Neue Sülze 29, Westfassade, Mittelrisalit
Traufgesims kaschieren Zinnen den Dach-
ansatz. Während im Erdgeschoss links neben
das spitzbogige Gewändeportal in der Süd-
achse nur zwei dreibahnige Segmentbogen-
fenster treten, sitzen im Obergeschoss beider-
seits des dreiachsigen Mittelrisalits je zwei
gekuppelte Segmentbogenfenster. Die starke
farbliche Belebung sowie der Reichtum an De-
korformen dokumentiert jene Phase späthisto-
ristischen Bauens, die sich, beruhend auf der
um 1890 begonnenen systematischen Aufnah-
me von Kirchenausmalungen, der historischen
Architekturfarbigkeit widmete. Als örtliches
Vorbild des 15.Jh. diente in diesem Falle das
Kalandhaus (Kalandstraße 12). Zu der sorgfälti-
gen äußeren Behandlung korrespondiert die
innere Ausstattung, die u.a. einen das Bau-
datum 1898 nennenden Terrazzobelag im Ein-
gangsbereich sowie das durch eine Spitz-
bogenarkade gegliederte Treppenhaus mit
schmiedeeisernem Geländer umfasst.
Neue Sülze 33. Zweigeschossiges, giebelstän-
diges Wohnhaus mit Zwischengeschoss, dem
südwärts ein niedrigerer Hofflügel folgt. In der 1.
Hälfte des 16.Jh. sind die Maler Johann Stapels
(1532) und Ludolf Wolters (1547) als Eigen-
tümer des Grundstücks verzeichnet, das sich
zwischen 1580 und bis um die Mitte des 17.Jh.
im Besitz der Patrizierfamilie Tzerstede befand,
1672 des Ludolf Töbing und 1733 des Bar-
meisters Johann von Dassel. Die dreiachsige
Putzfassade des wohl im 16. unter Einbezie-
hung einer Vorgängerbebauung entstandenen
Vorderhauses zeigt mit dem Bandgesims über
dem Obergeschoss sowie der Giebelgestaltung
mit Krüppelwalm und Traufstaffeln eine Überar-
beitung der Zeit des späten 18.Jh. Über den
Zwischengeschossfenstern markiert ein profi-
liertes Gesims die frühere Dielenhöhe. Deut-
licher ist die ältere Substanz an der steinsichti-
gen Rückseite unter Steilgiebel sichtbar, wo der
Segmentbogensturz des Hofzugangs, der
Holzsturz des einstigen Dielenfensters sowie
der hölzerne Sturz eines Obergeschossfensters
frühere Öffnungen dokumentieren. Im Giebel
außermittig nördlich eine Ladeluke.
Das innere erschließt an der Westfassade eine
mittige, späthistoristische Tür. Im hinteren
Bereich des Flurs über eine Bodenklappe
Kellerzugang mit dem Rest einer viertelgewen-
deten Backsteintreppe in den unter der rechts-
seitigen Einbauzone liegenden Keller. Eine süd-
liche, firstparallele Segmentbogentonne von ca.
zwei Metern Scheitelhöhe, die sich unter den
ersten Bauabschnitt des Hofflügels fortsetzt,
stammt aus zwei unterschiedlichen Baupha-
sen. Der ältere, westliche Abschnitt ist mit zwei
breiten Segmentbogennischen in der Südwand
konstruiert, der östliche, jüngere Abschnitt in
der leicht eingezogenen Südwand mit schmale-
ren Nischen. Vom Hauptkeller zweigt nach
Norden ein kurzer Raum ab, der ehemals einen
Aufgang zur Diele in der Nordwestecke besaß.
Von diesem Raum, der einem Vorgängerbau
zugeordnet werden kann, führt ein in der Nord-
ostecke nachträglich ausgestemmter Durch-
gang zu einem kleinen östlichen, fast quadrati-
schen Raum. Die Segmentbogengewölbe bei-
der Räume tragen Spuren von Erneuerungen.
Der gesamte Keller besitzt einen Backstein-
fußboden aus flach verlegten Mauerziegeln.
Während die Umfassungswände mit ihrer
Nischenkonstruktion (Rahmung aus Viertel-
kreis- und Fasensteinen) der Traufseiten im
Wesentlichen überkommen sind, wird die Bin-
nenstruktur des Hauses von Umbauten der 1.
Hälfte des 18. und der Zeit um 1800 geprägt.
Dazu zählen z.B. die eingezogene Zwischen-
geschossebene, der nördliche Abschnitt der
Flurwand im Erdgeschoss sowie die Trep-
penanlage, die im Erdgeschoss vor der Trenn-
wand der südlichen Einbauzone liegt. Ab dem
Zwischengeschoss, das in der Trennwand-
ebene mit einer klassizistischen Galeriebrüs-
tung ausgestattet ist, verläuft sie vor der
Südwand und wird ins Obergeschoss von
einem aus der gleichen Zeit stammenden
Stabwerkgeländer begleitet, während sich zum
Dachgeschoss das barocke Geländer mit
bewegt ausgesägten Brettdocken erhalten hat.
Die Trennung zwischen Diele und südlicher
Einbauzone ist im westlichen Bereich als mas-
sive Backsteinwand mit zwei Fenstern ausge-
führt, wovon das Fenster zur früheren Küche als
Zargenfenster mit profiliertem Stock ausgebil-
det ist (heute vom Lauf der Treppenanlage
überschnitten). Zwei 45 cm starke Wandreste
hinter der vormaligen Herdstelle, korrespondie-
rend mit dem darunterliegenden Kellerbefund,
könnten im Zusammenhang mit einem Vorgän-
gerbau stehen.
An der massiven Dielentrennwand des straßen-
seitigen Raums im Zwischengeschoss wurden
1988 anlässlich einer bauhistorischen Vorunter-
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