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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Lachmann, Ismar: Professor Philipp Franck
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0168

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Professor Philipp Franck.

PROFESSOR PHILIPP FRANCK

RADIERUNG »BADENDE KNABEN«

Berge und schimmernden Wälder. Mit Macht
zog es den jungen Franck in die freie Natur.
In einer Zeit, da die Landschaft nicht hoch im
Ansehen stand, war sein Sinn nur auf die
Landschaft gerichtet. Schon der Zwanzigjährige
zeichnet Blätter, die wie kleine Liebermanns
anmuten. Kein Wunder, daß man ihn bald in
Cronberg sieht, wo Jakob Fürchtegott Dielmann,
Anton Burger, Wilhelm Steinhausen, Jakob
und Peter Becker, Peter Burnitz u. a. ein freieres
Spiel der Kräfte erstreben. Hier tritt er in enge
Fühlung mit der Natur. Hier lernt er Farben-
sehen und Farbenvergleichen. Hier sieht er
die Meister von Barbizon. Hier geht ihm der
Sinn für die Helligkeit auf. Man malte schon
frisch und anders wie ehedem. Aber der Licht-
strahl der Sonne war zehnmal heller und die
Farbe der Matten war leuchtender als der zag-
hafte Ton auf der Leinwand. Der junge Franck
wollte kein Halbes. Er hatte die Wahrheit der
Zukunft erkannt und ging seinen Weg.

Bei Eduard von Gebhardt und Eugen Dückers
in Düsseldorf beschließt er die Lehrjahre, macht
seine Wanderjahre durch Berlin, Potsdam,
Würzburg und Halle und kommt 1892 dauernd
in die Reichshauptstadt. Als Rüstzeug hat er
sein tüchtiges Handwerk, seine starke Begabung
undseine aus Selbsterfahrunggewonnene Kennt-
nis. Er schafft mit redlichem Fleiß, malt Figür-

liches und Landschaftliches und greift zur
Radiernadel, um dieübung derHandzuerhalten.
Bald wird der Schüler zum Lehrer. Er bekommt
eine Anstellung an der Königlichen Kunstschule
in Berlin und damit ein Amt voll Verantwortung.
1912 wird er zum kommissarischen und 3 Jahre
später zum etatsmäßigen Direktor der Anstalt
ernannt, dadurch zugleich zum Mitglied des
Senats der Königlichen Akademie der Künste.
Diese berufliche Seite seiner Arbeit nahm ihn
stark in Anspruch. Er fand hier ein Feld für
überaus fruchtbare erzieherische Tätigkeit. Die
Ausbildung der Zeichenlehrer lag in seiner
Hand und zugleich die staatliche Aufsicht über
den Betrieb des Zeichenunterrichts in Preußen.
Franck sah sofort, wo es fehlte. Er löste den
Zwang der nüchternen Abzeichnerei und setzte
an seine Stelle die freie, selbstschöpferische
Betätigung. Er wies neue Wege, den Anschau-
ungssinn der Jugend zu wecken und zu beleben.
Nicht zeichnerische Fertigkeit war das Ziel
seines Unterrichts, nur die Hinlenkung des
Schülers zur Formenwelt der Umgebung. Das
Zeichnenlernen war ihm nur Mittel zum Zweck,
Geschautes klar zu erfassen und selbsttätig
bildhaft zum Ausdruck zu bringen.

Der Künstler war immer ein selbstkritisch-
fortschreitender Geist. Er rang mit der Form
und ließ sie nicht eher, bis sie ihr Letztes und
 
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