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Bei der St. Johanniskirche 12

mittige Ladeluke mit Brettertür, seitlich von zwei
kleineren Fenstern begleitet, darüber unterhalb
der Dreieckgiebelbekrönung ein Halbkreis-
fenster mit Kranbalken. Am rückwärtigen
Giebel, der eine korrespondierende Gliederung
der beiden Dachgeschosse zeigt, ist von der
ursprünglichen Fachwerkkonstruktion der südli-
che Eckständer mit angeblattetem Kopfband
erhalten. Die Hölzer der seit einem Umbau
1970 stark durchfensterten Rückseite bereits
im 19.Jh. erneuert bzw. ausgetauscht. Die
Giebelspitze wohl 1905 erneuert. An der nörd-
lichen Traufseite in den beiden östlichen Eck-
gefachen eine überblattete Schwertung. Nach
einer Sanierung 1984/85 der Mittelflur als Rest
der ehemaligen Diele nachvollziehbar. Im süd-
westlichen, straßenseitig gelegenen Raum deu-
ten leere Blattsassen für Kopfbänder zur süd-
lichen Traufwand an den freiliegenden Decken-
balken vermutlich auf eine bauzeitliche Ab-
trennung einer Stube in diesem Bereich hin.
Rechts vom Flur vermittelt ostwärts eine klassi-

zistische Treppenanlage ins Obergeschoss.
Das mit einem kleinen Drempel versehene und
14 Gespärre zählende Dachwerk durch drei
Kehlbalkenlagen und einen einfach stehenden
Stuhl im ersten Dachgeschoss ausgesteift. Die
Abbundzeichen der im First geblatteten Spar-
ren von Ost nach West aufsteigend. Im ersten
Dachgeschoss auf der nördlichen Traufseite
außerdem zwei Schleppgauben, auf der süd-
lichen Traufseite drei Schleppgauben mit
Holzläden. Zwischen dem dritten und vierten
Gespärre des zweiten Dachgeschosses parallel
zum First ein Windenrad.
Bei der St. Johanniskirche 12a, 13, 13a. Breite
Hausstätte in der Mitte der Straße mit schma-
lem Neben- (Nr. 12a) und nach Norden folgen-
dem Haupthaus (Nr. 13), dem sich auf der
Nordseite ein Hofflügel (Nr. 13a) anschließt. Eine
Nutzung des Anwesens als Brauhaus zwischen
1540 und 1860 belegt; seit 1685 im Besitz des
Brauers Heinrich Georg Dornkrell (gest. 1701,

Bürgermeister in Lüneburg), der seit 1671
außerdem Eigentümer des Nachbarhauses Nr.
12 war. Unter der Brauerfamilie Herdtmann, die
zwischen 1759 und 1806 den Besitz innehatte,
erfolgte vermutlich der spätbarocke Umbau des
Haupthauses (spätes 15./Anf. 16.Jh.). 1984/85
umfängliche Restaurierungen und Ausbau des
Komplexes einschließlich des Schließens der
Baulücke zwischen Nr. 13 und Nr. 14, die be-
reits der Katasterplan von 1875 angibt. Das
Haupthaus Nr. 13 ein breitgelagerter Backstein-
bau mit rückwärtiger Fachwerkkonstruktion von
Obergeschoss und Giebeldreieck. Die zweige-
schossige, geschlämmte Fassade in schlichten
Formen des Spätbarock überarbeitet durch
gliedernde Bandgesimse, fünf gerade Fenster-
achsen im Obergeschoss und einen abschlie-
ßenden Dreieckgiebel, den Traufstaffeln flankie-
ren. Binnengestaltung des Giebelfelds mittels
einer konkav geschweiften Blende und zweier
übereinander angeordneter, segmentbogiger
Ladeluken (heute durchfenstert), eines darüber
sitzenden Ochsenauges und einer profilierten
Dreieckbekrönung der Spitze. Im hohen Erdge-
schoss links ein Erker vor dem ursprünglichen
Stubeneinbau, rechts ein kleineres Fenster und
eine Wappentafel (siehe Hofflügel). Über zwei
Stufen erreichbar das geschosshohe Rundbo-
genportal, mit abgeschrägter Laibung und
Keilstein. Zu der zweiflügeligen Barocktür, ver-
ziert mit geschwungenen Profilleisten, gehört
ein mit Radialsprossen verglastes Oberlicht.
Unter dem nordöstlichen Hausbereich ein Keller
aus zwei parallelen Segmentbogentonnen; die
südliche Tonne mit tiefen Nischen auf der süd-
lichen Längsseite, die ohne Formsteine gemau-
ert sind und über Stichkappen in die Tonne ein-
binden. Der westliche Teil der nördlichen Tonne
mit Stahlbetondecke geschlossen. In diesem
Bereich zugesetzter Durchgang in den öst-
lichen Kellerraum. Das Erdgeschoss mit rechts-
seitiger Diele durch einen außermittig nach
Norden gesetzten Längsunterzug auf zwei
Ständern unterteilt. Im östlichen Bereich der
Südwand markiert ein Mauerpfeiler mit tau-
steinbesetzten Kanten die Rahmung einer frü-
heren Öffnung. Eine frühklassizistische Treppe
mit Stabwerkgeländer und Schnecke am
Anfängerpfosten vor der Südwand wohl im Zu-
ge der Grundrissänderungen während der letz-
ten, das Obergeschoss einbeziehenden Sanie-
rung an die heutige Stelle nach Westen ver-
setzt. Das Sparren-dach ist an den Kehlbalken
und den Sparren im First mit Blattungen abge-
zimmert.
- Der 1976 abgebrannte Hofflügel (Nr. 13a) im
Zuge der Umbaumaßnahmen 1984/85 verkürzt
wieder aufgebaut. Zweigeschossiger Back-
steinbau mit leicht vorkragender Fachwerk-
wand des hofseitigen Obergeschosses, das
paarig angeordnete Fußbänder strukturieren.
Die südliche Außenmauer mit drei gebäudeho-
hen Segmentbogennischen weist auf ein ehe-
mals hier anschließendes Gebäude hin. Die
heute an der Haupthausfassade sitzende
Wappentafel des Bürgermeisters Dornkreil und
seiner Ehefrau Magdalena Dohmsen mit der
Jahreszahl 1696 befand sich ursprünglich im
Obergeschoss des Hofflügels, der seinerzeit mit
ornamentierten Stuckdecken ausgestaltet
wurde. Seit 1865 diente es als Herberge für
Gelbgießer, Korbmacher, Leineweber, Nagel-

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