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Warlich-Schenk, Brigitte; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Kreis Kassel: T. 1 — Braunschweig: Vieweg, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.48766#0391
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Holzhausen





Holzhausen
Geschichtliche und bauliche Entwicklung.
Holzhausen ist ein hochgelegenes Walddorf am Südhang des Reinhardswal-
des. Der Ort liegt muldenartig eingebettet zwischen dem Hombergsberg und
Südholz, dem Kleeberg und Osterberg am Fuße des Gänsebachs.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Holzhausen in einer Schenkungsurkun-
de Kaiser Heinrich II. an Bischof Meinwerk von Paderborn im Jahre 1020 als
oppidum Holthusen, also als ein gefestigter Platz. Die Geschichte der Ort-
schaft reicht jedoch wesentlich weiter zurück. Man nimmt an, daß bereits zur
Zeit Karls des Großen im Westen des heutigen Dorfes, dort, wo sich heute
der Amtshof befindet, ein befestigter Königshof angelegt worden war. Der
Platz war als ein von Quellen und Bächen umgebenes sumpfiges Terrain zur
Verteidigung bestens geeignet. So floß z. B. vor dem Amtshof im Bereich der
Immenhäuser Straße lange Zeit, noch im 19. Jh., offenes Wasser. Erst danach
wurde im Laufe der Zeit die Straße bis auf 1,40 m aufgefüllt.
Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft bezieht sich hier weniger auf
die dörfliche Siedlung als vielmehr auf das hier ehemals gelegene befestigte
Gut. Nach dem Tod Karls des Großen wurden dessen Nachfolger Oberle-
hensherren des Edelhofs, der alle auf freiadligen Gütern haftende Prärogati-
ve besaß. Der Edelhof wurde im 15. Jahrhundert als freies Mannlehen be-
zeichnet. Als letzter deutscher Kaiser hatte ihn Heinrich II. inne. Ihm folgten
1019 —1024 der Paderborner Bischof, die Erzbischöfe von Mainz und seit 1470
die hessischen Landgrafen.
Holzhausen wurde im Laufe seiner wechselhaften Geschichte mehrfach zer-
stört. Im 11. Jahrhundert wurde der Besitzer des Guts, Otto von Northeim,
von Kaiser Heinrich IV. geschlagen und der Ort dabei verwüstet. Im späten
14. Jahrhundert wurde Holzhausen unter dem Sternerbund durch Balthasar
von Thüringen, der während jahrelanger Belagerung der Festung Kassel das
Vorgelände verwüstete, zerstört. 1560 brachte eine große Feuersbrunst wie-
derum Zerstörungen. Auch der 30jährige Krieg hinterließ vor allem durch
Tillys Soldaten seine Spuren. 1632,1747,1758 und 1889 traten außerdem Seu-
chen auf. Trotz dieser Erschwernisse expandierte der Ort. Nachdem er lange
Zeit wüst gelegen hatte, bestanden bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bereits
wieder 16 Häuser. Die Zahl der Familien stieg von 18 im Jahre 1465 auf 56 im
Jahre 1580.
Das Gut wechselte unter den Hessen häufig den Besitzer, bis es im frühen
19. Jahrhundert mit Beginn der westfälischen Zeit Amtssitz des Kantonver-
walters Thomas wurde. Seither heißt der Gutshof Amtshof. Der Name kann
auch weiter zurückreichen, da hier das Amt Grebenstein im 16. Jh. zweimal
im Jahr Gerichtssitzungen abhielt.
Den ältesten Kern der Ortschaft bildet der Bereich zwischen Gut und Kirche
mit hufeisenförmiger Umbauung auf kleinparzellierten Grundstücken.
Ähnlich wie der Gutshof muß auch die Kirche älteren Ursprungs sein, da sie
wie alle frühen Taufkirchen Johannes dem Täufer geweiht ist. Ihre ältesten
Bauteile, insbesondere der hufeisenförmige, dem in Wilhelmshausen ähn-
liche Triumphbogen stammen aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Erste Ortserweiterungen fanden nach Süden auf der „Weide“ im „Unterdorf4
und entlang der Kasseler Straße im „Oberdorf‘statt. „Unterdorf‘und „Ober-
dorf4 wurden durch den Gänsebach, Teiche und Gärten getrennt. Im Bereich
zwischen Kirche und Gut lagen der Brautümpel mit Brauhaus und der Hoch-
zeitsberg mit dem Hochzeitshaus. Beide sind nicht mehr erhalten.
Die historische Bebauung war ursprünglich durch Längsdielenhäuser cha-
rakterisiert. Heute ist lediglich ein solches Längsdielenhaus erhalten, denn
der bauliche Zustand der Gebäude war um 1800 bereits so schlecht, daß sogar
die kurfürstliche Regierung Anstoß an dem „zurückgebliebenen Dorf4
nahm. So bestand bereits damals bei einigen Gebäuden Einsturzgefahr, viele
waren übervölkert.
In Ermangelung guter Zimmerleute waren auch die wenigsten Fußböden

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