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NAUSIKAA FÄHRT ZUM FLUSS

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holte die prächtigen Gewänder aus der Kammer und legte sie 6.
auf den wohlgeglätteten Wagen. Die Mutter barg allerlei wohl-
schmeckende Speisen in einen Korb, fügte Zukost hinzu und
goß Wein in einen ziegenledernen Schlauch. Dann bestieg
die Jungfrau den Wagen. Die Mutter gab ihr noch Öl in gol-
denem Fläschchen, damit sie sich mit den Dienerinnen bade 80
und salbe. Nun ergriff sie die Geißel und die glänzenden Zügel
und trieb die Maultiere an. Die stampften den Boden, griffen
wacker aus und trugen die Kleider und die Jungfrau. Die
Dienerinnen folgten dem Wagen.
Als sie zur schönen Strömung des Flusses gelangten, waren
dort die vollen Becken, in die beständig frisches Wasser floß,
genug, um auch die schmutzigste Wäsche zu waschen. Hier
schirrten sie die Tiere ab und trieben sie an den strudelreichen
Fluß zur willkommenen Weide. Dann nahmen sie die Klei- 90
der vom Wagen, trugen sie in das Wasser und stampften sie
in den Becken in hurtigem Wettstreit.
Als Eos, die rosenfingrige Göttin der Frühe, erschien, erhob 3.
sich der ritterliche Nestor vom Lager. Er trat aus dem Haus
und setzte sich vor der Tür auf eine der steinernen Bänke.
Sie glänzten von weißem Anstrich. Auf ihnen pflegte einst
Neleus zu sitzen, als Berater den Göttern gleich. Vom Tode
bezwungen war er längst in den Hades hinabgegangen. Jetzt 4io
saß Nestor dort, der Hort der Achäer; er trug das Zepter. Auch
seine Söhne kamen aus ihren Schlafgemächern und scharten
sich alle um ihn herum: Echephron, Stratios und Perseus,
Aretos und der göttergleiche Thrasymedes. Der edle Peisi-
stratos gesellte sich als sechster hinzu. Sie holten auch den
göttergleichen Telemach herbei und geleiteten ihn zum Sitz
neben dem König.
Der ritterliche Nestor begann: „Liebe Söhne, unter den
 
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