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Doerner, Max
Malmaterial und seine Verwendung im Bilde: nach den Vorträgen an der Akademie der Bildenden Künste in München — München, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.42160#0094
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derTeerfarbstoffe, die alle, an sich körperlos, erst zu Farblacken,
zu Körperfarben, gemacht werden müssen durch Niederschlag
auf Tonerdehydrat, Tannin, Mineralfarben usw. Die Farben sind
von ganz ungemeiner Ausgiebigkeit. Der volle Ton ist oft nicht
brauchbar, weil bronzeartig, und erst durch Verdünnung und
durch Füllstoffe verwendbar. Teerfarbstoffe sind im allgemeinen
nicht giftig (doch wurde anderseits während des Krieges von
Ärzten behauptet, daß der Staub von Alizarin*Tintenstiften Er*
blindung verursacht habe). Die Teerfarblacke sind wesentlich
lichtechter als die Teerfarbstoffe. Durch Unterlage einer Mineral*
färbe, wie Mennige, grüner Erde usw., lassen sich Teerfarblacke
körperhafter und haltbarer herstellen. Teerfarbstoffe brauchen
als Lackfarben ziemlich viel Öl. Sie verkohlen beim Erhitzen wie
alle organischen Farbstoffe und hinterlassen das Substrat als
Asche. Es gibt eine verwirrend große Anzahl von Teerfarbstoffen,
vieleTausende, die zu den verschiedensten Verwendungszwecken,
meistens für Färberei und Druckerei, hergestellt werden und
dementsprechend verschiedene Eigenschaften aufweisen. Nach
dem Antrag Marr auf der Tagung in Hannover im September 1907
wurde zwischen Fabrikanten und Künstlern eine Vereinbarung
getroffen, wonach Teerfarbstoffe nur nach beiderseitiger jahre*
langer Prüfung in die Palette des Malers aufgenommen werden
sollten. Alizarin*Krapplack, dieser für uns sehr wertvolle Teer*
farblack, wurde als Norm für die Lichtechtheit neueinzuführender
Teerfarblacke bestimmt. Leider wurde aber diese Abmachung
von einer Fabrik durchbrochen und aus Konkurrenzrücksichten
folgten bald die anderen. Teilweisen enthusiastischen An*
preisungen und weitgehender Reklame folgte auch hier wieder
die Ernüchterung.
Viele Farbstoffe erwiesen sich als ölunecht und es zeigte sich, daß
besonders die zitrongelben Farbtöne, für die bei der Veränder*
lichkeit der gelben Chromfarben, sowie des Kadmiums zitron,
des Zinkgelb etc., ein lichtechter Ersatz ein Bedürfnis wäre, in
keiner Weise eine Verbesserung des bisherigen Farbmaterials dar*
stellten, im Gegenteil! Sie grünten noch mehr. Auf einer Tafel
stellte ich Aufstriche dieser vielgepriesenen Teerfarblacke her und
daneben unsere bisherigen Farben wie Kadmiumgelbe, zitron bis

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