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Doerner, Max
Malmaterial und seine Verwendung im Bilde: nach den Vorträgen an der Akademie der Bildenden Künste in München — München, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.42160#0298
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Die 1 af eibild er der Byzantiner hatten durch un*
richtig hergestellte und übermäßig verwendete Ölfirnisse dunklen,
trüben Charakter. Der Grund enthielt Seife und Öl, „nach Gut*
dünken“ und führte natürlichnochbesonders zum Schwarzwerden
dieser Bilder.
Die Ölfirnisse waren dunkel, verbrannt, fast schwarz und dick.
Sie wurden nicht mit dem Pinsel aufgetragen, sondern mit dem
Handballen eingerieben.
Die Malerei war Tempera, eine „Glanzfarbe“ aus Leim, Lauge
und Wachs und daneben Eitempera. Das Bild wurde im Fleisch
aus streng bestimmten Mischtönen im Kontrast von grün zu rot
aufgebaut, einem Prinzip, das der antiken Malerei entnommen
war. Die Bilder waren hart in der Farbe und fielen auseinander.
Durch dunkle gefärbte Firnisse, wahrscheinlich durch Asphalt*
lasuren nach Art des Apelles, suchte man Harmonie zu erzielen.
Wandmalerei war die beherrschende Technik und das Tafelbild
zeigte gleichen flächenhaften Aufbau. Gold und Goldimitation
erdrückte durch ihre massenhafte Anwendung fast die Malerei.
Der Kanon war festgelegt, von dem starren Schema durfte aus
religiösen Gründen nicht abgewichen werden.
Aus den Manuskripten jener Zeit, die die Malerei südlicher
Länder beleuchten, seien die folgenden hervorgehoben:
Im LuccatManuskript, das aus dem VTII. Jahrhundert
stammt, finden sich Farbenrezepte. Das Ausziehen von Pflanzen*
färben durch Laugen und Fällen mit Alaun, Vergoldungsarten,
Goldschriften, Gummi und Emulsionen. Außerdem die „pictura
translucida“, bei der Zinnfolie unterlegt und mit Ölharzfarben,
Ölbeizen lasierend übermalt wurde. Bei Hera clius VIII. Jahr*
hundert, Eiweißalaun für Miniaturmalereien und *schriften und
Mitteilungen über Ölfarbe. In der ,,Mappae Clavicula“ aus
dem XIII. Jahrhundert Angaben für Miniaturmalerei, Vergol*
dungsrezepte, eine Wachsfarbe mit Leim für Holz und Leinwand,
Angaben für Farbmischungen und Rizinusöl als Firnis über
Tempera und Leimmalereien.
In der Hermen eia des Dionysos, dem M a l e r h a n d -
buchevomBergeAthos, dessen zeitliche Bestimmung
schwer festzulegen ist, und das von Manchen sehr spät datiert

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