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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Storck, Willi F.: Die Gartenstadt Mannheim-Waldhof
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0326

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Die Gartenstadt Mannheim - Waldhof.

ARCH. ESCH Si ANKE-MANNHEIM.

»AUS DER GARTENSTADT—MANNHEIM«

Die städtebauliche Gesamtanlage
(Abb. S. 314) folgt allgemeinen und grundsätz-
lichen Anschauungen. Ausgezeichnet durch die
übersichtliche Klarheit der Gesamtgliederung,
ist sie indes keine äußerliche Aufteilung in geo-
metrische Figuren, sondern zeigt eine organische
Entwicklung klarer Raumvorstellungen, die Ein-
ordnung des Einzelnen in das Ganze nach seinem
Wirkungswert. Eine Ellipse umschließt mit
doppelten Häuserreihen den Raum; zwei Haupt-
achsen öffnen ihn als klar ausgebildete Straßen
von individueller Physiognomie; ihre Flächen
sind belebt von kleinen Denkmälern und Brun-
nen. (Abb. S. 311.)

Die eine Hauptstraße bildet die breite Lunge
des Zentrums; sie bleibt rein auf die Ausbildung
des Raumes beschränkt; nur die Häuser um-
schließen sie; sie atmet eine gewisse Kälte und
Strenge. Die andere hingegen ist schmal und
umfriedet von hochragenden Bäumen; sie hat
eine bunte Wärme und Farbigkeit. Innerhalb
der Ellipse faßt ein Rechteck eine größere Fläche
zusammen und öffnet seinerseits durch schmale
Zugänge den Weg zur Peripherie. Zwischen
seinen Kanten und der äußeren Häuserreihe
breiten sich die grünen Flächen des Garten-
landes aus, die in langen, schmalen Parzellen
sich an die Häuser anschließen. — So wech-
seln in der Gesamtanlage die Gegensätze; und
es gibt keine starre Monotonie, sondern ein
lebendiges, auseinanderfallendes und doch zu-

sammengehaltenes Ganze. Zwischenderhäuser-
umschlossenen, steingepflasterten Straße und
der heckumfriedeten Allee liegen alle Ab-
wandlungen von Straßen , bei denen Häuser,
Bäume und Gärten sich in anmutigem Wechsel
darbieten. Wesentlich bleibt stets die klare
Ausbildung der Räume. Die genannte Alleen-
straße macht das Grundprinzip recht anschau-
lich: in breitem grün umfaßten Vor-Raum öffnet
sie sich, schließt sich dann enger zusammen,
flankiert von dichten Häuserreihen und bildet
hier gewissermaßen die Pforte zu der sich weiter
verengenden Allee. An den beiden Stellen, an
denen sie die Kanten des in die Ellipse ein-
geschnittenen Rechteckes kreuzen, öffnet sie
sich jeweils zu kleinen Plätzen, die durch be-
scheidene Monumente geschmückt sind. Schließ-
lich läuft sie auf einen rondellartigen Platz,
an dessen Ende als Blickabschluß ein großes
öffentliches Gebäude steht. Bunter Wechsel
und monumentale Steigerung charakterisieren
ihre Haltung.

Soviel von der Raumgestaltung der Anlage.
Die körperliche Form der Häuser folgt
gewissermaßen der Tradition Alt-Mannheimer
Häuser, etwa der allgemeinen Stilformen des
Weinbrennerschen Klassizismus; doch nicht
in unschöpferischer Nachahmung, sondern in
einer belebten Neuschöpfung. Sie sind in Reihen
angeordnet zur zweckvollen und preiswerten
Ausnutzung des Geländes; ihre Gestalt wird
 
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