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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 9.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.13518#0352

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344

Das „Wenige", was ich über den „regenerirten" Cuy-
lenborch gesagt habe, erklärt Hr. Prof. Pettenkofer für
„nicht minder unrichtig und ungerecht", vergißt aber, tiefe
Behauptung zu beweisen. Wenn ein Bild, welches ganz
mit dickem, trübem Firniß bedeckt ist, so daß man den
Gegenstand desselben kaum unterscheiden kann, für „rege-
nerirt", „wie aus der Hand des Künstlers", „frisch von
der Stasfelei" gelten soll, so fehlen mir hier ebenfalls sehr
wichtige „Aufschlüsse", um dies zu begreifen.

Stellt sich Hr. Prof. Pettenkofer wirklich vor, daß
die Bilder in einem solchen Zustande „aus der Hand des
Künstlers" kommen? Worin, so muß ich fragen, besteht
denn eigentlich die „Regeneration?" Bald werden über-
haupt „verdorbene Oelgemälde hergestellt", oder „das
alte Bild in seiner Substanz regenerirt" (Promemoria),
bald wird nur der sogenannte Schimmel beseitigt, eine
„gleiche Ebene hergestellt" u. s. w. Man sieht, Laß sich
die Herren über Das, was sie bewirken, selbst nicht klar
sind. So verfahren sie auch mit den Restauratoren. Diese
werden einmal in Pansch und Bogen verurtheilt, ein ander-
mal kann man sie aber wieder brauchen, verwendet sogar
ein „unschädliches"*) Mittel derselben, und der Hr. Pro-
fessor bequemt sich selbst dazu, den Restauratoren Konkur-
renz zu machen, er entschließt sich, das Bild zu berühren,
was doch nach den ersten Anpreisungen des Verfahrens
für ewige Zeiten nicht mehr Vorkommen sollte, und was
dergleichen Widersprüche mehr sind. **)

Was indessen die Stellung der „Regeneration" zn dem
Erwerbe der Restauratoren anbelangt, so war ick schon
nach dem ersten Anblicke der „regenerirten" Bilder keinen
Augenblick im Zweifel, daß gerade das neue Verfahren
den Kreis der Restaurationsarbeiten zum Mindesten nicht
beschränken werde. —

Ueber die in der Pinakothek hängenden regenerirten
Bilder habe ich in meinem Berichte angegeben, daß die
Firnißfläche derselben stellenweise matt und stellenweise
glänzend erscheine, und ich weiß über die „zahlreichen an-
deren Proben des Verfahrens" in der That weiter nichts
beizubringen, glaube aber damit für jeden Sachverständi-
gen genug angegeben zn haben.

Anstatt der versprochenen „gleichen Ebene" haben wir
hier überall eine ungleiche Lage der Firnißschickte; wird
nun auf die Bilder frischer Firniß gebracht, so werden
die Stellen, wo der Firniß dicker lag, bald vergilben

*) Es ist unglaublich, daß die Restauratoren doch auch ein
„völlig unschädliches" Mittel anwenden. Wer noch zweifelt, lese
dies bei Dr. Kuhn, S. 45.

**) Hr. Prof. Pettenkofer verwirft das Berühren der
Bilder, das Abnehmcu des Firnisses ganz und gar: wie „rege-
uerirt" er aber in dem Falle, wenn ein Bild, was doch auch
öfters vorkommt, ans den Schmutz hinauf gefirnißt wurde? Ob-
wohl durch die Regeneration das Aufträgen von frischem Firniß
ganz entbehrlich werden sollte (Promemoria), so läßt er doch
jetzt ans „regenerirte" Bilder Firniß und Kopaivabalsam auftragen,
wobei das Bild doch berührt werden muß.

und dann wird es doch nöthig werden, denselben abzu-
nehmen.

Hr. Prof. Pettenkofer gibt an, daß damals „nur
fünf regenerirte Bilder" in der Pinakothek hingen. Als
wenn dies nicht genug wären! Ich denke, daß, um für
mich zu zeugen, auch zwei genügen würden, und es ist
eklatant genug, daß ich die „regenerirten" Bilder gerade
am unruhigen Aussehen als solche erkannt habe. So arg
wie der van Geeln sahen sie freilich nicht aus, dies
habe ich aber auch nicht behauptet. — Was das Reißen
der Bilder anbelangt, so stehen mir darüber allerdings
keine eigenen Erfahrungen zu Gebote, doch habe ich die
Aeußernng des Hrn. Direktors v. Zimmermann, welche
mir und Hrn. Fruwirth noch ganz frisch im Gedächt-
nisse ist, richtig angegeben. Dieselbe lautete so und nicht
anders: „Die Bilder zeigen Sprünge, die man früher

mit freiem Auge nicht bemerkt hat."^)

Wenn sowohl Hr. v. Zimmer mann als Hr. Frey
sich jetzt ihrer Aeußerungen nicht erinnern, so kann ich mir
diesen Umstand nur als die Folge eines Terrorismus
denken, wie er in jenen Kreisen dermalen zn herrschen
scheint. Von Hrn. Frey habe ich ohnedies keine „Aeuße-
rungen", sondern nur angegeben, daß er meine Frage
bejaht habe. Uebrigens wird durch dieses Leugnen in der
Hauptsache nicht das Mindeste geändert.

Wenn Hr. Prof. Pettenkofer sagt, daß mein Be-
richt „mehr ans vorgefaßten und irrthümlichen Meinungen
als ans Sachkenntniß" und strenger Untersuchung beruhe,
so thul er darin Unrecht, weil er über meine Kenntniß in
meinem Fache nie nrtheilen kann; wohl aber darf ich
behaupten, daß die Uriheile, die er in Dingen meines
Faches gefällt hat, aus gänzlicher Unkenntniß desselben
und ans unglaublicher Anmaaßung beruhen. Anstatt von
Anfang an die Resultate seines Verfahrens von wirklichen
Fachmännern prüfen zu lassen, hat Hr. Prof. Petten-
kofer seine Theorie einseitig verfolgt, zu seinem Beistände
eine Anzahl „Autoritäten" berufen, die es in ihren Fächern,
aber nicht in diesem sind, und beharrt dabei, das Wissen
und die Erfahrung aller anderen Leute einfach zu igno-
riren und zn verdächtigen. Kein Restaurator von Fach
kann überhaupt nach Pettenkofer in einer solchen Sache
unparteiisch urtheilen. Ich leiste auf eine naheliegende
Gegenbemerkung gerne Verzicht und lege das Urtheil über
diesen Punkt ruhig in die Hände meiner Vorgesetzten hohen
Behörde, als deren Vertrauensmann ich das Verfahren,
und zwar meinem Aufträge gemäß streng und genau, ge-
prüft habe. Da von meinem Standpunkt aus nur That-
sachen anzuführen sind, und ich diese nunmehr wiederholt
angeführt und erläutert habe, so halte ich diesen unfrucht-
baren Streit meinerseits für abgeschlossen, und erkläre,
daß ich mich in keine weitere Polemik einlasse.

*) Von einem „optischen Fehler" oder dergleichen kann hier
nicht die Rede sein, weil für ein geübtes Auge in beiden Fällen,
sei das Bild nun trüb oder klar, die Risse gleich sichtbar sind.

Ausstellungskalender.

Deutscher Ausstellungskalender.

A. Für 1863 4.

Norddeutscher Kyklus- Eröffnung in Bremen am 1. März.
Es folgen Hamburg, Lübeck, Rostock, Greifswald und
Stralsund. Schluß aui 15. November.

"Rheinischer Kyklns. Eröffnung der Ausstellungen in Frei-
burg am l5. April. Es folgen Straßburg (12. Mai), Karls-
ruhe (ll. Juni), Mainz (10. Juli), Darmstadt (2. Aug.),
Mann heim (31. August), Stuttgart (26. Septbr.) Schluß
am 25. Oktober.

^Thüringischer Gyklus. Eröffnung am 15. Apr. in Erfurt.
Es folgen die Städte Zeitz, Jena, Gera, Greitz, Plauen,

Hof, Sondershausen, Nordhausen und Weimar. Schluß
im November.

Kelierreichischer Kunltverein in Wien. Wechsel der Bil-
der am 1 sten jedes Monats. (Siehe die Ankündigung in Nr. 35.)

Akademie zn Merlin. Eröffnung am 4. September.
(Programm s. in Nummer 17.)

Akademie zu Dresden. Eröffnung am 3. Juli, Schluß
am 2. Oktober.

I!. Für 1864/5.

Altdeutscher AyKtns- Eröffnung am 15. Dezember 1864
zn Danzig. Es folgen Königsberg (2. Febr. 1865), Stet-
tin und Elbing kl. April), Breslau (l. Mai), Görlitz.
Schluß Mitte August.

Kommifsions-Verlag der Nicolai'scben Verlags-Buchhandlung (G. Parthey) in Berlin. — Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
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