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veränderten Erdgeschoss, das einst taustein-
gerahmte Öffnungen besaß, ein Fachwerk-
obergeschoss von sechs Gefachen. Vor dem
Nordgiebel gekrümmt verlaufende Treppe mit
schlankem Traljengeländer des 19.Jh. Die
Räume erschließt ein Mittellängsflur, an dessen
Deckenbalken ein Schiffskehlenprofil sichtbar
ist. Im Juli 2005 u.a. Freilegung einer Schein-
kassettendecke über einer älteren Deckenma-
lerei im nordöstlichen Erdgeschossraum, die im
Zentrum blaugrau marmorierter Felder eine
Rose, ein Fruchtbündel oder einen geflügelten
Engelkopf abbildet. Im südlich folgenden Raum
kennzeichnen den vormaligen Standort eines
Ofens an der Südwand Reste von Delfter Flie-
sen. An der entsprechenden Obergeschoss-
wand markiert eine mit Beschlagwerk orna-
mentierte Sandsteinkonsole eine Kaminanlage
wohl des 16.Jh. Die Bohlenverkleidung der
Westwand in diesem Raum trägt ebenso wie
die Wand im Flur Reste einer bemalten Rup-
fenbespannung wohl des 18. Jh. Im nördlich fol-
genden Obergeschossraum wurde 2005 eine
Deckenmalerei aus schwarzgrauen, palmwe-
delartigen Ranken mit Blüten freigelegt, einge-
fasst von einem schwarzen Randstrich mit
grünlicher Kante in großzügiger Ausführung
wohl des 17.Jh. Einer älteren Ausmalungs-
schicht gehört eine schwarzlinige Quadermale-
rei an der Südwand an.

ENGE STRASSE (siehe Grapengießerstr. 45)
FINKSTRASSE (siehe Am Berge und
Rosenstraße)

GLOCKENSTRASSE
In einer Ost-West-Linie zwischen Unterer
Schrangen- und Papenstraße verlaufend, be-
grenzt die Glockenstraße den tiefen Baublock
nördlich des Sandes. Der Name Glocken- und
Glockengießerstraße begegnet wiederholt in
den Quellen der 1. Hälfte des 15.Jh. und be-
zieht sich auf ein mehrfach in diesem Zeitraum
erwähntes Glockenhaus, dessen Hof dem Rat
der Stadt als Bauhof diente (ein Bauhof erst-
mals 1411 erwähnt). Die Bezeichnung „Glo-
ckenhaus“ ging auf den Neubau des Zeug-
hauses von 1483 über, der mit seinem Bau-
volumen samt dem zugehörigen Hof die Nord-
seite der Straße beherrscht (Nr. 9). Im Rahmen
einer zwischen 1973 und 1982 durchgeführten
Sanierung dieses sich bis zur Zollstraße aus-
dehnenden Areals wurde die Hoffläche als
Fußgängerzone gestaltet, indem sie 1974 ein
Pflaster aus holländischen Klinkern und Natur-
steinen erhielt. Anstelle einer großen Kastanie
fand eine Plastik des Winsener Bildhauers Erich
Brüggemann Aufstellung. Die Straßenfläche
wurde mit Heidekieselplatten in einer Pflaster-
gliederung belegt. Nach Abbruch dreier Ge-
bäude entstand östlich des Glockenhauses auf
Teilen des alten Hofs ein Kaufhausneubau, der
den gesamten Baublock dominiert.
Die Südseite der Straße, an der u.a. die rück-
wärtige Bebauung der zum Sand gehörenden
Grundstücke liegt, umfasst kaum denkmalwer-
te Bausubstanz. Einer der zu beklagenden


Glockenstraße 9, Glockenhaus, Südansicht (nach Krüger/Reinecke, 1906, Fig. 107)

Glockenstraße 9, Glockenhaus, Südostansicht, 1483


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