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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0087
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ventionellen Wesen, welches in die Ornamentik des 12.
Jahrhunderts immer lebhafter eindringt, noch wesentlich ver-
schieden. (Gewisse Dekorationssormen an Säulenkapitalen und
Gesimsen des Aeußern der Kirche von Laach, und zwar an
ihren älteren östlichen Theilen, der früheren Zeit des 12.
Jahrhunderts angehörig, sind als besonders charakteristische
Zeugnisse ähnlicher Geschmacksrichtung anzuführen.) Tie
ganz gleiche' Weise der Benennung der Stifterin auf den
Emaillen und auf dem Leuchter läßt aber schließen, daß es
dieselbe Person war, und deutet somit auch für jene auf ähn-
liche Spätzeit. Für den „Herzog Otto" des ersten Email-
täfelchens mag dabei etwa an Otto von Nordheim, Herzog
von Bayern und Sachsen, den bekannten Freund und Geg-
ner Kaiser Heinrich's IV., gedacht werden. Der künstlerische
Styl jener Emaillen ist wenig entwickelt; es läßt sich eben
nur sagen, daß er im Allgemeinen dein Charakter des 11.
Jahrhunderts entspricht; die schwierige Technik stand hier
ohne Zweifel einer freieren künstlerischen Bewegung hemmend
gegenüber; die erstgenannte Darstellung hat jedoch eine
feinere Zeichnung als die zweite. Die Farben sind schlicht;
der Grund des ersten Täfelchens ist blau, der des zweiten
grün. Zu bemerken ist ferner, daß die Rückseiten jener
Kreuze (auch des der Theophania und des noch zu nennen-
den vierten) mit getriebenem Goldblech geschmückt sind,
dessen Darstellungen ans Rankengewinden und Medaillons
mit den Evangelistensymbolen und mit dem Bilde des Lam-
mes in der Mitte bestehen. Bei dem erstgenannten Kreuze
der Mathilde erscheint diese Rückseite gleich alt mit der
Vorderseite: die Medaillons in einer Zeichnung von sehr
primitiver Strenge, die Rankengewinde in einem Style,
welcher dem in den Ornamenten jenes Leuchters nahezu
entspricht; während die Rückseiten der übrigen Kreuze sowohl
in den Medaillons als in dem Rankenwerk ebenso entschie-
den spätromanischen Charakter haben, der Epoche um 1200
entsprechend und somit einer Erneuung in dieser Zeit an-
gehörig. — Ein, so eben schon erwähntes viertes Pracht-
kreuz entbehrt der Andeutung seines Ursprungs. Es hat,
wie das zweite Kreuz der Mathilde, sehr zierliche ornamen-
tistische Emailstücke und außerdem fünf größere Täfelchen, von
denen das in der Mitte den Gekreuzigten mit Maria und
Johannes und den Köpfen von Sonne und Mond und die
übrigen die Evangelistensymbole darstellen. Der ziemlich
dürftige Styl dieser Arbeiten, sowie ihre wenig glückliche
Farbengebung entspricht im Allgemeinen dem der Täfelchen
mit dem Bildniß der Mathilde und deutet, gleich diesem,
jedenfalls auf eine heimische, außer-byzantinische Werkstatt.
Die Thatsache, daß die byzantinische Technik — wenn
nicht schon im 10., so doch jedenfalls in der Spätzeit -
des 11. Jahrhunderts — nach Deutschland übertragen
und hier selbständig geübt worden sei, scheint hiemit zur
Genüge festgestellt. Jndeß ergiebt sich daraus für die An-
fänge der selbständigen occidentalisch-christlichen Emailarbeit,
bei der es sich eben um das entgegengesetzte Verfahren han-
delt, immer noch kein zureichender Aufschluß. Da wir aber
von dem letzteren, dem Verfahren der Lmanx elmmpleves,
in der Frühzeit der Geschichte des'Occidents durch Nachricht
und erhaltene Arbeiten Kunde haben, da wir, aus wie
schwachen Zeugnissen immerhin, doch ersehen, daß die Kennt-

niß dieses Verfahrens in den früheren Jahrhunderten des
Mittelalters nicht in jeder Beziehung erloschen war, so
scheint es der Natur der Sache zu entsprechen, wenn wir
auch in den folgenden Leistungen noch eine Anknüpfung an
diese schwachen Fäden erkennen. Nur wird allerdings zu-
zugeben sein, daß es einer neuen Anregung bedurfte, um
die voraussetzlich sehr mangelhafte technische Tradition des
Occidents zu ansehnlicheren künstlerischen Versuchen zu er-
muthigen, daß diese Anregung eben durch die byzantinischen
Muster und die Aneignung des in ihnen geübten Verfahrens
hervorgebracht wurde, und daß es nicht an Uebergängen
von der einen zu der andern Behandlungsweise fehlte. Was
das Letztere betrifft, so kommen namentlich einige ältere occi-
dentalische Emaillen in Betracht, die, in einem eignen
Zwijterverfahren, in der derberen Weise der Lmaux olmin-
xleves angelegt und gleichzeitig nach der Weise der Imnnux
i eloisollnes mit auf den Grund aufgelötheten metallenen
Zwischenstufen versehen sind. Die byzantinische Anregung
ist somit ohne Zweisel von namhafter Bedeutung; gleichwohl
bleibt das Wesentliche der occidentalischen Arbeiten von dem
Vorbilde der Byzantiner ebenso verschieden, wie, bei ihrer
zumeist größeren Dimension und durchgängig derberen Be-
handlung, die ganze Art der Verwendung. Für die Frage
aber, wo die Ausbildung und Feststellung dieser occidenta-
lischen Technik, nach der voraussetzlichen Wiederaufnahme
der alten occidentalischen Tradition, stattgefunden habe, können
die Andeutungen über ihr ursprüngliches Erscheinen keinen
Anhalt gewähren. Wenn die Technik ursprünglich keltisch
ist, so sind die Grenzen des Keltenthums schwer zu zieheu,
so hatten die geschichtlichen Verhältnisse zu mannigfacher
Mischung der Volksstämme geführt, so war eine nicht min-
der durchgreifende Mischung der Culturverhältnisse vor sich
gegangen. In letzterer Beziehung braucht nur an die Ueber-
tragung irisch-keltischer Dekorationsformen auf den skandi-
navischen Norden (im norwegischen Holzbau) erinnert zu
werden. Es ist also nicht nöthig, die erneute Ausnahme
und Ausbildung der occidentalischen Emailmalerei genau in
den Gegenden zu suchen, denen jene ältesten Reste vorzugs-
weise angehören. Begegnen wir einer Uebertragung der-
selben nach England, so konnte dieselbe Uebertragung auch
nach Deutschland, z. B. in die rheinischen Lande, vor sich
gegangen sein. Und bedürfen wir sür die letzteren der ent-
sprechenden volksthümlichen Unterlage, so ist daran zu er-
innern, daß gerade am Rhein die Zeugnisse von einer Ver-
zweigung (oder theilweisen Erhaltung) keltischer Nationalität
dem Forscher mehrfach entgegentreten.
Jedenfalls ist das deutsche Rheinland; und zwar das
niederrheinische, (dem zugleich jene merkwürdigen Beispiele
der Aufnahme byzantinischer Technik im 11. Jahrhundert
angehören), sehr reich an metallenen Schmuckgeräthen, Ne-
liquiarien u. dgl., die, mit inkrustirten Emaillen nach dem
Verfahren der llmaux versehen, das Gepräge
des romanischen Kunstftyles tragen und unter denen sich
Arbeiten von bezeichnend alterthümlicher Behandlung vor-
sinden. Ihnen gegenüber steht'die Masse des französischen
Fabrikats ähnlicher Art, welches dem französischen Südwesten
angehört und dessen Herkunft aus die Stadt Limoges zu-
rückgeführt wird. Der Betrieb der Emailarbeit an diesem
 
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