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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Lachmann, Ismar: Professor Philipp Franck
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0167

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PROF. PHILIPP FRANCK BERLIN.

»FRÜHLING IM REICHENBACH-TAL«

PROFESSOR PHILIPP FRANCK.

VON ISMAR LACHMANN —BERLIN.

Heimatkultur, neue Kunst, Nationalgefühl
— die Schlagworte fliegen durch die auf-
geregte Zeit. Propheten zeigen der Kunst ihr
Zukunftsgesicht. Der Krieg als Erwecker rührt
Federn und Pinsel. Und immer die große Frage:
was wird und was kommt? Nebel trüben den
Blick. Schließt sich die furchtbare Zeit, dann
kommen die Forderungen. Dann wird das neu-
geschenkte Leben neuen Inhalt suchen. Tiefe
Sehnsucht wird nach Erfüllung drängen. Alle
Kräfte werden zur neugewonnenen Wirklichkeit
streben. Kunst, die in der Wirklichkeit wurzelt,
wird offene Herzen finden. Wert und Schönheit
der Heimat werden erfühlt und erkannt werden.
Sänger, die von der Heimat singen, werden
gehört werden. Dann wird auch für Philipp
Franck wohl die Stunde kommen. Er ist der
rechte Maler des Heimatglücks und des wirk-
lichen Lebens. Keiner der Lauten. Seine Kunst
ist still und absichtslos. Aber sie schließt vieles
ein, was zum Höchsten und Reinsten gehört.

Berlin und Frankfurt a. M. waren die Nähr-
böden für Philipp Franck. Seit einem Viertel-

jahrhundert steht er im Kreis der Berliner Im-
pressionisten. Aber sein Herz gehört heute
noch ganz seinem Jugendland. Die Weite und
Schönheit der Taunusberge hat kaum einer vor
ihm tiefer und inniger erfühlt. Seine Wiege
stand in der Goethestadt. Hier ist er am 9. April
1860 geboren. Etwas von Goethescher „Froh-
natur" ist auch in ihm lebendig. Ein heiteres
Weltbetrachten zieht sich durch seine ganze
Kunst. Das Städelsche Institut gab ihm die
ersten Regeln des Handwerks. Eduard von
Steinle war sein Erzieher. Man kennt die alte
FrankfurterSchule: Historienkunst, Zeichendrill,
Kompositions- und Linienübung. Die Letzten
der Nazarener waren noch an der Arbeit.
Manches von damals griff schon in unsere jüngste
Erfahrung hinein: man schälte den Formenkern
aus den Dingen, man bildete um, stilisierte und
suchte die einfachste Formel. Das schärfte den
Blick für das Wesentliche, aber es lenkte ab
von der frischen Natur. Im Studiersaal konnten
Farbengefühl und malerischer Sinn keine Ent-
faltung finden. Draußen lachten die grünen

XX. Juni 1917. 4
 
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