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Zeitler, Julius: Neue Lichtbildkunst von Frank Eugen Smith
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0375
schenkt, wie wir sie uns aus früheren Jahr-
gängen dieser Zeitschrift erinnern, das musisch
umwitterte „samoanischeLied",das „Menuett",
„Adam und Eva" — im gleichen Sinne wie hier
die köstliche „Mädchenstudie" unter wehenden
Gartenbüschen, ein echtes Stimmungsgedicht
von größtem Liebreiz der Bewegung in diesem
jungen edlen Mädchenkörper und der Einhüllung
durch die flächenhaft erfaßten blühenden Zweig-
gehänge. Derselbe Stimmungsausdruck ist es
auch, der Smith's Aktbilder auszeichnet, weit
entfernt sind wir hier von der banalen natura-
listischen Überdeutlichkeit bis zu den Zehen
u. Hautfalten, Smith gibt vielmehr eine Körper-
harmonie, einen duftigen Linienrhythmus, der
uns, umspielt von tausend Lichtern, in einer
vibrierenden Tonskala, ein körperhaftes Gefüge
zur reizvollsten künstlerischen Anschauung
bringt. — Sicher kann man Smith's Bildnissen
etwas Altmeisterliches nachrühmen, aber das
betrifft wesentlich die Qualität, er ist selbst
ein Meister, und nur im Sinne der Qualität läßt
es sich aufrecht erhalten, daß man bei ihm an
Holbein, Trübner, Leibi erinnert werden mag.
Die Bildnisphotographie betont ja dieses Alt-
meisterliche glücklicherweise nicht mehr so sehr,
jeder Künstler wird heute qualitativ Gewicht
darauf legen. Das ist auch in überlegenstem
Sinne bei Smith der Fall, sowohl bei seinen
Männer- und Frauenporträts, wie bei sei-
nen Kinderbildnissen. Wenn er bei diesen
eine entzückende Anmut walten läßt, so wird
er in jenen dem bleibenden typischen Charakter
des Dargestellten in der überzeugendsten Weise
gerecht. Bei Smith trifft es nicht zu, daß die
Photographie nur einen Moment aus dem Leben
des Modells, aus der Ereigniskette dieses Kör-
pers, geben kann, schonwie er den fruchtbarsten
Moment für die Enthüllung der Individualität
zu finden weiß, hebt ihn darüber hinaus, er gibt
XX. September 1917. 5
gängen dieser Zeitschrift erinnern, das musisch
umwitterte „samoanischeLied",das „Menuett",
„Adam und Eva" — im gleichen Sinne wie hier
die köstliche „Mädchenstudie" unter wehenden
Gartenbüschen, ein echtes Stimmungsgedicht
von größtem Liebreiz der Bewegung in diesem
jungen edlen Mädchenkörper und der Einhüllung
durch die flächenhaft erfaßten blühenden Zweig-
gehänge. Derselbe Stimmungsausdruck ist es
auch, der Smith's Aktbilder auszeichnet, weit
entfernt sind wir hier von der banalen natura-
listischen Überdeutlichkeit bis zu den Zehen
u. Hautfalten, Smith gibt vielmehr eine Körper-
harmonie, einen duftigen Linienrhythmus, der
uns, umspielt von tausend Lichtern, in einer
vibrierenden Tonskala, ein körperhaftes Gefüge
zur reizvollsten künstlerischen Anschauung
bringt. — Sicher kann man Smith's Bildnissen
etwas Altmeisterliches nachrühmen, aber das
betrifft wesentlich die Qualität, er ist selbst
ein Meister, und nur im Sinne der Qualität läßt
es sich aufrecht erhalten, daß man bei ihm an
Holbein, Trübner, Leibi erinnert werden mag.
Die Bildnisphotographie betont ja dieses Alt-
meisterliche glücklicherweise nicht mehr so sehr,
jeder Künstler wird heute qualitativ Gewicht
darauf legen. Das ist auch in überlegenstem
Sinne bei Smith der Fall, sowohl bei seinen
Männer- und Frauenporträts, wie bei sei-
nen Kinderbildnissen. Wenn er bei diesen
eine entzückende Anmut walten läßt, so wird
er in jenen dem bleibenden typischen Charakter
des Dargestellten in der überzeugendsten Weise
gerecht. Bei Smith trifft es nicht zu, daß die
Photographie nur einen Moment aus dem Leben
des Modells, aus der Ereigniskette dieses Kör-
pers, geben kann, schonwie er den fruchtbarsten
Moment für die Enthüllung der Individualität
zu finden weiß, hebt ihn darüber hinaus, er gibt
XX. September 1917. 5