königlichen Akademie der Künste
ist den Berechtigten am DonnerstagFreitag und Sonnabend
jeder Woche während des Semesters in den Vormittagsstunden
von 9 bis 1 Uhr geöffnet.

Berlin, den 24. Februar 1864.

Die königliche Akademie der Künste.

Im Aufträge: Ed. Daege. O. F. Gruppe.
 
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