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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 53.1923-1924

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Reimers, ...: Die Mikado-Werkstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9146#0061

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Die Mikado - Werkstätten.

MIKADO-
WERK-
STÄTTEN
A.G. BONN.
»LAMPE«

mannigfach zusammengesetzt aus Künstlern,
Fachleuten, kunstinteressierten, geschmack-
sicheren Laien, wird dafür sorgen, daß die Ent-
scheidung nicht bei Breuhaus allein liegt und
er so doch wieder indirekt nur seine Art zur
Geltung bringt.

Das Programm umfaßt alles Dinge, die mit
Wohnkultur zusammenhängen und in eigenen
Werkstätten, die auf das Vollkommenste für
einen Großbetrieb, der heute allein preiswerte
Herstellung ermöglicht, eingerichtet sind, ange-
fertigt werden. In diesem Heft sind nur einige
Arbeiten aus der Abteilung für Beleuchtungs-
körper gegeben, die aber schon eine Vorstell-
ung von Sinn und Art der Werkstätten bieten
können. Die durchgereifte künstlerische Form,
die aus dem Material jeweils erwuchs, die vor
allem, lichtgerecht, alles Schwere meidet, daß
der Beleuchtungskörper fast wie eine große
Blume auf dem schlanken Ständer schwebt, ist
ebenso zu rühmen wie die Mannigfaltigkeit.
Trotz des Originellen hat jede Form das Selbst-
verständliche, Ungezwungene, das von jedem
guten Kunstwerk zu erwarten ist. Es war ein
guter Gedanke, die papiernen Faltschirme in
den Vordergrund zu stellen, wobei in der Be-
malung und der Dichte der Fältelung ein großer
Spielraum der verschiedensten Wirkungsmög-
lichkeiten gegeben ist. Fast unbegrenzt ist hier
die Erfindungsgabe in den verschiedenen Arten
der Lampen bis zur Verbindung mit dem Möbel
selbst. Der Teetisch ist eine von den vielen

Proben dieser Art. Vor allem will das Möbel
auch dabei gewertet sein, einfach und praktisch,
vortrefflich in der Gliederung und den Verhält-
nissen, ein gutes Gebrauchsstück und ein
Schmuck des Raumes. Es erläutert weiter das
Programm der neuen Werkstätten: keine schwe-
ren Prunkstücke, sondern bescheidene, aber
gediegene,künstlerischdurchgebildeteArbeiten,
die auch dem Anspruchsvollen ermöglichen,
mit erschwinglichen Mitteln eine Wohnkultur
zu pflegen. Der Vorzug der hochentwickelten
ostasiatischen Kunst liegt gerade in solcher an-
spruchslosen, aus echter Kultur erwachsenen
Einfachheit. Aus gleichem Ziel heraus wurde
der Name der Werkstätten gewählt, Mikado,
nicht etwa, um einer augenblicklichen Mode
mit dem Schwärm für ostasiatische Kunst ent-
gegenzukommen.

Sie sollen alle an dieser Kultur teilnehmen,
selbst die Kinder schon, und mit das Beste, was
die Werkstätten uns bisher gaben, ist ein Ge-
schenk an diese: EIN NEUER BAUKASTEN.
Der gute Anker-Steinbaukasten hat lange genug
undredlich seine Dienste getan. Aber jede starke
Zeit mit wirklich eigenem Wollen und Stil, wird
dieses bis ins Letzte zum Ausdruck bringen,
bis in das Spielzeug der Kinder. Ob es aber
für die Großen nicht noch wertvoller ist, die
selber erst einmal wieder Kinder werden müssen,
ursprünglich, rein empfindende Menschen?
Ein Baukasten ist's, der auf die Urformen der
Architektur und aller Stile zurückgeht, der ein
 
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