Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

DOI article:
Beringer, Joseph August: Dem Andenken von Gustav Schönleber: geb. 3. Dezember 1851 - gest. 1. Februar 1917
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0226

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Dem Andenken von Gustav Schönleber.

PROFESSOR GUSTAV SCHONLEBER t

»HINTER DER STADTMAUER • ESSLINGEN« 1880.

schaft in der Anwendung einfachster Mittel.
Er wird tonig, läßt mit köstlicher Feinheit und
Bedachtsamkeit die Malgründe mitsprechen und
erreicht sogar in seinen rein zeichnerisch gehal-
tenen, mit Buntstift ausgeführten oder mit
Bleistift oder Kohle gezeichneten Blättern, denen
er durch wenige, einfache Farbtöne oder nur
mit Weiß noch Lichter aufsetzt und neue Reize
gibt, volle farbige und bildmäßige Wirkungen.
Mit unendlicher Geduld und Liebe geht er den
Einzelheiten einer Baumverzweigung, eines
Kronenumrisses, dem ornamentalen Spiel der
Wellen, den Überschneidungen und Verkür-
zungen nach. Nichts ist ihm zu unbedeutend,
um es seinem Bild organisch einzuordnen, nichts
zu nebensächlich, um es in seinem Werk bedeu-
tungsvoll herauszuholen. Ganz besonders glän-
zend gelingen ihm die Lüfte und die Wasser-
spiegelungen. Beharrlich müht er sich, ohne je
die Geduld zu verlieren, bis er auch diese
ätherischen und flüssigen Elemente ruhevoll auf
seine Bildfläche gezaubert hat. Die naive natür-
liche und tiefe Gemütsfülle seines Landsmannes
Moerike ist ihm ebenso eigen, wie die balladeske
Wucht oder die epische Breite und die lyrische
Empfindsamkeit, wie wir sie in der schwäbischen
Dichterschule in allerlei Ausbildung und Stärke
finden. — Diese Schwingungsfähigkeit zwischen
virtuoser Meisterschaft und vertraulicher Herz-
lichkeit machte Schönleber zu dem erfolgreichen
Lehrer, als der er eine ganze Generation von
Künstlern ausgebildet hat. Damit ist er auch

der Begründer der Karlsruher Landschaftsschule
geworden, der den verschiedenartigsten Bega-
bungen Wege gewiesen und ihnen das Eigenste
ihres Talentes gewahrt hat. Der Geist Schön-
lebers lebt in allen möglichen Abstufungen und
Formen durch diese Schüler weiter. Aus den
Dutzenden seien nur ein paar Namen, wie
Bergmann, Braun, Conz, Dischler, Hasemann,
Hellwag, Hoch, Hübner, Kallmorgen, Kamp-
mann, Luntz, von Ravenstein, Strich-Chapell,
von Volkmann und M. Wieland herausgegriffen.
Damit urteile man, was Schönleber der deut-
schen Landschaftskunst gegeben und erhalten
hat. Allen diesen und den anderen hat er ihr
Eigenes gelassen. Wie in fast jeder deutschen
Galerie der Name unseres Meisters vertreten
ist, so ist auch über Deutschland und seine
Grenzen hinaus die Wirkung seiner Meister-
lehrerschaft verbreitet.

Schönleber hat in einer kleinen Autobio-
graphie das Geheimnis seiner Kunst und seines
Wirkens ausgesprochen, wenn er sagt: „Was
du mit Liebe gemacht hast, wird auch zu
anderen sprechen." — Er hat mit Liebe gesäet.
Er wird in Liebe weiterleben. Sein Andenken
wird in Kunst und Leben ein gesegnetes sein.

DR_TOS. AUG. BERINGER.

Ä

Die Kunst ist des Künstlers Handwerk, das auszu-
bilden die Aufgabe seines Lebens ausmacht. Sie
ausbilden heißt: seine Natur so restlos und überzeu-
gend als möglich durch die Mittel seiner Kunst zum
Ausdruck zu bringen....... MAX LIEBERMANN.
 
Annotationen