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Warlich-Schenk, Brigitte; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Kreis Kassel: T. 1 — Braunschweig: Vieweg, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.48766#0682
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Wahlsburg/Lippoldsberg


Wahlsburg
Gemeindekarte M 1 : 50 000
Die ehemaligen Gemeinden Lippolds-
berg und Vernawahlshausen schlossen
sich am 1. 2. 1971 zur Gemeinde Wahls-
burg zusammen, die den Namen einer
vorgeschichtlichen, ehemals zwischen
den beiden Ortsteilen gelegenen Befe-
stigungsanlage trägt. Mit einer Fläche
von 11,43 km2 und 3213 Einwohnern
(Stand 30. 6.1978) gehört Wahlsburg zu
den kleinsten Gemeinden im Landkreis
Kassel. Der Sitz der Gemeindeverwal-
tung wurde in Lippoldsberg eingerichtet.
Wahlsburg ist die zweite Gemeinde
Hessens, die auf der rechten Weserseite
liegt. Die Verkehrsanbindung zu den
Orten am linken Weserufer folgt über
die Straßenbrücke bei Gieselwerder, die
Fähre bei Lippoldsberg oder die Eisen-
bahn von Vernawahlshausen nach Bad
Karlshafen.
Das landschaftlich reizvolle Schwülme-
tal verbindet die beiden Ortsteile mit-
einander, die aufgrund ihrer Randlage
wirtschaftlichen und kulturellen Aus-
tausch mit niedersächsischen Orten be-
treiben.
Lippoldsberg liegt an der Mündung der
Schwülme in die Weser. Kulturhisto-
risch bedeutsam ist der Ortskern, mit
dem Kloster und dem Eisenhammer.
Vernawahlshausen ist ein mittelalterli-
ches Kirchdorf, das noch heute überwie-
gend von der Landwirtschaft geprägt ist.

Lippoldsberg
Geschichtliche und bauliche Entwicklung.
Lippoldsberg liegt an der Mündung der Schwülme in die Weser. Das Dorf ist
topographisch zweigeteilt, in die steil abfallende Terrasse mit dem Kloster-
bezirk und das untere Dorf entlang der Schwülme. Nach der Lippoldsberger
Chronik gründete Erzbischof Lippold von Mainz zwischen 1051 und 1059
den nach ihm benannten Ort auf Grund und Boden, welcher der Abtei Cor-
vey gehörte, und errichtete eine dem Hl. Chrysogonus geweihte Holzkirche.
Erzbischof Siegfried ersetzte diese auf ein Gelübde hin um 1080 durch einen
Steinbau, den er dem Hl. Georg weihte. Die Georgskirche wurde mit Pfar-
rechten ausgestattet, was auf eine Straffung der kirchlichen Organisation in
diesem Grenzgebiet schließen läßt. 1966/67 wurden von diesem Bau Funda-
mente festgestellt.
Vermutlich im Jahre 1093 wurde von Erzbischof Ruthard das Benediktiner-
kloster gegründet. Graf Heinrich von Northeim verbesserte die Stiftung und
erhielt dafür die Vogteirechte. Mit den Nonnen, die aus St. Agnes in Schaff-
hausen kamen, wurden die Hirsauer Reformen eingeführt. Das Kloster wur-
de bald zu klein und war auch in einem schlechten baulichen Zustand. Des-
halb errichtete der neue Probst Gunther von Halberstadt, der vom Kloster
Hamersleben hierfür berufen wurde, unterstützt von Erzbischof Adalbert
einen vollständigen Neubau. Er wurde nach 1140 begonnen und 1151 voll-
endet. Von der gesamten romanischen Anlage blieb allein die dreischiffige
Basilika in reinem Zustand erhalten. Sie ist das einheitlichste Beispiel roma-
nischer Großarchitektur in Hessen.
Die wirtschaftliche Blütezeit des Klosters war im 12. Jh. Sie äußerte sich in
seinen zahlreichen Besitzungen unbd den künstlerischen Aktivitäten.
Einen späten Aufschwung bedeutete die von den Nonnen betreute Wallfahrt
in Gottsbüren im 14. Jh. Nach dem Beitritt zur Bursfelder Kongregation ab

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