Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
RÜCKKEHR DES EUMAIOS

167

rieseln. Hat mich doch der Städtezerstörer Odysseus oft auflß.
seine Knie gesetzt und mir gebratenes Fleisch und rötlichen
Wein gereicht. Darum ist mir Telemach der liebste von allen
Menschen. Von den Freiern braucht er den Tod durchaus nicht
zu fürchten. Senden ihn aber die Götter, so ist er unvermeid-
lich.“ So suchte er sie zu beruhigen und bereitete ihm doch
selbst den Untergang. Da stieg Penelopeia in das schöne Ge-
mach hinauf und weinte um Odysseus, ihren lieben Gatten, bis 450
ihr die helläugige Athena süßen Schlaf auf die Augen senkte.
Am Abend kehrte der treffliche Sauhirt zu Odysseus und
seinem Sohne zurück. Die waren gerade dabei, die Abend-
mahlzeit zu bereiten. Sie hatten ein Schwein von einem Jahr
geschlachtet. Athena aber trat nahe heran, und indem sie
Odysseus, den Sohn des Laertes, mit dem Stab berührte,
verwandelte sie ihn wieder in einen Greis und hüllte ihn in
häßliche Kleider; sie wollte verhüten, daß der Sauhirt ihn in
seiner wahren Gestalt erkannte und mit der Meldung zu Pene-
lope eilte, unfähig, es zu verschweigen.
Telemach rief ihm entgegen: ,,Da bist du ja, wackrer Eu- 460
maios! Was geht vor in der Stadt? Sind die mannhaften
Freier vom Hinterhalt wieder zurück oder lauern sie noch
auf meine Heimkehr?“ Da erwidertest du, Sauhirt Eumaios:
„Danach auf meinem Gang durch die Stadt zu fragen und zu
forschen, lag nicht in meiner Absicht. Mein Herz trieb mich,
schnell heimzukehren und Nachricht zu bringen. Mit mir
zusammen traf ein Bote deiner Gefährten ein, ein Herold, der
deiner Mutter die Meldung zuerst überbrachte. Doch weiß
ich etwas andres; ich sah es mit eigenen Augen. Ich befand 470
mich auf meinem Heimweg oberhalb der Stadt, da wo der
Hermeshügel liegt, als ich ein schnelles Schiff in unsere Hafen
einlaufen sah. Viele Männer waren darin; es starrte von
 
Annotationen