Dreieich
Buchschlag
Villenkolonie
Budifdilag
anlage des Kreises mit dem relativ (zur
Gesamtbebauung) höchsten Anteil von
Einzeldenkmälern.
Auffallend im Karten vergleich die Ver-
schmelzung der ehemaligen Einzelge-
meinden durch Flächenausdehnung mit
vorwiegender Orientierung nach Nor-
den in Richtung Frankfurt.
Buchschlag
Buchschlag ist die zweitjüngste ehemalige Einzelgemeinde des Landkreises
und jüngster Ortsteil der Großgemeinde Dreieich. Der Waldbezirk Buch-
schlag war Teil der Gemarkung Mitteldick und gehörte damit seit dem
frühen Mittelalter zurUrmark Langen und zum Reichsbannforst Dreieich.
Der Name leitet sich möglicherweise, in Analogie zu ähnlichen alten Orts-
bezeichnungen, von einem der mit Schlagbaum gesicherten Durchgänge
der einstigen Dreieicher Ringlandwehr her. Seit 1600 gehörte der Bezirk zu
Hessen.
Die Gründung der Siedlung geht zurück auf Initiative des Frankfurter
Großkaufmanns und Sozialreformers Jakob Latscha, der Waldgelände bei
dem Forsthaus Buchschlag ankaufte, wo ab 1900 Gottesdienste im Freien
und andere Aktivitäten veranstaltet wurden, um die Großstädter zurück
zur Natur zu führen. Daraus entwickelte Latscha das Konzept einer außer-
halb der Großstadt gelegenen, gartenstadtartigen Siedlung für eine weniger
bemittelte städtische Bewohnerschicht - kleine Beamte, Handwerker, ge-
hobene Arbeiter die sich entsprechende Wohnungen in den Villen-
vierteln am Stadtrand nicht leisten konnte. Zu diesem Zweck wurde die
Siedlungsgründung auf genossenschaftlicher Basis betrieben und stellt
damit einen Sonderfall innerhalb der zwischen 1890 und 1914 entstande-
nen Villenkolonien dar. Außergewöhnlich war auch die isolierte Lage
ohne direkte Anbindung an einen bestehenden Ort; eine Voraussetzung
hierfür bildete der schon vorhandene Bahnhof Sprendlingen der Main-
Neckar-Bahn.
Die 1904 gegründete Wohnungsgesellschaft Buchschlag trat als Mittler
zwischen Käufer und Domanialverwaltung auf, die 30 Hektar Land zu
Niedrigstpreisen bereitstellte, und erwirkte die großherzogliche Ermächti-
gung für die Errichtung villenartiger Ein- und Zweifamilienhäuser mit
Garten. Der geringe Bodenpreis sollte als Ausgleich zur geforderten ästhe-
tisch anspruchsvollen Gestaltung gelten und das Verfahren jegliche
Spekulation ausschließen. Hier zeigte die weitere Entwicklung, daß sich
Latschas sozialreformerischer Ansatz gegen den von der Domanialverwal-
tung geförderten Ästhetizismus nicht behaupten konnte; durch in die Höhe
getriebene Baupreise verlagerte sich die Käuferschaft auf das gehobene
Bildungsbürgertum, so daß Latscha seine Idee als gescheitert ansah und
1909 ein neues Projekt in Waldheim bei Offenbach in Angriff nahm.
Der endgültige Bebauungsplan für Buchschlag aus dem Jahr 1905 von
Friedrich Pützer, Darmstadt, orientiert sich an der Struktur der gegen Ende
des 19. Jahrhunderts ungeordnet entstandenen großbürgerlichen Villen-
viertel der Städte, deren Zufälligkeit zum System erhoben wurde; hinzu
kamen Einflüsse aus der englischen Gartenstadtbewegung jener Zeit. Die
Baurichtlinien enthielten genauere Festsetzungen als üblich. Eine relativ
große Zahl mitwirkender Architekten brachte in drei sich ablösenden
Phasen unterschiedliche Strömungen ein, die sich in Bauten traditioneller,
heimatlich-ländlicher, neoklassizistischer, auch tendenziell funktionalisti-
scher Prägung niederschlugen. Daß sich trotz unterschiedlicher Stilrich-
tungen ein spezifischer Buchschlager Haustyp herausbildete, ist nicht
zuletzt auf die von der Domanialverwaltung eingesetzte Gestaltungskom-
mission zurückzuführen, die bis ins Detail Einfluß nahm. Die Gärten
waren ebenfalls Bestandteil der Planung, auch Einfriedungen waren ge-
nehmigungspflichtig.
53
Buchschlag
Villenkolonie
Budifdilag
anlage des Kreises mit dem relativ (zur
Gesamtbebauung) höchsten Anteil von
Einzeldenkmälern.
Auffallend im Karten vergleich die Ver-
schmelzung der ehemaligen Einzelge-
meinden durch Flächenausdehnung mit
vorwiegender Orientierung nach Nor-
den in Richtung Frankfurt.
Buchschlag
Buchschlag ist die zweitjüngste ehemalige Einzelgemeinde des Landkreises
und jüngster Ortsteil der Großgemeinde Dreieich. Der Waldbezirk Buch-
schlag war Teil der Gemarkung Mitteldick und gehörte damit seit dem
frühen Mittelalter zurUrmark Langen und zum Reichsbannforst Dreieich.
Der Name leitet sich möglicherweise, in Analogie zu ähnlichen alten Orts-
bezeichnungen, von einem der mit Schlagbaum gesicherten Durchgänge
der einstigen Dreieicher Ringlandwehr her. Seit 1600 gehörte der Bezirk zu
Hessen.
Die Gründung der Siedlung geht zurück auf Initiative des Frankfurter
Großkaufmanns und Sozialreformers Jakob Latscha, der Waldgelände bei
dem Forsthaus Buchschlag ankaufte, wo ab 1900 Gottesdienste im Freien
und andere Aktivitäten veranstaltet wurden, um die Großstädter zurück
zur Natur zu führen. Daraus entwickelte Latscha das Konzept einer außer-
halb der Großstadt gelegenen, gartenstadtartigen Siedlung für eine weniger
bemittelte städtische Bewohnerschicht - kleine Beamte, Handwerker, ge-
hobene Arbeiter die sich entsprechende Wohnungen in den Villen-
vierteln am Stadtrand nicht leisten konnte. Zu diesem Zweck wurde die
Siedlungsgründung auf genossenschaftlicher Basis betrieben und stellt
damit einen Sonderfall innerhalb der zwischen 1890 und 1914 entstande-
nen Villenkolonien dar. Außergewöhnlich war auch die isolierte Lage
ohne direkte Anbindung an einen bestehenden Ort; eine Voraussetzung
hierfür bildete der schon vorhandene Bahnhof Sprendlingen der Main-
Neckar-Bahn.
Die 1904 gegründete Wohnungsgesellschaft Buchschlag trat als Mittler
zwischen Käufer und Domanialverwaltung auf, die 30 Hektar Land zu
Niedrigstpreisen bereitstellte, und erwirkte die großherzogliche Ermächti-
gung für die Errichtung villenartiger Ein- und Zweifamilienhäuser mit
Garten. Der geringe Bodenpreis sollte als Ausgleich zur geforderten ästhe-
tisch anspruchsvollen Gestaltung gelten und das Verfahren jegliche
Spekulation ausschließen. Hier zeigte die weitere Entwicklung, daß sich
Latschas sozialreformerischer Ansatz gegen den von der Domanialverwal-
tung geförderten Ästhetizismus nicht behaupten konnte; durch in die Höhe
getriebene Baupreise verlagerte sich die Käuferschaft auf das gehobene
Bildungsbürgertum, so daß Latscha seine Idee als gescheitert ansah und
1909 ein neues Projekt in Waldheim bei Offenbach in Angriff nahm.
Der endgültige Bebauungsplan für Buchschlag aus dem Jahr 1905 von
Friedrich Pützer, Darmstadt, orientiert sich an der Struktur der gegen Ende
des 19. Jahrhunderts ungeordnet entstandenen großbürgerlichen Villen-
viertel der Städte, deren Zufälligkeit zum System erhoben wurde; hinzu
kamen Einflüsse aus der englischen Gartenstadtbewegung jener Zeit. Die
Baurichtlinien enthielten genauere Festsetzungen als üblich. Eine relativ
große Zahl mitwirkender Architekten brachte in drei sich ablösenden
Phasen unterschiedliche Strömungen ein, die sich in Bauten traditioneller,
heimatlich-ländlicher, neoklassizistischer, auch tendenziell funktionalisti-
scher Prägung niederschlugen. Daß sich trotz unterschiedlicher Stilrich-
tungen ein spezifischer Buchschlager Haustyp herausbildete, ist nicht
zuletzt auf die von der Domanialverwaltung eingesetzte Gestaltungskom-
mission zurückzuführen, die bis ins Detail Einfluß nahm. Die Gärten
waren ebenfalls Bestandteil der Planung, auch Einfriedungen waren ge-
nehmigungspflichtig.
53