Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

DOI Artikel:
Klein-Diepold, Rudolf: Waldemar Rösler
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Waldemar Rösler f

Wesenhaftigkeit leben-wirkend herauswachsen
und mehr und mehr noch, in Gemeinschaft mit
figürlicher Staffage, zu Trägern einer fast roman-
tischen Gefühlswelt werden, denen die stärksten
Naturvorgänge, wie Gewitter, Abend- und Mor-
genrot, als Szenerie zu dienen haben. So, der
formalen und koloristischen Entwicklungslinie
parallel die Jahreszeiten durchmessend, ging
er von kühlen, strengen Frühling- und Sommer-
bildern aus, um durch den Herbst, Winter und
Vorfrühling in seinen letzten Werken wieder
bei der farbenreichsten Zeit zu enden.

Daß er in der kurzen Spanne, die ihm zu
schaffen vergönnt war — seine Berliner Pro-
duktion erstreckt sich über 10 Jahre, — einigen,
ihn manchmal zu beunruhigen scheinenden
Schwankungen ausgesetzt war, mag leider in
der Hast seiner Umwelt begründet zu suchen
sein, doch verlor er sich nie ganz, schien er
nur manchmal, jener unglückseligen Not ge-
horchend, das Entwicklungstempo beschleu-
nigen zu wollen, wo ein Künstler seiner Art in
früheren Jahrzehnten in schönster innerer und
äußerer Harmonie sein Wesen zur Entfaltung
gebracht hätte, gleich dem Gärtner, der an
seinen wohlgepflegten Kulturen, die er teils
vorantrieb und wieder durch Beschneiden zu-
rückhielt, um Stamm und Knospenauge zu kräf-

tigen, die Früchte schwellen und reifen sah und
sich Zeit ließ, nur die süßesten vom Ast zu
brechen. — Die Echtheit seines Wesens, die
seiner Kunst Grundrichtung gab, kam auch, im
Gegensatz zu anderen, in den Feldpostbriefen
zur Geltung, die er in einer Berliner Zeitschrift
veröffentlichte, und ich erinnere mich des ersten
dort erschienenen, in dem er mit bemerkens-
werter Schlichtheit, aber um so packenderer
Wirkung unter Ausschaltung alles Persönlichen,
einen Kriegsvorgang erzählte.

Nun hat der Tod, der in diesen Jahren so
reiche Ernte hält, ihn mitten auf dem Schaffens-
wege gefällt und vor uns steht sein Werk als
Torso und vielleicht doch geschlossen genug,
um uns den Inhalt und Umfang seiner Begabung
zu offenbaren, wie bei so manchem Frühvol-
lendeten innerhalb der deutschen Kunst, der
vor ihm allzu zeitig dahin mußte; so daß die
besten seiner Werke, an würdiger Stelle auf-
bewahrt, uns immer sagen werden, wer ihr Ur-
heber und was er in seinen Tagen war; denn
sowohl die Spannkraft seiner Begabung deuten
sie an, wie in seinen reinsten, das Wesen seiner
Empfindungswelt, die, wollte man eine Ver-
bindung von Werk, Mensch und Namen ihres
Schöpfers herstellen, in der Tat etwas weiches,
duftiges, blumiges atmen..... klein-diepold.

WALDEMAR ROSLER. t LICHTERFELDE. GEMÄLDE »LANDSCHAFT«
 
Annotationen