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vor allem die hinter den Grundstücken bei der
St. Johanniskirche 11, 12, 13, 14, 15 und 18
gelegenen, in der Regel nach dem jeweiligen
Eigentümer benannten Wohngänge, in deren
einfachen Fachwerkgebäuden sozial minderbe-
mittelte Schichten zur Miete wohnten. Des
Weiteren war hier der Kalandshof, die von der
Kalandsbruderschaft gestifteten Freiwohnun-
gen, angesiedelt. In der Nähe des Altenbrücker
Tors, wo Loh- und Weißgerbereien ansässig
waren, reichte die Bebauung bis nahe ans Ufer.
Seit Ende des 19.Jh. nach und nach abgebro-
chen, existierten 1938 nur noch zehn Wohnun-
gen in den Wohnhöfen. Die restlichen Grund-
stücke wurden der llmenaustraße 1951 zuge-
schlagen und sind mit freistehenden Gebäuden
ohne Denkmalwert besetzt.
Eine chronologisch und stilistisch zusammen-
hängende Bebauung findet sich lediglich im
nördlichen Teilstück, in dem die Backstein-
bauten Nr. 1 (1895) bis Nr. 9 (1912/13) eine
zwei- bis dreigeschossige Wohnbebauung des
späten Historismus bzw. des Reformstils vor
dem Ersten Weltkrieg vertreten. Den architekto-
nischen Auftakt im Norden bilden die beiden
von einem Unternehmer 1895/96 als Pendants,
aber formal variierend errichteten Backstein-
häuser Nr. 1 und Nr. 2. Bei Letzterem, mit
Putzornamenten der Neurenaissance instru-
mentiert, ging inzwischen das wichtige Gestal-
tungselement des hölzernen Verandavorbaus
mit Balkon vor den beiden linken Achsen verlo-
ren. Die beiden von dem Architekten R. Kremer
1911/12 und 1913 erbauten Mietwohnhäuser
Nr. 8 und 9 sind dreieinhalbgeschossige Back-
steinbauten mit zweigeschossigen Standerkern
an der Fassade (bei Nr. 9 modern erhöht). Die
Ecklage des von einem voluminösen Mansard-
dach bestimmten Gebäudes Nr. 9 betonen
zwei halbrunde, die Ecke einfassende Erker im
ersten Obergeschoss. Stilistisch gehören die
beiden Mietwohnhäuser einer traditionsgebun-
denen Spielart der Reformarchitektur an, die
einerseits eine stärkere Berücksichtigung des
funktionalen Aspekts des Bauens und anderer-
seits eine Reduktion historistischen Dekors
anstrebte, ohne völlig auf die Neuinterpretation
historischer Formen zu verzichten. So griff der
Architekt bei dem rechten Haus Nr. 8 auf ein
neugotisches Formenrepertoire zurück, das
sich auf den durch Spitzbogenblenden und
Rosetten repräsentativ gestalteten Treppen-
giebel des breitgelagerten mittigen Zwerch-
hauses konzentrierte. Die beiden Zwerchhäuser
des Nachbarhauses Nr. 9 zitieren mit dem
Ochsenauge und der belebten Kontur barocke
Schweifgiebel.
llmenaustraße 1. Wohnhaus, 1895 von dem
Tischlermeister B. Burmester errichtet. Schma-
ler Vorgarten mit schmiedeeiserner Einfriedung
zwischen Backsteinpfeilern. Zweieinhalbge-
schossiges Traufenhaus, dessen gotisierende,
rot verblendete Backsteinfassade symmetrisch
zu sechs Achsen organisiert ist. Das Zwerch-
haus des Mitteirisalits, durch einen grün glasier-
ten Formsteinfries von den unteren Geschos-
sen abgetrennt, endet in einem Treppengiebel.
Neben einem Stockwerkgesims und der Folge
von Rundbogenöffnungen im Drempel mit ab-
schließendem Deutschen Band beleben die
Fassade braun glasierte Bänder in Kämpfer-

Hinter der Altenbrücker Mauer, ehemalige Wohngänge, E. Lühr, 1895


llmenaustraße 1, 2


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