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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 9.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.13518#0222

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214

für den Wiederaufbau des weimarischen Schlaffes, 1850.
6. Einzug der Großfürstin Maria Panlowna in das Schloß
zu Weimar im Jahre 1804.

Mit diesen Bildern, welche in einem Zeitraum von mehr
als zehn Jahren gemalt wurden, wandte sich Preller
wieder der deutschen Natur zu. Kurze Zeit nach feiner
Rückkehr von Italien hatte Preller angefangen, deutsche
Landschaften zu malen, die jedoch noch ziemlich matt und
monoton ausfielen. Er fühlte dies auch selbst und be-
schloß, um sich völlig von feinen südlichen Reminiscenzen
zu befreien, sich ganz der nordischen Natur zuzuwenden.
Diesen Entschluß bezeichnet eine im Jahre 1840 in Be-
gleitung einiger Schüler unternommene Studienreise nach
Norwegen, mit welcher ein entschiedener Wendepunkt in
Prell er's Entwickelung eintritt. Schon die Studien,
die er von Norwegen mit heimbrachte, zeigen, daß der
Zwiespalt überwunden war, und es beginnt nun, bis in
die Mitte der fünfziger Jahre, eine Zeit ununterbrochenen
rüstigsten Schaffens, welches einzig der deutschen und nor-
dischen Natur gewidmet blieb. Kein Jahr verging, ohne
daß er eine größere oder kleinere Studienreise unternom-
men hätte, die sich öfter nach Rügen und anderen Punk-
ten der Ostseeküste, nach Helgoland oder der Nordfeeküste,
nach dem Riesengebirge, dem thüringer Walde, dem baye-
rischen Hochlande und nach Tirol richteten, und es giebt
nicht leicht eine Seite dieser mannigfaltigen Natur, welche
er nicht künstlerisch verarbeitet hätte. Indessen behandelte
er doch mit Vorliebe ernste Motive und düstere Stim-
mungen.

Am meisten tritt dies hervor in den sehr zahlreichen
Bildern, bei welchen der Schwerpunkt aus die See fällt.
Felsige Küsten mit Sturm und Brandung, Klippen in
der erregten See oder das wogende Meer in seiner groß-
artigen Einsamkeit, das sind die Vorwürfe, die Preller
oft und mit Vorliebe behandelt hat. Oder er führt uns
zum waldigen Strande, die niedrigen Eichen von dem
Sturme durchtobt, der über die See eilende Wolken her-
treibt, oder es leiht ihm das Fischer- und Lootsenleben
an Strand und Düne die Motive, um wiederum von
einer anderen Seite Land, Wasser und Lust in lebendiger
Erregung zu zeigen.

Wenn er Gebirgsnatur malte, so wählte er am lieb-

sten Motive aus Schluchten und Thälern, oder aus dem
höchsten Hochgebirge, um den Eindruck düsterer oder groß-
artiger Einsamkeit hervorzurusen. Daß bei dieser Richtung
die Farbe nur ein untergeordnetes Element der Wirkung
sein konnte, und die Komposition die Hauptsache werden
mußte, liegt aus der Hand. Ferner erklärt es sich, wa-
rum seine Bilder nie bloße Naturkopien sind. Er behan-
delte die gegebenen Motive ganz frei, so daß sich in ihnen
nur der allgemeine Charakter der Natur ausprägt.

Gepräge tragen nicht blos seine zahlreichen Oelbilder,
sondern auch seine Kohlen-, Bleistift- und Tuch-Zeichnun-
gen, sowie Aquarellen. Die Reihe dieser seiner Blätter
gehört durch die Freiheit und Sicherheit, wie durch die
markige Kraft der Behandlung zu dem Besten, was die
neuere Landschaft nach dieser Seite hin auszuweisen hat.

Es hat für Preller nicht an Aufforderungen gefehlt,
Weimar mit einem anderen Aufenthalte zu vertauschen;
allein die gleichmäßige Stille des dortigen Lebens und
die Verhältnisse, in welche er eingetreten war, fesselten
ihn an seine Heimath. Allerdings entbehrte er lange einen
vielseitigen künstlerischen Umgang, wie er den Meisten
Bedürfnis; ist, und die belebende Anschauung großer Gal-
lerien, wie andere Orte sie bieten; doch hatte er die Freude,
seinen Freund Neher, dann Thäter und Jäger eine
Zeit lang in Weimar zu sehen, und außerdem dienten ihm
seine ausgebreiteten Studienreisen dazu, persönliche Be-
ziehungen zu pslegeu oder anzuknüpsen und sich durch den
Anblick bedeutender Kunstwerke für die eigene Arbeit zu
erfrischen. An der Seite einer in jedem Sinne ausge-
zeichneten Gattin hatte er die Freude, drei treffliche Söhne
heranwachseu zu sehen, von denen der jüngste durch ent-
schiedenes Talent schon früh des Vaters Berufe zu folgen
bestimmt erschien. Sein Haus ward oft und gern von
seinen und der Seinigen Freunden ausgesucht, und eine
heitere, angeregte Geselligkeit, aus Neigung und die schönste
Gemeinsamkeit der edelsten Interessen gegründet, bildete
nach des Tages Arbeit des Künstlers liebste und beste Er-
holung. Auch umgab ihn bald ein Kreis von Schülern,
unter denen einer der frühesten, Professor K. Hummel,
schon seit Jahren eine selbstständige ehrenvolle Thätigkeit
als Künstler neben Preller in Weimar entwickelt hat.

(Fortsetzung folgt.)

Korrespondenzen.

□ Düsseldorf, den 21. Mai. (Grundsteinlegung
des n eu en Ma lka st en - Lo ka ls.) Die ursprünglich
aus gestern, als Dürers Geburtstag, beabsichtigte Feier
der Grundsteinlegung unsers neuen Vereinslokals hat erst
heute stattgesunden, und trug einen echt künstlerischen
Charakter. Es war fast Abend geworden, als sich der
Zug von dem jetzigen Sommerlokale aus in Bewegung
setzte, voran in charakteristisch-malerischen Kostümen eine
Schaar Landsknechte mit Piken und Hellebarden, der
Hauptmann an der Spitze, begleitet von Trommlern und
Fahnenträgern; dann kam der Herold, vor den in mittel-
alterlicher Tracht gekleideten Vertretern der verschiedenen
Gewerke einherschreitend, ferner junge Pagen mit den
Gegenständen, die in den Grundstein gelegt werden sollten,
der ernste Repräsentant der deutschen Künstler des Mittel-
alters, eine allegorische Gestalt der Düffel mit grünem
Kranze in den blonden Locken und langem wallenden

Schleier, denen sich der Humor-Schalksnarr, der Keller-
meister und Bowlenträger anschlossen; dann folgten in
herrlichen Kostümen verschiedene Nationalitäten, Tscherkeffen,
Perser, Griechen und Indianer, und endlich die Mitglie-
der des Malkastens. Unter den Klängen des schönen von
Julius Tausch komponirten Malkasten-Marsches, zogen
die geschmückten Reihen durch die grünbelaubten Alleen
des Jakobi'schen Gartens nach der Baustätte, die mit den
flatternden Fahnen aller Nationen geschmückt war. Als
der Zug hier angelangt war, reihten sich die Landsknechte
und die Mitglieder des Malkastens im Kreise um die zu
weihende Stätte, an welcher die Ehrenmitglieder des Mal-
kastens, nämlich Se. Hoheit der Erbprinz zu Hohen-
zollern, als Vertreter Sr. K. Hoheit des Fürsten Anton
zu Hohenzollern, der Regierungs-Präsident Freiherr von
Massenbach, der Herr Oberbürgermeister Hammers,
der Herr Musikdirektor Julius Rietz aus Dresden,
 
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