Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 9.1864

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13518#0407

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
400

Beste daran ist der ä la Richter behandelte Hintergrund.
— Frau Wieginann hat das „Bilduiß einer alten Dame"
(693) ansgestellt, deren etwas starrer Ausdruck und steife
Haltung keineswegs anziehend wirkt, während auch sonst
ini Kolorit manche Unschönheiten mit unterlaufen, z. B.-
die grünspansarbene Stuhllehne, welche entschieden einen
Fleck bildet- — Biermann's „Bildniß Sr. Majestät
des Königs" (41) wäre vielleicht wirkungsvoller, wenn es
günstiger beleuchtet wäre. Die Malerei zeugt von be-
deutender Routine und von feinem Geschmack; nur will es
uns bedünken, als ob die Figur und namentlich der Kopf,
gegenüber der sehr virtuos gemalten Umgebung, nicht
hinlänglich zur Geltung kommt. — Auch Ö. Begas ist
nicht in. dem Grade zu künstlerischer Verfeinerung fort-
geschritten, wie frühere Werke es hoffen ließen. Unter
seinen diesmal ausgestellten Werken, in denen fleißige
Durchführung und ansprechendes Kolorit allerdings nicht
verkannt werden dürfen, ist das „Portrait des 4>,-. L".
(25) das fesselndste, weil es Lebendigkeit und geistige Frische
kundgiebt, obgleich auch in ihni eine gewisse Weichheit
der Behandlung vorherrscht, die auf einen Mangel an
Kraft oder an Freiheit in der Pinselführung schließen läßt.

Ehe wir zu jener Klasse von Portraitmalern übergehen,
welche ausschließlich die Natnrtreue der Darstellung, ver-
bunden mit einer gewissen konventionellen Geschmacks-
einfachheit, in Auffassung und Kolorit, im Auge haben,
müssen wir noch der Werke eines Malers gedenken, die in
dem tendenziösem Streben nach pikanter Originalität so-
weit gehen, daß sie sich gegen das von uns ausgestellte
Prinzip historischer Auffassung des Charakters gewisser-
maaßen ironisch zu verhalten scheinen. Wir meinen Lau-
ch ert. Dieser Künstler hat eine ganze Reihe lebensgroßer
Portraits ausgestellt, deren Originale sämmtlich den aristo-
kratischen Kreisen der Gesellschaft angehören. Ob damit La ti-
ck) ert wie man hervorgehobeu hat, in der Weise wie Win-
terhalter sich als Hofmaler par excellence produciren will,
könnte gleichgültig sein, wenn nicht die Art und Weise,
in welcher er seine Persönlichkeiten in Scene setzt, daraus
hindeutete, daß er durchaus auf etwas Besonderes tendirt.
Diese Besonderheit besitzen nun zwar auch seine Bildnisse,

aber nach einer Richtung hin, die keineswegs mit dem
beabsichtigten aristokratischen Air identisch ist. Es liegt,
namentlich über seinen weiblichen Portraits, ein eigcnthüm-
licher Hauch von Ungesundheit und Unnatur, welcher den-
selben sowohl in technischer Beziehung wie in Rücksicht
auf die sociale Stellung der Originale ein mitunter sehr
zweifelhaftes Gepräge verleiht. Wir können nur im In-
teresse des Künstlers wünschen, daß er mit dieser seiner
bis jetzt eingeschlagenen Richtung gründlich brechen und sich
einer naturgemäßeren, einfach wahreren Richtung zuwen-
den möge.

Von den Realisten der Portraitmalcrci — wir nehmen
dies Wort aber nicht im Sinne der koloristischen Behand-
lung, sondern in dem der Anssassung der Persönlichkeit —
sind zu nennen O. Heyden, Gräs, Ernecke, Hummel,
Elise Poch Hammer, Keil, Anna Schl eh, Jcbens
u. A. Sie beschränken sich auf möglichst treue, mehr oder
minder lebendige Wiedergabe der momentanen persönlichen
Erscheinung, ohne tiefere geistige Charakterisirung. — Als
einzeln stehend erwähnen wir noch Marie Baak's hübschen
„Weiblichen Kopf" (12) mit den rothen Mohnblumen in
dem dunkelblonden Haar. Er ist wie der etwas weniger
gelungene „Männliche Kopf" (13) in etwa halber Lebens-
größe ansgeführt, und zwar mit ebensoviel Geschmack wie
liebevoller Sorgfalt. — Von den Malern älteren Datums
sind nur wenige auf dem Kampfplatz erschienen. Unter
ihnen nimmt diesmal Hopfgarten mit drei Portraits
eine hervorragende Stellung ein, besonders mit dem einen
„Damenportrait" (278), während das andere (279) etwas
trocken erscheint. Ini Ganzen spricht aus ihnen eine ge-
wisse Frische der Anssassung, die aus ein ernstes Streben
nach Schritthalten mit den Forderungen und Leistungen
der Gegenwart hindeutet. Gleiche Anerkennung können
wir beispielsweise Kaselowsky's Bildern nicht zollen;
ihre brettartige Trockenheit und der bis zur Stumpfheit
gebende Mangel an jeder koloristischen Wirkung machen
dieselben geradezu ungenießbar.

Ehe wir nun zu dem weitverzweigten Gebiet der
Landschaft übergehen, müssen wir noch einen Blick auf
das Thiergenre werfen. (Forts, folgt.)

Ausstellungskalender.

Deutscher Ausstellungskalender.

A. Für 1863/4.

Norddeutscher Hyklus. Eröffnung in Bremen am 1. März.
Es folgen Hamburg, Lübeck, Rostock, Greifswald und
Stralsund. Schluß am 15. November.

Hhüringischer Kyklus. Eröffnung am 15. Apr. in Erfurt.
Es folgen die Städte Zeitz, Jena, Gera, Greitz, Plauen,
Hof, Sondershausen, Nordhausenund Weimar. Schluß
im November.

Kefferreichischer Kunssverein in Wien. Wechsel der Bil-
der am I sten jedes Monats. (Siehe die Ankündigung in Nr. 35.)

B. Für 1864/5.

Altdeutscher Kich.Ins- Eröffnung am >5. Dezember 1864
zu Danzig. Es folgen Königsberg (2. Febr. 1865), Stet-
tin und Elbing ll. April), Breslau (l. Mai), Görlitz.
Schluß Mitte August.

Süddeutscher Kyktus- Eröffnung im November 1864 zu
Regensburg. Es folgen Bamberg, Würzburg und Wies-
baden. Schluß im August 1865.

Westlicher Kyklus. Eröffnung in Hannover (Auf. März).
Es folgen Magdeburg, Halberstadt, Halle, Gotha, Ko-
bnrg, Cassel.

Die westlich der Elbe verbundenen Kunstvereine

werden auch im Jahre 1865 Kunst-Ausstellungen veranstalten und bestim-
men als Einsendungstermine:

für Kaunover bis zum 16. Februar unter Adresse des Herrn Commerzienrath
Rümpler; für Magdeburg bis 2. April unter Adr. des Herrn Gustav Fab er,
Buchdruckereibesitzer; für Kalberstadt bis 3. März unter Adr. des Hrn. vr. Lu-
eanus; für Kalle den 10. März unter Adr. des Herrn Stadtrath Fubel; für

Sotha mit Koburg bis 16. Juli unter Adr. des Hrn. Archiv-Rath A. Bube in
otha; und für Kassel bis 30. August u. A. des Hrn. Theodor Hagemann.
Die angegebenen Termine und Adressen bitten wir auf das Genaueste zu be-
achten. Exemplare der Programme sind bei den Kunst- und Künstler-Vereinen nieder-
gelegt, jeder Einsender ist an die darin ausgesprochenen Bedingungen gebunden. Der
Verkauf auf den Ausstellungen 1863—1864 hat durchschnittlich 30,000 Thaler betragen
und für 1865 sind die Aussichten nicht minder günstig. r2oßi

Halberstadt, den 1. November 1864. L

Der Hauptgeschäftsführer der westlich der Elbe verbundenen Knustvereinc
Dr. Ir. cSuCttllUö

Polygrades-Bleistifte

für

Künstler, Kunstschulen und Burecmx in
4 Sorten von 4 bis 16 Bleihärten.

Künstlerstifte l>oi)

mit Neusilberspitze, elegant und praktisch
mit feinstem Polygrades-Blei in 5 Blei-
härten.

Oelkreidestifte

in 48 Farben, für Dilettanten u. s. f. Zu
beziehen durch alle renommirte Zeichnen-
materialien- Han dl ungen.

Grossberger & Kurz in Nürnberg.

Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (<5. Parthey) in Berlin. — Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
Annotationen