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lich zu verschleifen. Das einzige formelle Verdienst, das nicht
Leicht nachzuahmen ist, liegt in den charakteristisch gewählten,
schweren Neimworten, zu denen die.Terzinen den sonst des Reims
minder gewohnten Dramatiker verführt haben.
Wir theilen die zweite, gegen den Adel gerichtete Satire in
Uebersetzung mit, da sie zugleich deutlicher als andere veranschau-
licht, wie sich Alfieri, selbst wo er dasselbe Thema, wie Parini,
wählt, weniger nach diesem, als nach den älteren Satirikern ge-
bildet hat, und wie weit damals noch die Gattung als solche
von der Höhe entfernt war, zu der Giusti sie hinaufheben sollte.
Die mitgetheilte Probe wird kaum Jemand zu einer Fortsetzung
der wenig dankbaren Arbeit verlocken, während es nicht fehlen
kann, daß der ungleich schwierigere Diusti immer von Neuem zur
Verdeutschung anregen wird.
Die Großen.
Primores civitatis, quibus elaritudo sua
obsequiis protegenda est.
Tacitus. Annal. lib. III.
Sinnlos ist Ahnenstolz. Ins Nichts zurück
Mit jeder Null! Groß sei, wer Hohes thut,
Nicht wen zu faulem Prunk erzog das Glück.
Doch wenn ein Wackrer als vermehrtes Gut
Den Söhnen einst der wackren Väter Ehren
Vererbt — das ist ein Glanz, der wohl die Brut
Des Pöbels blenden mag und stumm begehren,
Daß doppeltes Verdienst nicht mag vermissen
Den Ruhm, den nur die Schlechten ihm verwehren.
Drum wer hier von den Großen liest, soll wissen.
Daß einzig die Pygmäen sind gemeint,
Die man am Hof sieht, eitlen Tands befliffen.
Nun denn, ihr Großen, die ihr Hochmuth eint
.Und schnöde Ungebühr mit Sclavensinn
Und bald Halbgötter uns, bald Würmer scheint,
Ihr sprecht zum Herrn: O Majestät, nimm hin
All unser Sein! Dein heilig Angesicht
Zu schau'n, ist uns im Leid ein Hochgewinn!
Und sprecht zu uns: Wer bist du? armer Wicht,
Was macht dich kühn, vom König was zu bitten?
Mit leeren Händen zeigt man hier sich nicht.
Das sind der goldverbrämten Satelliten
Zwei Sprachen, zwei Gesichter, das die Art,
Zu schaukeln auf und nieder in der Mitten.
Die Sprößlein ihres Stamms nimmt jung und zart
Der Herr zu Pagen, steckt sie gleich den Alten
In Kronlivrde, eh ihnen sproßt der Bart.
Wie herrlich im Palast sie sich entfalten,
Zum Schenkenamt und Kammer-dienst bestellt,
Zum Fackeltragen und zum Bügelhalten,
Und Allem, was dem Erdengott gefällt,
Bis sie ins Feld ziehn zu Achillesthaten,
Die Jeder, der sie hört, für Fabel hält.
Und wie erst, wenn sie dann in fremden Staaten
Mit Secretair und Koch Gesandtenpflicht
Verseh'n, in Sachen, die nie fehl gerathen,
t
Wenn's Tag und Nacht nur auf dem Herde nicht
Kalt wird, und man den rechten Koch erkoren,
Und Epcellenz nur möglichst wenig spricht.
Und wieder heim ziehn Seine Hochgeboren
Zur Residenz, mit Lorbeern so geziert,
Daß schier der Kranz bedeckt die großen Ohren. I
Sagt, welches Amt nun solchem Mann gebührt,
Der, groß in Krieg und Politik, den Bogen
Bei Hof, im Feld die Feder hat geführt?
Der gute Fürst, vom falschen Schein betrogen,
Ernennt zum Kanzler ihn, auf daß er hüte
Der Themis geizige Heerde in den Togen.
Doch halt! Schon einen Schlimmern hat die Güte
Der Königin zu diesem Amt ersehn,
Ein dralles Bischöflein, ein flink Geblüte.
Sie wünscht —: sofort ist Alles ungescheh'n.,
Asträa muß — zu noch viel größrem Gram —
Die Wage in der Hand des Pfaffen sehn.
Da uuserm Großen nun ein Andrer nahm
Die Siegelwürde listig weg vorm Munde,
Wie lohnt man sein Verdienst so wundersam?
Behängt ihn erst, zu heilen seine Wunde,
Mit Indiens Edelsteinen und Beryllen,
Drin glänzt ein Thier auf emaillirtem Grunde.
Ein Thier von Gold muß mit Respect erfüllen,
Und sinnige Symbolik, will ich meinen,-
Ein Vieh auf eines andern Brust enthüllen.
Und weil ein jedes Land vorzieht die seinen,
Wird hier die Eule, dort der Elephant
Der höchste Lohn für ihresgleichen scheinen.
Doch mehr als viele Thiere wird ein Band
Verehrt, das man dem linken Bein verlieh,
Dort festgeschnallt mit Spangen von Demants
So daß der linke Strumpf dem Träger nie
Kann schlotternd niederhängen von der Wade;
Mit breiter Schleife prangt das andre Knie.
Nun blinkt er wie ein Reitpferd zur Parade
Von Schlüsseln, Kreuz und Stern, vorm Antritt schon
Des Amts beraubt; doch ist es nicht sein Schade.
Denn in den hohen Rath zunächst dem Thron
Befördern ihn geschickte Gegenminen;
Im neigen sich die Niedrigen und Hoh'n.
Alsbald beginnt von Augen, Stirn und Mienen
Der Strahl verhängnißvoller Macht zu blitzen,
Und seiner Krallen wird er sich bedienen.
' ti v*.. ’ ' ‘
Er sieht, daß Andre mehr als er besitzen,
Und schäumt. Ein gold'nes Bräutlein wählt er eilig,
Auf fetter Mitgift recht bequem zu sitzen.
Reich, doch von niedrem Blut, trübt sie ihm freilich
Des alten Stammbaums Reine. Doch was macht
Die Beute zweier Städte nicht verzeihlich?
lich zu verschleifen. Das einzige formelle Verdienst, das nicht
Leicht nachzuahmen ist, liegt in den charakteristisch gewählten,
schweren Neimworten, zu denen die.Terzinen den sonst des Reims
minder gewohnten Dramatiker verführt haben.
Wir theilen die zweite, gegen den Adel gerichtete Satire in
Uebersetzung mit, da sie zugleich deutlicher als andere veranschau-
licht, wie sich Alfieri, selbst wo er dasselbe Thema, wie Parini,
wählt, weniger nach diesem, als nach den älteren Satirikern ge-
bildet hat, und wie weit damals noch die Gattung als solche
von der Höhe entfernt war, zu der Giusti sie hinaufheben sollte.
Die mitgetheilte Probe wird kaum Jemand zu einer Fortsetzung
der wenig dankbaren Arbeit verlocken, während es nicht fehlen
kann, daß der ungleich schwierigere Diusti immer von Neuem zur
Verdeutschung anregen wird.
Die Großen.
Primores civitatis, quibus elaritudo sua
obsequiis protegenda est.
Tacitus. Annal. lib. III.
Sinnlos ist Ahnenstolz. Ins Nichts zurück
Mit jeder Null! Groß sei, wer Hohes thut,
Nicht wen zu faulem Prunk erzog das Glück.
Doch wenn ein Wackrer als vermehrtes Gut
Den Söhnen einst der wackren Väter Ehren
Vererbt — das ist ein Glanz, der wohl die Brut
Des Pöbels blenden mag und stumm begehren,
Daß doppeltes Verdienst nicht mag vermissen
Den Ruhm, den nur die Schlechten ihm verwehren.
Drum wer hier von den Großen liest, soll wissen.
Daß einzig die Pygmäen sind gemeint,
Die man am Hof sieht, eitlen Tands befliffen.
Nun denn, ihr Großen, die ihr Hochmuth eint
.Und schnöde Ungebühr mit Sclavensinn
Und bald Halbgötter uns, bald Würmer scheint,
Ihr sprecht zum Herrn: O Majestät, nimm hin
All unser Sein! Dein heilig Angesicht
Zu schau'n, ist uns im Leid ein Hochgewinn!
Und sprecht zu uns: Wer bist du? armer Wicht,
Was macht dich kühn, vom König was zu bitten?
Mit leeren Händen zeigt man hier sich nicht.
Das sind der goldverbrämten Satelliten
Zwei Sprachen, zwei Gesichter, das die Art,
Zu schaukeln auf und nieder in der Mitten.
Die Sprößlein ihres Stamms nimmt jung und zart
Der Herr zu Pagen, steckt sie gleich den Alten
In Kronlivrde, eh ihnen sproßt der Bart.
Wie herrlich im Palast sie sich entfalten,
Zum Schenkenamt und Kammer-dienst bestellt,
Zum Fackeltragen und zum Bügelhalten,
Und Allem, was dem Erdengott gefällt,
Bis sie ins Feld ziehn zu Achillesthaten,
Die Jeder, der sie hört, für Fabel hält.
Und wie erst, wenn sie dann in fremden Staaten
Mit Secretair und Koch Gesandtenpflicht
Verseh'n, in Sachen, die nie fehl gerathen,
t
Wenn's Tag und Nacht nur auf dem Herde nicht
Kalt wird, und man den rechten Koch erkoren,
Und Epcellenz nur möglichst wenig spricht.
Und wieder heim ziehn Seine Hochgeboren
Zur Residenz, mit Lorbeern so geziert,
Daß schier der Kranz bedeckt die großen Ohren. I
Sagt, welches Amt nun solchem Mann gebührt,
Der, groß in Krieg und Politik, den Bogen
Bei Hof, im Feld die Feder hat geführt?
Der gute Fürst, vom falschen Schein betrogen,
Ernennt zum Kanzler ihn, auf daß er hüte
Der Themis geizige Heerde in den Togen.
Doch halt! Schon einen Schlimmern hat die Güte
Der Königin zu diesem Amt ersehn,
Ein dralles Bischöflein, ein flink Geblüte.
Sie wünscht —: sofort ist Alles ungescheh'n.,
Asträa muß — zu noch viel größrem Gram —
Die Wage in der Hand des Pfaffen sehn.
Da uuserm Großen nun ein Andrer nahm
Die Siegelwürde listig weg vorm Munde,
Wie lohnt man sein Verdienst so wundersam?
Behängt ihn erst, zu heilen seine Wunde,
Mit Indiens Edelsteinen und Beryllen,
Drin glänzt ein Thier auf emaillirtem Grunde.
Ein Thier von Gold muß mit Respect erfüllen,
Und sinnige Symbolik, will ich meinen,-
Ein Vieh auf eines andern Brust enthüllen.
Und weil ein jedes Land vorzieht die seinen,
Wird hier die Eule, dort der Elephant
Der höchste Lohn für ihresgleichen scheinen.
Doch mehr als viele Thiere wird ein Band
Verehrt, das man dem linken Bein verlieh,
Dort festgeschnallt mit Spangen von Demants
So daß der linke Strumpf dem Träger nie
Kann schlotternd niederhängen von der Wade;
Mit breiter Schleife prangt das andre Knie.
Nun blinkt er wie ein Reitpferd zur Parade
Von Schlüsseln, Kreuz und Stern, vorm Antritt schon
Des Amts beraubt; doch ist es nicht sein Schade.
Denn in den hohen Rath zunächst dem Thron
Befördern ihn geschickte Gegenminen;
Im neigen sich die Niedrigen und Hoh'n.
Alsbald beginnt von Augen, Stirn und Mienen
Der Strahl verhängnißvoller Macht zu blitzen,
Und seiner Krallen wird er sich bedienen.
' ti v*.. ’ ' ‘
Er sieht, daß Andre mehr als er besitzen,
Und schäumt. Ein gold'nes Bräutlein wählt er eilig,
Auf fetter Mitgift recht bequem zu sitzen.
Reich, doch von niedrem Blut, trübt sie ihm freilich
Des alten Stammbaums Reine. Doch was macht
Die Beute zweier Städte nicht verzeihlich?