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Gesamtansicht der Stadt Lüneburg aus der Vogelschau, Braun/Hogenberg, um 1598 (kolorierter Nachdruck, StA Lg, K 10/ 37, k, 4)


dazu im Jahr 1800 2070. Eine detaillierte Anga-
be liegt aus dem Jahr 1762 vor, als die Stadt
8529 Einwohner umfasste (Görges, 1889, S.
19f). Demnach betrug die Anzahl der Häuser
2148; ausgenommen waren dabei das
Schloss, das Michaeliskloster und der Kalk-
berg. Als große Häuser wurden 241 registriert
(davon ledig 24), als mittlere 512 (davon ledig
16), als kleine 1089 (davon ledig 103). Zu-
sammengefasst existierten 306 Keller- und so
genannte Saalwohnungen (davon ledig 100;
1682 wurden alleine 74 Wohnkeller erfasst). Die
2148 Häuser wurden wiederum klassifiziert in
23 freie Häuser, 67 Brauhäuser, 649 andere
Bürgerhäuser, 5 Häuser der königlichen Be-
amten, 1255 kleine Häuser, Buden, Hofwoh-
nungen, Keller- und Saalwohnungen, schließ-
lich 149 Gärten und Landwehrhäuser vor der
Stadt.

Umriss und Befestigung
Der Umriss der mittelalterlichen Stadt innerhalb
des Stadtgebiets umschreibt ein nordwestlich
orientiertes Rechteck von 700 x 1200 Metern
Kantenlänge (= 84 ha; das mittelalterliche
Stadtgebiet Lübecks umfasste ca. 107 ha,

Hamburgs 74 ha und Stralsunds 45 ha). Im Os-
ten bilden der gerade verlaufende Stadtgraben
und die leicht gewundene Ilmenau eine deutli-
che Zäsur. Im Norden wird der Stadtkern von
den Grünanlagen des ehemaligen Wallsystems
(Bardowicker Wall, Gralwall), im Westen vom
Kalkberg und den südlich folgenden und bis
heute im Wesentlichen unbebauten Sülzwiesen
flankiert. Im Südwesten schließt sich das locker
bebaute Areal der ehemaligen Saline an, und im
Süden bilden die auf dem Terrain von Sülz-
kamp, Reeperbahnen und Gertrudenfriedhof
entstandenen Großbauten die südliche Begren-
zung, indem sie zum südöstlich der Kernstadt
gelegenen Clamartpark überleiten. Außer vom
Kalkberg wird die Silhouette der Stadt nach
dem Abriss der Stadttürme und der St. Lam-
bertikirche im 19.Jh. von den Türmen der drei
großen Backsteinkirchen St. Johannis, St. Mi-
chael und St. Nikolai bestimmt, ergänzt durch
den barocken Rathausturm und den 1907 von
F. Krüger erbauten Wasserturm im Südosten
des Altstadtkerns.
Eines der konstitutiven Elemente der mittelalter-
lichen Stadt stellte die Befestigung dar, die sich
in einem Ring um die Stadt legte, unterteilt
durch Tore, Türme und Bastionen und die dem
Schutz der Einwohner wie ihren Produktions-

stätten und Handelsgütern diente. Der durch
den Befestigungsring festgelegte Umriss des
Lüneburger Altstadtgebietes hat sich bis heute
tradiert und hebt sich deutlich von der umge-
benden Struktur der Stadterweiterungen ab.
Von den obertägigen Baulichkeiten sind jedoch
nur noch wenige Relikte erhalten, die sich am
eindrucksvollsten im Bereich von Bardowicker
Wall und Gralwall im Norden der Stadt zeigen.
Eine aus Gräben und Palisaden bestehende
Befestigung findet bereits 1254, jedoch ohne
genaue Ortsbestimmung, Erwähnung („inter
aquam et plancas civitatis“). Mauern werden
erstmals 1297 genannt („infra muros nostre
civitatis“). Der Umriss des Siedlungsareals wur-
de mit der Befestigung der Stadtgrenzen gegen
Ende des 13.Jh. festgelegt. Während im Osten
die Ilmenau eine natürliche Grenze bot, stellen
das 1274 genannte Bardowicker und das 1288
überlieferte Rote Tor Anhaltspunkte für die
Nord-Süd-Ausdehnung der Siedlung dar. Zwei
weitere, 1283 angeführte Tore lagen zwischen
Saline und Kalkberg. Ihre erste Nennung in den
Quellen finden das Altenbrücker Tor 1328, das
Lüner Tor 1346 und das Sülztor 1350.
Veränderungen der durch die Befestigung
gegebenen Kontur des späten 13.Jh. ergaben
sich durch die Zerstörung der Burg auf dem

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