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um dieselbe nur 2 Kim. breite Ebene zwischen Stadt: und Furt, die Priamos und
Helena von dem grossen Turme am skäischen Thor überschauen konnten,
(P 145 ff.)- In dieser Ebene liegen jetzt die grossen kaiserlichen Wiesen, die im
Frühjahre reich an Gras und Blumen sind und jedes Jahr grosse Mengen von
Heu liefern. Lebhaft erinnern diese uns an den homerischen Xsiu.üv avfkuisu;
{B 467), in dem sich das griechische Heer vor der Stadt aufstellte.

Von den übrigen Erwähnungen des Simoeis bei Homer ist für die Topo-
graphie der Ebene am wichtigsten Y <\2—53. Ares ruft hier den Troern Mut zu,

otj'J v.<zs äxpOTOiY]; tcoXio? Tpüetrai xsXäiiwv,
aUore itap Skiern M<av iicl KaXXixoXtiv*;.

Wenn die Troer in der Nähe ihrer Stadt kämpfen, ruft er ihnen von der Spitze
der Burg zu; sind sie aber vorgedrungen und kämpfen in der griechischen Hälfte
der Ebene, so läuft er zum Simoeis, um ihnen von der Kallikolone zuzurufen

Von Strabon wird dieser »schöne Hügel» mit dem Berge Kara-Jur (etwa
7 Kim. östlich von Troja) gleichgesetzt, wie sich aus seinen Entfernungsangaben
(50 Stadien von Ilion und 5 Stadien vom Simoeis) mit Sicherheit ergiebt. Diese
durch seine falsche Lokalisirung Trojas bedingte Ansetzung ist aber für uns
ganz unverbindlich. Wie ich schon durch die obige Umschreibung der Worte
Homers angedeutet habe, scheint mir als Kallikolone viel besser ein Hügel zu
passen, der nördlich vom Simoeis am westlichen Ende des zwischen Hellespont
und Simoeis befindlichen Höhenzuges liegt. Da die Schlacht zwischen Stadt und
Schiffslager hin und her schwankt, so müssen die beiden Punkte, von dem
Ares den Troern zuruft, offenbar in der Nähe der beiden Teile des Schlacht-
feldes gesucht werden. Der eine Punkt befindet sich in der Stadt selbst, folg-
lich muss der andere näher beim Schiffslager gesucht werden. Einer der Hügel
südlich von Rhoiteion, die auf Tafel I mit einem kleinen Kreise bezeichnet sind,
entspricht diesen Anforderungen sehr gut. Wer wie Ares von Troja zu dieser
Kallikolone eilt, muss den Simoeis überschreiten; der Ausdruck ^ap' Stuisvii
Sewv steht also mit unserem Simoeis in vollem Einklang.

Die Kallikolone wird noch ein zweites Mai erwähnt als Sitz eines Teiles
der dem Kampfe zuschauenden Götter (Y 151). Dabei wird sie der Skopie und
der Herakles-Mauer gegenübergestellt, einer Anlage, die sich beim Schiffslager in
der Nähe der Küste befand und daher sehr passend beim Kap Sigeion anzusetzen
ist. Bei der Herakles-Mauer im Nordwesten sassen die Götter der Griechen;
ihnen gegenüber (etepükts) am anderen Ufer des Skamanders hatten aui der Kal-
likolone die den Troern wohl wollenden Götter ihren Platz.

In der Nähe der Kallikolone an dem Zusammenflusse des Simoeis und Ska-
manders haben wir auch die Stelle zu suchen, wo Homer Hera und Athena
haltmachen lässt, als sie auf ihrem Wagen zur troischen Ebene kommen, um
den beim Schiffslager kämpfenden Griechen zu helfen.
 
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