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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0257
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232

' zierten Initialen und gefärbten Majuskeln. Im Bes. des
Hrn. v. d. Wallen zu Kralingen.
Holländisches Breviarium, kl. 4. auf Perg. von 1408,
mit illustrirten Initialen und gefärbten Majuskeln. Die
Randverzierungen bestehen durchgehends in kleeblattsör-
migem Blumenwerk; die Miniaturen sind auf Goldgrund.
Im Bes. des Hrn. N. v. Kempen Valk zu Rotterdam.
Französisches des gl., kl. 4. Pergament, aus dem 15. Iahrh.,
mit Initialen und goldenen Majuskeln, sowie einzelnen
Nandverzierungen in Blumen. Bemerkenswerth ist in die-
sem Manusc. eine Uebersetzung in Versen des Ltatzat ma-
ter. Im Bes. des Hrn. I. H. Nieuvreen in Amsterdam.
Holländ. Manuscr. auf Pergam. I'ol. S.g. LisLor.
LelloIaLtLea, enthalt, die Bücher des alt. Test, bis zur
Babylonisch. Gefangenschaft. 15. Iahrh.; mit sorgfältig ge-
arbeiteten Miniaturen, illustrirten Initialen und zierlichen
Randverzierungen zu Anfänge jeden Buches. Im Bes.
des Hrn. D. H. de Castro zu Amsterdam.
Holländ. Brev. 4 Perg. mit illustr. Initialen. Ende des
15. Iahrh., Miniaturen im Text, eingerahmt durch reiche
Nandverzierungen. Im Bes. dess.
Desgl. in 8. mit Initialen und Miniaturen dem Text gegen-
über, ganz oder theilweise durch Blumen, Vögel, Insekten
oder auch andere Thiere umgeben, auf purpurnem oder
mattem Goldgründe. Gute Schule. Im Bes. dess.
Lat. Missale. Fol. Perg. 1482. geschrieben im Fraterhaus
zu Nymegen, mit illustr. Init., gefärbten Majusk. und
einer Miniatur, dem Text gegenüber, im breiten Styl und
mit edlen Randverzierungen in Blumen. Im Bes. der
Stadt Nymegen.
Französ. Manusc. Fol. Perg. 13. Iahrh. enth. die Welt-
geschichte von der Schöpfung bis zum Tode des Jul. Cäsar.
Mit Nandverzierungen und schönen Miniat. (letztere durch-
gehends auf schraffirtem Goldgrund) in Styl und Kostüm
des 13. Iahrh. Im Bes. des Herrn Mr. I. Enschede Sr.
zu Hartem.
Lat. Psalterium. Perg. 4. 14. Iahrh. mit illustr. Initialen,
gefärbt. Maj. und einzelnen Blumenverzierungen am unte-
ren Rande. Im Bes. dess.
Brev. 8 Perg. mit illustr. Initialen und breiten Randver-
zierungen. Die schönen Miniaturen, dem Text gegenüber,
im lebendigen Styl, und durchgeh, eingelegt mit Blumen
und Insekten auf mattem Goldgrund, sind von einer mehr
kunstreichen Hand, als die des ursprünglichen Illuminators
ist. Im Bes. dess.
Lat. Brev. Perg. 8. Ende des 15. Iahrh. mit einfachen,
illustr. Initialen und Majuskeln. Die wenigen in diesem
Mscr. vorkommenden Miniaturen sind mit Blumenarabes-
ken eingefaßt und grau in grau gemalt, in edlem Styl, mit
Gold erhöht. Im Bes. dess. U. s. f. U. s. f.
W.

Das Freskobil- von Bernardino L'uini in Meiningen.

Es wurde schon früher im deutschen Kunstblatt die Nachricht
mitgetheilt, daß Seine Hoheit der Erbprinz Georg zu Sachsen-
Meiningen ein von der Mauer, auf der es sich ursprünglich be-
fand, glücklich abgenommenes Freskobild Bernardino Luini's
zu Mailand käuflich erwarb und dasselbe nach Meiningen brin-
gen ließ.

Deutschland sind schon so viele Schätze der Kunst entführt
worden, daß es immer erfreulich bleibt, wenn dasselbe auch ein-
mal einen solchen Schatz für die Dauer von auswärts her ge-
winnt. Daß ein Gemälde B. Luini's diese Bezeichnung ver-
diene, wird kein Kenner bezweifeln; denn der Genannte ragt un-
mittelbar nach und neben Leonardo da Vinci als einer der
bedeutendsten Künstler Italiens hervor, auch haben Viele die An-
sicht aufgestellt und festgehalten, daß B. Luini Schüler Leonardo's
gewesen sei, und für diesen Fall wäre er vor allen übrigen der
begabteste und bedeutendste Schüler, der würdige Nachfolger des
berühmten Meisters gewesen. Ueber die noch nicht vollkommen
erledigte Streitfrage, ob Bernardino Luini, geboren zu Luino
am Lago maggiore, ohne daß sein Geburtsjahr bekannt ist, der im
Jahre 1500 schon als vollendeter Künstler nach Mailand kam,
das in eben diesem Jahre Leonardo da Vinci, in Folge des Sturzes
des Hauses Sporza, verließ und sich nach Florenz wandte, Leo-
nardo's Schüler genannt werden könne? — soll hier nicht ver-
handelt werden; nur so viel ist gewiß, daß mehrere Werke von
B. Luini dem Leonardo zugeschrieben worden sind, während man
von andern gewiß weiß, daß Luini sie nach Cartons Leonardo's
malte, — vor dem er im Uebrigen in einer seltenen Größe selbst-
ständig dasteht.
So reich Italien und vorzugsweise die Lombardei an Bildern
von B. Luini ist, so arm ist Deutschland an Werken dieses
Meisters, und im übrigen Europa sind solche vielleicht, England
und Paris ausgenommen, noch seltener anzutreffen. In Oester-
reich befindet sich zunächst in der K. K. Gemälde-Gallerie in
Wien von ihm eine Herodias mit dem Haupte des Johannes,
wahrscheinlich dasselbe Bild, welches Prenner für sein Hieatrum
artis xietoriae stach, aber den Namen des Leonardo da Vinci
darunter schrieb, wie auch, nach Lanzi's Angabe (B. 2. S. 413,
Note 19.) eine Herodias von Luini in Florenz für ein Werk
des Leonardo galt. Die gräflich Thurnsche Gallerte enthält
eine Madonna mit dem Kinde, und die Gallerte Esterhazy ein
anmuthiges Bild mit der h. Jungfrau und dem Kinde, der h.
Elisabeth und dem kleinen Johannes.
Die K. Pinakothek zu München besitzt von Luini eine h.
Catharina, eine Madonna mit dem Kind an der Brust, und eine
zweite Madonna, das Kind auf dem Schooße, neben ihr der
kleine Johannes, der dem Kinde eine Blume darreicht. Auch die
Leuchtenbergische Gallerte hat von B. Luini einen h. Hieronymus,
und eine Madonna mit dem Kinde, das eine Nelke im Händ-
chen hält.
Diese alle sind Oelgemälde; ein Freskobild des berühmten
Künstlers kam, so viel man weiß, noch nicht nach Deutschland.
Es sind aber die al Fresko gemalten Bilder Luini's von ganz
besonderem Werthe, weshalb man dieselben nicht selten von den
Wänden abgehoben, auf Leinwand gezogen und — wie unter
anderem in der berühmten Certosa di Pavia eine herrliche Ma-
donna mit dem Kinde — unter Glas gebracht hat, um von dem
Bilde allen verderblichen Einfluß von Luft- und Wärmewechsel
schützend abzuhalten.
Das noch wenig bekannte Freskogemälde B. Luini's, welches
nach Meiningen gelangte, befand sich im Hotel Reichmann zu
Mailand, wo es, aus eine kolossale Steinplatte gemalt, in eine
Mauer im Hofe eingefügt war. Es gelang, dasselbe glücklich von
dem Steine abzunehmen und auf Leinwand zu bringen; ebenso
wurde auch der Transport über die Alpen ohne Beschädigung des
Bildes vollbracht. Dasselbe stellt die h. Jungfrau dar, vor einer
durch einen abgebrochenen Mauerbogen gebildeten und in der
Tiefe mit einem Vorhang verhüllten Nische über einem Podium
sitzend; sie blickt innig liebevoll auf das nackte Jesuskind, das sie
mit beiden Händen hält, während der heilige Knabe mit seinen
 
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