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das Comlhur-Amt bekleidend, für Kultur und Verbreitung
des Christenthums in dem östlichen Theil unseres Vater-
laudes kämpfte. Er starb 1416. Für die äußere Fa?ade
des Thores wählte der Künstler den Hochmeister des deut-
schen Ordens „Siegfried von Feuchtwangen", Erbauer
des schönen Theils der Marieburg; -H1310. Die Statuen
werden kolossal in einem feinkörnigen Sandstein ausge-
führt. Die reich verzierten konsolartigen Postamente, auf
welche die jStatuen zu stehen kommen, sind schon vollendet
und bereits nach Königsberg abgcsandt.
Königsberg. Am 20. Juli, dem Gedenktage der Ein-
weihung und Eröffnung unserer Universität, wird daselbst
die letzte Meisterarbeit Rauch's, die Erzbildsäule des größ-
ten deutschen Philosophen, Immanuel Kant, enthüllt
werden. Die Ttatue wird vor dem Wohnhause Kant's
in der Kantstraße (ehemals Prinzessinstraße) stehen.
Leipzig. — Die von Oberbaurath Langhaus in Berlin
entworfenen Pläne unseres neu zu erbauenden Theaters,
welches an dem stattlichsten Platze der Stadt, gegenüber
dem städtischen Museum, seine Stelle finden und für die
ansehnliche Summe von 480,000 Thlrn. auf das Würdigste
hergestellt werden soll, waren seit Kurzem ausgestellt und
haben im Allgemeinen eine günstige Beurtheilung von der
öffentlichen Meinung erfahren.
— — Heinrich Gärtner aus Neustrelitz und
zur Zeit in Rom, dessen Entwürfe zu den landschaftlichen
Wandmalereien des hiesigen Museums den zweiten Kon-
kurrenzpreis davon trugen, hat gegenwärtig in unserem
Kunstverern eine Reihe von sechs Aquarellen ausgestellt,
welche sechs der schönsten architektonisch-landschaftlichen
Motive Roms in gelungener Weise darstellen.
Dresden. — In Dondorf's Werkstatt wird am Wormser
Luther-Denkmal (bekanntlich Rietschels Entwurf) fleißig
gearbeitet. Die Statuen des Reformators und der bei-
den Schutzfürsten sind bereits in der Gießerei; nahebei
vollendet ist das Modell zum „Reucblin" und eine der
Städtefiguren „Speyer".
Wien. Der Bildhauer Vincenz Pils hat, nachdem
das erste Preisausschreiben für ein Modell der Statue
König Friedrich Wilhelm des Dritten in Köln erfolglos
geblieben war, beim zweiten Preisausschreiben unter neun
Bildhauern, die sich an demselben betheiligten, den ersten
Preis niit 800 Thalern bekommen. Es ist dies für den
Künstler um so ehrender, als es das erste Mal ist, daß
ein österreichischer Künstler aus Preußen preisgekrönt zu-
rückkehrt, und alle nationalen und politischen Eifersüch-
teleien, die sich entgegenstellen, glücklich überwindet.
Köln. Unser Museum ist in der letzten Zeit wiederum
durch einige höchst werthvolle Bilder bereichert worden.
Die Kommission des Richard - Fonds hat neulich die für
die kölnische Kunstgeschichte höchst wichtige und interessante
Lyversbergsche Passion, bestehend in acht Bildern, ange-
kauft, die vielfach, aber freilich ohne alles kritische Recht,
einem Israel von Meckenem zugeschrieben wird. Dieses
eigenthümliche Werk ist in jener Zeit, etwa zwischen 1470
und 1490, entstanden, als die Kunstweise des Meisters
Stephan erloschen war und der Einfluß, den die Ge-
brüder Hubbert und Johann van Eyk in den Nie-
derlanden übten, auch an die Ufer des Rheines drang.
Die Bilder sind weniger ästhetisch schön wie historisch
merkwürdig. In allen kunstgeschichtlichen Werken spielen
sie eine Hauptrolle. Und so mußte denn auch viel daran
liegen, dieselben für unsere Stadt zu erwerben. Damit
möchte nun auch wohl unsere Sammlung der alten köl-
nischen Meister vollständig sein. Wir wissen wenigstens
kaum mehr ein Werk, das, sich nicht in festen Häuden
befindend, für die Stadt von wesentlichem Vortheil wäre,
und bedauern nur nachträglich noch einmal, daß die „Ve-
ronika" aus der Weierschen Sammlung, die man unter
allen Umständen zu erhalten suchen mußte, in das brittish
Museum übergegangen ist. — Außerdem hat der hiesige
Museum-Verein eine treffliche Landschaft von I. W.
Schirmer erworben. In Beziehung auf Stil und Stim-
mung gehört das Bild zu den besten Werken des Künstlers,
und es gereicht Köln zur Ehre, daß es die Gelegenheit
nicht versäumte, sich ein so edles Gemälde zu verschaffen.
Die Lyversbergsche Passion kostet 5000 Thlr., die Land-
schaft von Schirmer 200 Friedrichsd'or.
München. — Den hiesigen Bildhauern I. Ried-
müller und F. Schönlaub aus München wurde vom
Dombaumeister Denziger der ehrenvolle Auftrag, die zur
äußern Ausschmückung des Domes in Regensburg bestimm-
ten überlebensgroßen Statuen auszuführen.
Augsburg. — Hierselbst wird der altertümliche, noch
aus der Römerzeit stammende Burgpalast des Geschlechtes
derer von Jmhof niedergerissen und der gegenwärtige Be-
sitzer, Ingenieur Riedinger, läßt an dieser Stelle einen
prächtigen monumentalen Neubau nach einem geschmack-
vollen Plane des Oberbauraths Leins in Stuttgart auf-
führen, der einen reichen statuarischen Schmuck vom Bild-
hauer Riedmüller erhält. Auch soll Riedinger die Ab-
sicht haben, den Hof mit Fresken schmücken zu lassen, wie
man es in den Höfen italienischer Paläste häufig sieht.
Basel. — Der schweizerische Maler C. Boßhardt,
der schon durch mehrere treffliche historische Gemälde die
Großthaten der Vorfahren in der Schweiz verherrlicht
hat, ist jetzt mit einem Bilde der „Schlacht von Murten"
beschäftigt, womit ihn unsere Stadt beauftragt hat. Sein
früheres, durch scharfe psychologische Charakteristik beson-
ders ausgezeichnetes Werk: „Bürgermeister Wengi tritt
aus dem Marktplatz von Solothurn vor die Mündung
einer zum Abfeuer bereit gemachten Kanone, um beim
Ausbruch des Reformationskrieges das Vergießen von
Bürgerblut zu verhindern", ist von Merz in Kupfer ge-
stochen worden und im Kunstverlag von Lang in Basel
erschienen.
Paris. — Marschall Vaillant, der französische Minister
des kaiserlichen Hauses und der schönen Künste, hat dem
hiesigen Bildhauer Danton den Auftrag gegeben, für
das kaiserliche Konservatorium der Musik die Marmor-
büste Meyerbeers anzufertigen.
Kuriositäten.
Merkwürdige Urtheile über den „Apollo und Marshas"
von Raphael.
Bekanntlich haben sich unsre renommirtesten Kunstrhada-
manten*), wie der selige Passava nt, Hr. vr. W aagen,
der Engländer Eastlake, Hr. Mündler in Paris u. A.,
in sehr entschiedener Weise gegen die Echtheit des oben-
genannten Bildes ausgesprochen und zum Theil dasselbe
für ein Werk Francia's erklärt. Im Vergleich hiermit ist
nun ein kürzlich (unter dem 2ten April d. I.) von Fr.
Overbeck an den Besitzer des Bildes, Herrn Morris
Moore in Rom, gerichteter Brief interessant, weil darin
ein Urtheil des vor einiger Zeit verstorbenen großen fran-
zösischen Malers Hippolyte Flandrin bekannt gegeben
wird. Der Brief, in italienischer Sprache geschrieben,
lautet:
Werthgeschätzter Herr Morris Moore:
Nachdem Sie gegen mich den Wunsch ausgesprochen hatten,
daß ich mit einigen Zeilen das Andenken der wenigen Worte,
welche in Ihrer Gegenwart am 6. des verflossenen Monats
*) Wir ersuchen den Setzer, sich hier vor gefährlicher, weil
naheliegender Verwechselung mit „Renommisten" und „Radomon-
taden" zu hüten. D. R.
das Comlhur-Amt bekleidend, für Kultur und Verbreitung
des Christenthums in dem östlichen Theil unseres Vater-
laudes kämpfte. Er starb 1416. Für die äußere Fa?ade
des Thores wählte der Künstler den Hochmeister des deut-
schen Ordens „Siegfried von Feuchtwangen", Erbauer
des schönen Theils der Marieburg; -H1310. Die Statuen
werden kolossal in einem feinkörnigen Sandstein ausge-
führt. Die reich verzierten konsolartigen Postamente, auf
welche die jStatuen zu stehen kommen, sind schon vollendet
und bereits nach Königsberg abgcsandt.
Königsberg. Am 20. Juli, dem Gedenktage der Ein-
weihung und Eröffnung unserer Universität, wird daselbst
die letzte Meisterarbeit Rauch's, die Erzbildsäule des größ-
ten deutschen Philosophen, Immanuel Kant, enthüllt
werden. Die Ttatue wird vor dem Wohnhause Kant's
in der Kantstraße (ehemals Prinzessinstraße) stehen.
Leipzig. — Die von Oberbaurath Langhaus in Berlin
entworfenen Pläne unseres neu zu erbauenden Theaters,
welches an dem stattlichsten Platze der Stadt, gegenüber
dem städtischen Museum, seine Stelle finden und für die
ansehnliche Summe von 480,000 Thlrn. auf das Würdigste
hergestellt werden soll, waren seit Kurzem ausgestellt und
haben im Allgemeinen eine günstige Beurtheilung von der
öffentlichen Meinung erfahren.
— — Heinrich Gärtner aus Neustrelitz und
zur Zeit in Rom, dessen Entwürfe zu den landschaftlichen
Wandmalereien des hiesigen Museums den zweiten Kon-
kurrenzpreis davon trugen, hat gegenwärtig in unserem
Kunstverern eine Reihe von sechs Aquarellen ausgestellt,
welche sechs der schönsten architektonisch-landschaftlichen
Motive Roms in gelungener Weise darstellen.
Dresden. — In Dondorf's Werkstatt wird am Wormser
Luther-Denkmal (bekanntlich Rietschels Entwurf) fleißig
gearbeitet. Die Statuen des Reformators und der bei-
den Schutzfürsten sind bereits in der Gießerei; nahebei
vollendet ist das Modell zum „Reucblin" und eine der
Städtefiguren „Speyer".
Wien. Der Bildhauer Vincenz Pils hat, nachdem
das erste Preisausschreiben für ein Modell der Statue
König Friedrich Wilhelm des Dritten in Köln erfolglos
geblieben war, beim zweiten Preisausschreiben unter neun
Bildhauern, die sich an demselben betheiligten, den ersten
Preis niit 800 Thalern bekommen. Es ist dies für den
Künstler um so ehrender, als es das erste Mal ist, daß
ein österreichischer Künstler aus Preußen preisgekrönt zu-
rückkehrt, und alle nationalen und politischen Eifersüch-
teleien, die sich entgegenstellen, glücklich überwindet.
Köln. Unser Museum ist in der letzten Zeit wiederum
durch einige höchst werthvolle Bilder bereichert worden.
Die Kommission des Richard - Fonds hat neulich die für
die kölnische Kunstgeschichte höchst wichtige und interessante
Lyversbergsche Passion, bestehend in acht Bildern, ange-
kauft, die vielfach, aber freilich ohne alles kritische Recht,
einem Israel von Meckenem zugeschrieben wird. Dieses
eigenthümliche Werk ist in jener Zeit, etwa zwischen 1470
und 1490, entstanden, als die Kunstweise des Meisters
Stephan erloschen war und der Einfluß, den die Ge-
brüder Hubbert und Johann van Eyk in den Nie-
derlanden übten, auch an die Ufer des Rheines drang.
Die Bilder sind weniger ästhetisch schön wie historisch
merkwürdig. In allen kunstgeschichtlichen Werken spielen
sie eine Hauptrolle. Und so mußte denn auch viel daran
liegen, dieselben für unsere Stadt zu erwerben. Damit
möchte nun auch wohl unsere Sammlung der alten köl-
nischen Meister vollständig sein. Wir wissen wenigstens
kaum mehr ein Werk, das, sich nicht in festen Häuden
befindend, für die Stadt von wesentlichem Vortheil wäre,
und bedauern nur nachträglich noch einmal, daß die „Ve-
ronika" aus der Weierschen Sammlung, die man unter
allen Umständen zu erhalten suchen mußte, in das brittish
Museum übergegangen ist. — Außerdem hat der hiesige
Museum-Verein eine treffliche Landschaft von I. W.
Schirmer erworben. In Beziehung auf Stil und Stim-
mung gehört das Bild zu den besten Werken des Künstlers,
und es gereicht Köln zur Ehre, daß es die Gelegenheit
nicht versäumte, sich ein so edles Gemälde zu verschaffen.
Die Lyversbergsche Passion kostet 5000 Thlr., die Land-
schaft von Schirmer 200 Friedrichsd'or.
München. — Den hiesigen Bildhauern I. Ried-
müller und F. Schönlaub aus München wurde vom
Dombaumeister Denziger der ehrenvolle Auftrag, die zur
äußern Ausschmückung des Domes in Regensburg bestimm-
ten überlebensgroßen Statuen auszuführen.
Augsburg. — Hierselbst wird der altertümliche, noch
aus der Römerzeit stammende Burgpalast des Geschlechtes
derer von Jmhof niedergerissen und der gegenwärtige Be-
sitzer, Ingenieur Riedinger, läßt an dieser Stelle einen
prächtigen monumentalen Neubau nach einem geschmack-
vollen Plane des Oberbauraths Leins in Stuttgart auf-
führen, der einen reichen statuarischen Schmuck vom Bild-
hauer Riedmüller erhält. Auch soll Riedinger die Ab-
sicht haben, den Hof mit Fresken schmücken zu lassen, wie
man es in den Höfen italienischer Paläste häufig sieht.
Basel. — Der schweizerische Maler C. Boßhardt,
der schon durch mehrere treffliche historische Gemälde die
Großthaten der Vorfahren in der Schweiz verherrlicht
hat, ist jetzt mit einem Bilde der „Schlacht von Murten"
beschäftigt, womit ihn unsere Stadt beauftragt hat. Sein
früheres, durch scharfe psychologische Charakteristik beson-
ders ausgezeichnetes Werk: „Bürgermeister Wengi tritt
aus dem Marktplatz von Solothurn vor die Mündung
einer zum Abfeuer bereit gemachten Kanone, um beim
Ausbruch des Reformationskrieges das Vergießen von
Bürgerblut zu verhindern", ist von Merz in Kupfer ge-
stochen worden und im Kunstverlag von Lang in Basel
erschienen.
Paris. — Marschall Vaillant, der französische Minister
des kaiserlichen Hauses und der schönen Künste, hat dem
hiesigen Bildhauer Danton den Auftrag gegeben, für
das kaiserliche Konservatorium der Musik die Marmor-
büste Meyerbeers anzufertigen.
Kuriositäten.
Merkwürdige Urtheile über den „Apollo und Marshas"
von Raphael.
Bekanntlich haben sich unsre renommirtesten Kunstrhada-
manten*), wie der selige Passava nt, Hr. vr. W aagen,
der Engländer Eastlake, Hr. Mündler in Paris u. A.,
in sehr entschiedener Weise gegen die Echtheit des oben-
genannten Bildes ausgesprochen und zum Theil dasselbe
für ein Werk Francia's erklärt. Im Vergleich hiermit ist
nun ein kürzlich (unter dem 2ten April d. I.) von Fr.
Overbeck an den Besitzer des Bildes, Herrn Morris
Moore in Rom, gerichteter Brief interessant, weil darin
ein Urtheil des vor einiger Zeit verstorbenen großen fran-
zösischen Malers Hippolyte Flandrin bekannt gegeben
wird. Der Brief, in italienischer Sprache geschrieben,
lautet:
Werthgeschätzter Herr Morris Moore:
Nachdem Sie gegen mich den Wunsch ausgesprochen hatten,
daß ich mit einigen Zeilen das Andenken der wenigen Worte,
welche in Ihrer Gegenwart am 6. des verflossenen Monats
*) Wir ersuchen den Setzer, sich hier vor gefährlicher, weil
naheliegender Verwechselung mit „Renommisten" und „Radomon-
taden" zu hüten. D. R.