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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Beringer, Joseph August: Dem Andenken von Gustav Schönleber: geb. 3. Dezember 1851 - gest. 1. Februar 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0215

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PROFESSOR

G. SCHÖNLEBER t

BILDNISAUFNAHME

VON OSCAR SUCK.

DEM ANDENKEN VON GUSTAV SCHÖNLEBER.

GEB, 3. DEZEMBER 1851 — GEST. I. FEBRUAR I 9 l 7.

Gustav Schönleber ist von uns geschieden.
Mitten im Kriegssturm ist er, der Maler
der beschaulichen Stille, der heimatselige
Meister, zum stillen Schauen und zur ewigen
Heimat nach diesem Erdenwallen eingegangen.
Er ruht vom Streben in seinem Beruf, vom
Kampf und Leid der Welt, das ihm nicht gefehlt,
und das er in diesen Jahren des Weltkampfes
besonders schmerzlich empfunden hat. Nach-
dem so viele Bande der Freundschaft sich
lockerten und zerrissen, die er auf seinen vielen
Kunstfahrten durch Süd- und Westeuropa ge-
knüpfthatte, löste sichseinHerz unter Schmerzen
und Leiden von dieser Welt, in der er so viel
Schönes geschaut und gestaltet hatte.

Aber sein großes, reiches und reines Werk
blieb uns. Es lebt und wird bis in die spätesten
Zeiten dauern; so lange eben noch Menschen
für reine Schönheit, für Stille und Beschaulich-
keit, für Heimat und Welt Sinne und Herzen
haben. — Denn Schönlebers Kunst ist gewisser-
maßen zeitlos. Sie ist unabhängig von den
Richtungen und Kunstmeinungen der Tages-
kämpfe, unbeeinflußt und unbeirrt von
den rauschenden Erfolgen künstlerischer Moden.
Sie ist getragen und getrieben allein von

der herzlichen Wärme und Liebe, mit der ein
Künstler seine Umwelt umfaßt, gestaltet mit
der Klarheit und Sorgsamkeit, deren allein ein
sich mit der Natur in Harmonie befindlicher
Meister der Farben und Linien fähig ist. Sie
ist, vom ersten Tage ihres Werdens bis in die
letzten Zeiten ihrer Vollendung, eine Einheit,
deren Entwicklung, Entfaltung und Abrundung
lediglich in der Treue zu sich selbst, in der
Ehrfurcht vor der Natur und in dem Verant-
wortlichkeitsgefühl vor den zwar weitgezogenen,
aber doch unverletzlichen Gesetzen seiner
Kunst ruhen. So ist er ein Hüter, Wahrer und
Mehrer im Reiche der Kunst gewesen, kein
Stürmer, Dränger und kühner Eroberer, aber
doch eine deutlich und scharf umrissene Epoche
innerhalb der deutschen Landschaftskunst,
sowohl als schöpferischer und schaffender Mei-
ster, wie als Führer und Lehrer einer ganzen
Künstlergeneration.

Zu der Zeit, als Schönleber in die Kunst
eintrat, galten noch die letzten Ausläufer der
historischen und klassizistischen Landschaft.
Die Gegenbewegung zu der „idealen" hatte
bereits mit der „intimen Landschaft" eingesetzt.
Ihre Meister hatten in Fontainebleau und in

XX. Juli 1917. 1
 
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