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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Eberhardt, Hugo: Ein Deutsches Ledermuseum zu Offenbach a. Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0209

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Ein deutsches Ledermuseum zu Offenbach a. Main.

SCHMUCKKASTEN MIT GOLDRANKEN UND DEM MONOGRAMM MARIA VON MED1CI. FRANZÖSISCH NACH l6lO.

der Damentasche und des Taschenbügels, der
Brieftasche, des Reise- und Taschenschreib-
zeugs, des Nähnecessaires und Nähkörbchens,
der Zigarrentasche, der Schreibmappe, des
Reisekoffers, des Geldbeutels würdebemerkens-
werte Aufschlüsse insbesondere über die Mode-
bewegung geben — man denke an die Damen-
tasche — so hätte das Museum spätere Ge-
schlechter auch aufzuklären über äußere Ent-
stehungsursachen der Schlager in der Ledermode.

Der Bauernkunst in der Lederware — der
Bauerngürtel, der Lederkorb, das Pferdegeschirr
— wäre eine besondere Abteilung zu widmen.
Die Lederverarbeitung bei außereuropäischen
Völkern würde, wie wir in unseren ethnogra-
phischen Museen sehen, eine besonders wert-
volle Abteilung bilden können, die uns außer-
ordentlich viel praktisch Verwendbares bieten
würde. Man erinnere sich an die eigenartige
Bearbeitung des Leders bei wilden Völker-
schaften (Waffen, Schilde, Gürtel, Kleidungs-
stücke, Aufputz durch Muscheln, Zähne usw.).

Selbstverständlich müßte das Museum auch
ein übersichtliches Bild der Geschichte der
Offenbacher Feinlederverarbeitung bringen.

Vom Jahre 1812 an, wo auf dem Fürstlich
Isenburgisch-Birsteinschen Weihnachtstisch die

vom Begründer der Offenbacher Lederwaren-
industrie , dem Portefeuiller Joh. Georg Klein
gefertigten Papp- und Lederarbeiten vom
Fürsten Karl mit der Scherzmarke „Hochfürst-
lich Privilegierte Portefeuille Fabrique von Isen-
burg, Klein & Comp." versehen aufgelegt waren,
sind Jahr um Jahr neue charakteristische
Offenbacher Portefeuilletypen entstanden, die
zu sammeln eine Ehrenpflicht des Museums
bedeutet. Wir werden alles zusammentragen,
was an diesen alten heimischen Lederarbeiten
noch zu erreichen ist, in ausgeführten Stücken,
in Teilarbeiten, in Zeichnungen, in Photogra-
phien. Auch für die Zukunft hat jedes neue
Jahr seine besonders charakteristischen, seine
gangbarsten Formen dem Museum einzuver-
leiben. Von Interesse wäre die Arbeit der
Offenbacher Lederindustrie im Weltkrieg (Tor-
nister, Patronentasche, Helm, auch die Leder-
arbeiten der Kriegsbeschädigten im Offenbacher
Berufsübungslazarett würden der Sammlung
einverleibt. Eine geschichtliche und statistische
Darstellung hätte Rechenschaft zu geben über
den Geschäftsgang, Preisbewegung des Mate-
rials, der Löhne, die Zahl der Arbeiter und
der Betriebe. — Eine ins Einzelne gehende,
geschickt und anschaulich gehaltene Abteilung
 
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