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Warlich-Schenk, Brigitte; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Kreis Kassel: T. 1 — Braunschweig: Vieweg, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.48766#0580
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Deisel

Deisel
Geschichtliche und bauliche Entwicklung.
Deisel liegt am Rande des Diemeltales. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort in der translatio Modoaldi als
Besitz des Klosters Helmarshausen. 1100 übertrug Bischof Heinrich von Paderborn dem Kloster Helmarshausen das
Patronat über die Kirche.
1305 gehörte das Dorf zur Herrschaft Schönenberg, seit 1455 zum hessischen Amt Trendelburg. An einen hier gele-
genen mittelalterlichen Burgsitz erinnern heute lediglich der zu einem im Westen des Ortes gelegenen Plateau füh-
rende Burgweg und die Gemarkungsbezeichnung Burghöhle.
1455 bestanden bereits 42 bewohnte Häuser, 1585 zählte man 111 Haushalte. Außer der spätgotischen Kirche ist kein
Gebäude aus der Zeit vor dem dreißigjährigen Krieg erhalten.
Das mittelalterliche Dorf bildete auf kleinteilig parzelliertem Grundriß ein die Kirche wehrhaft umschließendes
Oval, das im Osten von der Bremer Straße und im Westen von der Mittelstraße umgrenzt wurde. An diesen beiden
Straßen entstanden die ersten Ortserweiterungen nach dem Dreißigjährigen Krieg; ebenso an der Spiegelstraße und
dem Burgweg, wo ebenfalls noch Gebäude aus dieser Zeit erhalten sind.
1745 war Deisel auf 152 Haushalte angewachsen.
Deisel wird im wesentlichen vom Diemelsächsischen Bauernhaus mit dreizonigem Grundriß geprägt. In den Seiten-
zonen befinden sich getrennt Wohn- und Wirtschaftsbereich. Die barocken Gebäude sind zum Teil noch als reine
Ständerwandbauten erhalten. Die Rähmbauten bzw. die Häuser in Mischkonstruktion zeigen ein schmuckreich
geschnitztes Fachwerk und besitzen prächtige Tore. Vereinzelt gibt es in Deisel noch die Dacheindeckung mit Weser-
sandsteinplatten.
Noch bis ins frühe 19. Jh. errichtete man im Ort, vor allem an der Spiegelstraße Diemelsächsische Bauernhäuser.
Seit dem späten 18. Jh. entstanden daneben auch traufseitig erschlossene Querdielenhäuser. Im ältesten Kern um die
Kirche fand vor allem im 19. Jh. eine Erneuerung des Hausbestandes statt. Hier befinden sich heute vorwiegend
traufständige Fachwerkhäuser mit einem kleinen landwirtschaftlichen Bereich.
1895 besaß der Ort 1036 Einwohner. Im späten 19. Jh. und frühen 20. Jh. erfolgte die Besiedelung der Landstraße nach
Langenthal. Hier befindet sich etwas abseits auch die alte Mühle von Deisel.
In den letzten Jahrzehnten entstand im Westen ein Neubaugebiet.
Besonders hervorzuheben sind neben der spätgotischen Kirche zahlreiche stattliche Diemelsächsische Bauernhäu-
ser des 17. Jh. und die noch in den dreißiger Jahren des 20. Jh. vermutlich von einem örtlichen Zimmermann errichte-
ten Wohnhäuser in traditionellem Fachwerk. Ein markantes städtebauliches Merkmal Deisels ist die angerartige
Situation im Zentrum der Bremer Straße.


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