gusti bläst—berlin. selbstbildnis 1923.
Wenn das Kind bunte Steinchen auf seine
Sandkuchen legt, wenn wir Blumen in
unserem Garten pflanzen, so liegt in diesen ver-
schiedenen Betätigungen, wie in allem „ Scbmtik-
ken" eine ganz allgemeine Tendenz: Be-
reicherung der Umwelt, des äußeren Welt-
bildes durch Hinzufügen von anschaulichen
Elementen. Diese Tendenz ist wie der „Be-
tätigungs-Drang" oder Spieltrieb eine psycho-
logische Tatsache, ein Bedürfnis des Menschen,
sich nicht völlig passiv der Umwelt einzuordnen,
sondern ihre Spuren seines Daseins einzuprägen
— über den Bereich „zweckhafter" Tätigkeit
hinaus . . Dies Bedürfnis erstreckt sich auf alles,
was die Notdurft des täglichen Lebens erschuf.
Jedes Gestaltete zeugt für diesen Grund-Drang
des Menschen, seine Umwelt zu „bereichern"..
Der Sinn des „Ornaments" liegt darin, daß es
erstens schmückt und zweitens ein Eigen-Gesetz
in sich trägt: eine Ordnung, die nicht von einem
Darstellungs-Stoff, sondern von abstrakten for-
malen Prinzipien diktiert ist. Ornament ist eine
von Ordnungs-Gesetzen beherrschte Schmuck-
form . . . Alle geformten, „rhythmischen" Aus-
drucks-Bewegungen und deren Niederschläge
sind als Träger von „Lebens-Vorgängen" von je-
nen anderen Erscheinungen hervorzuheben, die
nachmeßbar „geregelt" sind. dr. hans prinzhorn.
Wenn das Kind bunte Steinchen auf seine
Sandkuchen legt, wenn wir Blumen in
unserem Garten pflanzen, so liegt in diesen ver-
schiedenen Betätigungen, wie in allem „ Scbmtik-
ken" eine ganz allgemeine Tendenz: Be-
reicherung der Umwelt, des äußeren Welt-
bildes durch Hinzufügen von anschaulichen
Elementen. Diese Tendenz ist wie der „Be-
tätigungs-Drang" oder Spieltrieb eine psycho-
logische Tatsache, ein Bedürfnis des Menschen,
sich nicht völlig passiv der Umwelt einzuordnen,
sondern ihre Spuren seines Daseins einzuprägen
— über den Bereich „zweckhafter" Tätigkeit
hinaus . . Dies Bedürfnis erstreckt sich auf alles,
was die Notdurft des täglichen Lebens erschuf.
Jedes Gestaltete zeugt für diesen Grund-Drang
des Menschen, seine Umwelt zu „bereichern"..
Der Sinn des „Ornaments" liegt darin, daß es
erstens schmückt und zweitens ein Eigen-Gesetz
in sich trägt: eine Ordnung, die nicht von einem
Darstellungs-Stoff, sondern von abstrakten for-
malen Prinzipien diktiert ist. Ornament ist eine
von Ordnungs-Gesetzen beherrschte Schmuck-
form . . . Alle geformten, „rhythmischen" Aus-
drucks-Bewegungen und deren Niederschläge
sind als Träger von „Lebens-Vorgängen" von je-
nen anderen Erscheinungen hervorzuheben, die
nachmeßbar „geregelt" sind. dr. hans prinzhorn.