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Dragendorff, Hans
Westdeutschland zur Römerzeit — Leipzig, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.41442#0067
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Verkehr

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niemand so gut wie der Römer. Vie Anlage von Heerstraßen
ist der Anfang seiner organisatorischen Tätigkeit, wo auch immer
er ein neues Gebiet seinem Reiche einverleibt, von Rom aus
hat er Italien mit kunstmäßig ausgebauten Straßen durchzogen,
und Schritt für Schritt ist dieses Heerstraßennetz mit der Er-
weiterung des Weltreiches weiter gewachsen bis an dessen
äußerste Grenzen. So hat auch sofort ein klug erdachtes Straßen-
sgstem, auf das schon im ersten Kapitel hingewiesen wurde, die
neuen gallischen Provinzen erschlossen und an Italien und Rom
gekettet,- nicht nur gangbare, sondern fahrbare Straßen mildern
die Schrecken der Alpenübergänge,- schon in der ersten Regierungs-
zeit des Augustus ist das gallische Straßennetz in seinen Grund-
zügen vollendet. Selbst in der kurzen Zeit der Eroberung Nord-
westdeutschlands beginnt man dort mit dem Bahnen gesicherter
Durchgänge durch unwegsame Gegenden. Ver Limes des
Tiberius durch die Silva Laesia ist nichts anderes als ein
solcher. Und als dann die Gkkupation des rechtsrheinischen Süd-
deutschland im ersten nachchristlichen Jahrhundert wieder be-
ginnt, da ist wiederum, wie wir gesehen haben, die erste sicher
greifbare Tatsache die Vorschiebung der Straßen über den Rhein
in das später vom Limes begrenzte Gebiet, ver Limes selbst
ist eine Grenzstraße, die alle die Posten an der Grenze unter-
einander verbindet.
Ven Römern verdankt Deutschland seine ersten Kunststraßen.
Wohl sprechen wir von prähistorischen Straßen, wegen, die sich
schon viele Jahrhunderte vor der Römerzeit der Verkehr von
Grt zu Grt, von Volk zu Volk gebahnt hat und auf denen
sich an geeigneten von der Natur gewiesenen Stellen allmählich
auch schon ein Verkehr über weite Länderstrecken angebahnt
hat. wir müssen uns aber gegenwärtig halten, daß diese Straßen
nicht einem zielbewußten vorgehen ihren Ursprung verdanken,
sondern daß sie gleichsam spontan entstanden sind, zusammen-
gewachsen aus den von Grt zu Grt getretenen Pfaden, und
daß sie jedes künstlichen Gberbaues entbehren, es sei denn, daß
Man hier und dort einmal eine gar zu tiefe Grube durch Steine
füllte, eins feuchte Stelle durch einen Knüppeldamm über-
brückte. Im Gegensatz dazu ist die römische Straße eine Kunststraße,
ausgezeichnet durch einen gefestigten Gberbau, fahrbar, plan-
mäßig angelegt nicht zur Verbindung zweier Nachbarorte mit-
einander, sondern um auf weite Strecken hin zwei wichtige Punkte
Mogendorfs, Westdeutschland zur Nömerzcit. 4
 
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