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das einen in Romanzementmörtel aufwändig
verlegten Fußboden aus oktogonalen sand-
steinfarbenen Kunststeinplatten und quadrati-
schen dunklen Steinen besitzt. In den beiden
abgeschrägten westlichen Ecken zwei säulen-
gerahmte Nischen mit jeweils einer antik
gewandeten Figur auf einem Säulensockel.
Außer der hölzernen Ausstattung des Klassi-
zismus (Treppe mit Stabwerkgeländer, Türen,
z.T. als Parkett verlegte Holzfußböden) sind in
zwei Räumen Reste eines illusionistischen
Deckenstucks erhalten. Den 5,30 x 8,90 Meter
großen Saal umzieht oberhalb eines Holz-
paneels eine 1814 bezeichnete Panorama-
tapete der Manufaktur Zuber in Rixheim (El-
sass), die laut ihres Titels „Grande Helvetie“
Motive der Schweizer Bergwelt abbildet und
eines der wenigen erhaltenen Exemplare dieser
Art darstellt. Eine vermutlich im 17.Jh. entstan-
dene, nicht freigelegte Deckenmalerei über
Durchfahrt und Saal nimmt straßenseitig inner-
halb eines Rankenwerks großformatige Medail-
lons mit Landschafts- und Architekturdar-
stellungen auf, wie sie bislang in Lüneburg nicht
nachgewiesen werden konnten. Ein weitge-
spannter, tonnengewölbter Keller erstreckt sich
firstparallel an der Straßenseite. Kehlbalken-
dach von 13 Gespärren ausschließlich der bei-
den Fachwerkgiebel mit zwei eingezapften
Kehlbalkenlagen, die Hölzer z. T. zweitverwen-
det. Im ersten Dachgeschoss, das ein einfach
stehender Stuhl unterstützt, sind Dienstboten-
kammern abgetrennt.
- Pferdestall mit Kutscherzimmer, 1. Hälfte
19.Jh. Nördlich auf dem Grundstück im rechten
Winkel zum Haupthaus errichteter Fachwerk-
bau, umgeben von einer Feldsteinpflasterung.
Das Walmdach akzentuiert über den beiden
mittigen von vier Achsen ein breites Zwerch-
haus.
- Remise, erbaut 1907. Kleiner Backsteinbau
mit Fachwerkdrempel unter flachgeneigtem
Satteldach mit Freigespärre.
- Pavillon des 19.Jh. im westlichen Gartenab-
schnitt, der zwischenzeitlich vor dem Zweiten
Weltkrieg auf dem Gelände der Fabrik Scheide-
mandel gestanden hat, nach dem Abbruch der
dortigen Gebäude 1970/71 jedoch wieder sei-
nen früheren Platz einnahm.
Neue Sülze 3. Unmittelbar an Nr. 2 anschlie-
ßendes, zweigeschossiges Wohnhaus mit
Satteldach, dem nach Süden ein eingeschossi-
ger Fachwerkbau mit Durchfahrt folgt. Das
Grundstück befand sich im 16. und 17.Jh. in
patrizischem Besitz, u.a. des Ratsherrn Lucas
Möller (1522), des Bürgermeisters Joh. Elver
(1642) und des Ratsherrn Conrad Döring
(1680). Im nördlichen Gebäudeabschnitt, der
nach Westen in einem vier Fensterachsen
umfassenden, ziegelsichtigen Trakt vorspringt,
scheint sich Substanz eines älteren Hauses
erhalten zu haben, während der traufständig
orientierte Gebäudeteil wohl auf einen Umbau
des 17.Jh. zurückgeht. Klassizistische, sieben-
achsige Putzfassade mit dreiachsigem, über-
giebeltem Mittelrisalit. Ihn fassen Putzquader
ein, die ebenso wie das stockwerktrennende
Bandgesims und das abschließende Mutuli-
gesims kräftige Akzente setzen. Vierflügelige
Zargenrahmenfenster im Obergeschoss und
ein Halbkreisfenster aus sich überschneiden-

den Spitzbögen im flachen Dreieckgiebel doku-
mentieren die originale Fassadenausstattung.
Auf der Rückseite springt der nordwärts vortre-
tende Trakt steinsichtig unter Walmdach vor,
während die drei Südachsen in beiden Ge-
schossen ebenso wie die südliche Giebelwand
holzverschalt sind. In den Winkel zwischen den
beiden Trakten fügte Franz Krüger 1935 einen
inzwischen veränderten Anbau mit einer Fach-
werkveranda im Obergeschoss ein. Die über
drei Stufen erreichbare, dreifeldrige Eingangstür
der Ostseite mit fächerförmigem Oberlicht
umgibt eine Putzquaderung unter gerader
Verdachung.
In der Diele vor der Nordwand klassizistische,
zweiläufige Treppenanlage mit Stabwerkge-
länder. Die ins Dachgeschoss führende Wen-
deltreppe 1935 ersetzt. Neben klassizistischen
Wandpaneelen und Türen sind Ausstattungs-
elemente der 1930er Jahre überliefert, u.a.
halbhohe Wand- und Deckenpaneele, die teils
geometrische Muster bzw. Sternform zeigen.
Unter der Diele quer zum First gelagerter Keller
mit Segmentbogentonne, dessen Nordwand im
unteren Bereich mit Findlingen gemauert ist und
wohl dem Vorgängerbau angehört. Die an der
westlichen Stirnseite sitzende tiefe Nische rah-
men Viertelkreisformsteine. Einer jüngeren
Bauphase gehört vermutlich der unmittelbar
südlich benachbarte, jedoch um drei Stufen
höher gelegene Keller in Form einer weitge-
spannten Segmentbogentonne des traufständi-
gen Trakts an. Dachwerk aus 17 Gespärren ein-
schließlich der Giebelgebinde mit eingezapften
Kehlbalken und doppelt stehendem Stuhl. Im
südlichen Bereich und am Nordgiebel je ein
Kammereinbau.
- Fachwerkanbau mit Putzfassade. Mittige,
zweiflügelige Durchfahrt mit korbbogigem
Oberlicht in Holzrahmung, deren Pfosten lang-
gezogene Rhomben schmücken. In den Bo-
genzwickeln je eine palmettengerahmte Roset-
te.

Neue Sülze 25. Traufständiges Wohnhaus,
1686 unter dem Protoconsul Christian Georg
Rickmann als neu erbaut bezeichnet; ab 1784
im Besitz des Obersyndikus Albert Jac. Kraut.
Das heutige Erscheinungsbild der Putzfassade
verdankt sich einer von dem Bürgermeister
Georg L. Kraut 1827 veranlassten Überarbei-
tung in klassizistischen Formen. Die gleichmäßi-
ge Abfolge der acht Fensterachsen in den bei-
den durch ein Bandgesims getrennten Ge-
schossen, der horizontale Fugenschnitt im Erd-
geschoss, die Putzquadereinfassung der Ge-
bäudekanten und schließlich das Mutuligesims
des Walmdachs verleihen dem Gebäude, das
auch im weiteren 19.Jh. verschiedenen Wür-
denträgern als Wohnsitz diente, eine zurück-
haltend repräsentative Wirkung. Drei Stufen
führen zur zweiflügeligen Füllungstür mit Rhom-
benornament und einem aus sich überschnei-
denden Kreissegmenten bestehenden Ober-
licht. Das nach einem Brand im Oktober 1981
ab 1989 als Teil einer Senioren-Wohnanlage
sanierte und mit einem modernen Neubau ver-
bundene Gebäude hat in den Umfassungs-
wänden, beispielsweise auf der östlichen Trauf-
seite mit den wieder hergestellten Segment-
bogenstellungen, in beiden Geschossen ältere
Substanz bewahrt. Diese findet sich ebenfalls
im segmentbogig gewölbten Keller von ca. 2,60
Metern Scheitelhöhe unter der Südhälfte des
Hauses, der über eine Treppenspindel von
außen zugänglich ist. Ein Verbindungsgang lei-
tet zu einem nördlich gelegenen Keller, der mit
seinen zwei Schiffen firstparallel gelagert ist. im
Erdgeschoss ist links des Eingangs eine Stube
mit einer klassizistischen Ofennische erhalten.
Neue Sülze 26. Langgestrecktes, traufständi-
ges Wohnhaus unter Walmdach mit stark
erneuertem Osttrakt unter Steilgiebel und nord-
wärts folgendem Hofflügel. Die bereits im
15.Jh. in patrizischem Besitz überlieferte Haus-
stätte (Familien Garlop, van der Molen), gelang-

Neue Sülze 25, 26


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