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Dragendorff, Hans
Westdeutschland zur Römerzeit — Leipzig, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.41442#0080
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Handwerk und Nunsi

unmittelbar nachgeahmt, (vergl. z. B. Tas. 4, 1—3, 5 mit
Tas. 3, 4, 6, 7,' Tas. 4, 10—14 mit Tas. 3, 1, 3, 5). Lindere
aber sind deutlich die Nachkommen der vorrömischen, der Spät-
latöneformen, die in die seine Technik umgesetzt, mehr oder
weniger durch römische Zormenempfindung umgemodelt, weiter-
leben. vergleicht man beispielsweise die belgischen Urnen
(Tas. 4, 15, 16, 20) mit ihren Vorgängern, den schlanken Latene-
Urnen, so sieht man, wie ihre Zorm gedrungener, die Biegung
der Wandungen elastischer wird, unverkennbar unter dem Ein-
fluß der gleichzeitigen römischen Urnen (Tas. 5, 1, 3, 21). Gder,
um ein weiteres Beispiel zu nennen, die Tonflaschen, die häufig
in der belgischen Neramik vorkommen. Oie Latvne-Neramik
kennt diese flaschenförmigen Urnen auch schon. Liber die großen
schlanken Gefäße, bei denen hals, Schulter und Gefäßkörper
allmählich ineinander übergingen, werden jetzt ebenfalls ge-
drungener, die Schulter ist klar vom Nörper, der hals von der
Schulter abgesetzt. Vie römischen Henkelkrüge (Tas. 5) haben
hier zweifellos eingewirkt und die alteinheimische Zorm römischem
Zormenempfinden angepaßt. Und wie in der Zorm, so auch
in der Zarbe. Vie einen ahmen die italische Terrasigillata
nach. Vie feine geglättete Oberfläche erhält einen schönen
hellroten Überzug oder sie wird mit einer kräftig pompejanisch-
roten §arbe überzogen. Lluch auf Kormen, die der Römer nie
in Terrasigillata herstellte, wird diese Zärbung übertragen.
Llndere belgische Vasen wiederum zeigen eine Vervollkommnung
der alteinheimischen Technik des Schwärzens bis zu prächtigen
ebenholzschwarzen mattglänzenden Oberflächen. - Und in dieser
Technik stellen die belgischen Töpfer dann wiederum Sormen
her, die der Terrasigillatatöpferei entnommen sind, wie namentlich
die Teller und Tassen. Sogar die Litte des Kabrikstempels aus
Tellern und Tassen entlehnen diese Töpfer der Terrasigillata.
Neben vielen Gefäßen, deren scheinbar wenigstens willkürliche
Zeichen nur äußerlich den römischen Stempel nachahmen,
begegnen wir anderen mit gallischen Namensstempeln, die den
besten Beweis dafür liefern, daß ihre Verfertiger Gallier sind. Nlan
erkennt die Anpassungsfähigkeit der einheimischen Bevölkerung,
zugleich aber auch, wie stark daneben doch das Einheimische ist,
das unter dem übermächtigen römischen Einfluß nicht verloren
geht, sondern auch im neuen Gewände immer wieder sich zur
Geltung bringt. Wie in der Provinz in kurzer Zeit aus dem
 
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