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Hinterflügeln ausgestatteten Brauhausanwesen
hervorging, und den Neubauten Nr. 7 und Nr.
10 von jüngeren Eingriffen in die historische
Struktur, an die Letzteres gestalterisch anzu-
knüpfen sucht. Bei seinem 1960 abgerissenen
Vorgänger handelte es sich um die gleichzeitig
als Gefängnis genutzte Dienstwohnung des
Scharfrichters, die 1411 erbaute Fronerei, die
als „domus torture“ 1495 in der „rosentrate“
lokalisiert wird. Ähnlich wie in Lübeck und
Hamburg zeichnete sie sich durch ihre zentrale
Lage in der Nähe des Rathauses aus.
Die übrige Substanz des rezenten Baubestan-
des reicht in weiten Teilen trotz modernisierter
Erdgeschosszonen bis ins 15. bzw. 16.Jh.
zurück, ausgenommen der historistische
Ersatzbau Nr. 2 auf der Südseite, der 1893 eine
seit dem Ende des 17.Jh. bis ins 19.Jh. hinein
von Schustern genutzte dreigeschossige Bude
ersetzte. Der Fischhändler Saust ließ einen
schmalen Putzbau mit ausgebauter Mansarde
unter einem Pultdach errichten und ihn zeitge-
mäß aufwändig mit Elementen der Neurenais-
sance dekorieren, einschließlich einer voluten-
gerahmten Lukarne oberhalb des über Konso-
len vorkragenden Kranzgesimses mit inzwi-
schen entferntem Eisengitter. Die anschließen-
de Bude Nr. 3, die vom 15.Jh. bis ins 17.Jh.
vorrangig Schuhmacher und Schneider, dane-
ben auch einen Goldschmied und einen Zinn-
gießer beherbergte, erfuhr 1844 unter dem
Salztonnenböttcher Rathk einen durchgreifen-
den Umbau. Ihn belegt die schlichte Gliederung
der dreiachsigen Putzfassade in den beiden
Obergeschossen, der rückseitig eine Fach-
werkkonstruktion entspricht. Ein westwärts fol-
gender Backsteinanbau wurde im Zuge eines
Ladeneinbaus 1897 angefügt, mit dem eine
Verlegung des Eingangs von der Ost- in die
Westachse verbunden war. Bis zur Neuverput-
zung der Fassade einschließlich der heutigen
Schaufensteranlage 1959 war das Erdge-
schoss von Putzfugen überzogen. In dem seg-
mentbogig überwölbten Keller unter dem west-
lichen Gebäudeteil deuten der ehemalige
Straßenaufgang und die Reste einer mittig in
der Westwand sitzenden Kaminschürze auf
eine Nutzung als Werkstatt hin. Die geschlosse-
ne Bebauung der Südseite setzt bei niedrigerer
Traufhöhe des umgeschlagenen Satteldachs
die lediglich zweiachsige Bude Nr. 4 (wohl
16.Jh.) fort, als deren Eigentümer im 18.Jh. u.a.
ein Schuhmacher, ein Beutler, ein Reitender
Diener und ein Schneider aufgeführt werden.
Teils massiv, teils in Fachwerk errichtet, wurde
sie 1954 stark umgebaut, indem das Zwi-
schengeschoss sowie eine östliche, zweiachsi-
ge Auslucht unter Pultdach beseitigt wurden.
Das schmucklose Erscheinungsbild des Ober-
geschosses reflektiert noch den zu Beginn des
19.Jh. erfolgten Umbau. Unterkellert wird das
Gebäude von zwei kleinen, firstparallelen
Segmentbogentonnen, von denen die nördliche
einen Aufgang zur Straße besaß. Dem zweige-
schossigen Haus Rosenstraße 5, einem wohl
mindestens ins 16.Jh. zurückreichenden
Massivbau mit Zwischengeschoss, der sich
vom 17. bis ins 19.Jh. im Besitz von Schuh-
machern befand, kommt nach einer die
Substanz stark angreifenden Sanierung 1988
vorrangig eine für das Straßenbild wirksame
Bedeutung zu. Sie gründet auf der Organisation

der geschlämmten, mit aufgemaltem Fugen-
netz versehenen Fassade. Das außermittig links
sitzende, dreifach gestufte Spitzbogenportal
flankieren Ausluchten, wobei hinter der öst-
lichen, zweigeschossigen noch 1909 die Stube
mit anschließender Küche lag. Im Satteldach
erinnert ein breiter Aufzugserker (1694i) mit
geschweiften Fußbändern an die einstige
Lagernutzung.
Auf der Nordseite der Rosenstraße ist das zwei-
geschossige Traufenhaus Nr. 8 nach einer
Erdgeschossentkernung 1960 zwar stark ge-
stört, besitzt aber neben Gestaltungsdetails
des um 1845 ausgeführten Umbaus, der sich
neben den nur leicht eingetieften Fenstern der
Putzfassade in der rückwärtigen Fachwerk-
konstruktion widerspiegelt, insbesondere mit
den zwei parallelen Segmentbogentonnen des
Kellers (die westliche teilweise flach ersetzt)
eine mindestens ins 16.Jh. zurückreichende
Bausubstanz. Bei dem sich giebelständig
anschließenden Gebäude Rosenstraße 9, das
nach einer Aufstockung mit ausgebauter
Mansarde durch die Gebrüder Matthies 1896
eine viergeschossige massive Fassade präsen-
tiert, verbirgt sich ein ehemaliges Brauhaus,
das in dieser Funktion vom Ende des 15. bis ins
18.Jh. bestand und von 1796 bis 1872 als
Schmiedehaus diente. Bereits in einer frühklas-
sizistischen Bauphase mit einem Krüppelwalm-
dach versehen, erhielt das Gebäude erstmals
1880 einen Putzantrag, dem die profilierten
Fensterfaschen und das Gesims des ersten
Obergeschosses zuzuordnen sind. Rückwärtig
zeigen die Obergeschosse oberhalb der 1973
überbauten Hoffläche unter dem flach geneig-
ten Satteldach eine Fachwerkkonstruktion.
Details in dem aus zwei parallelen Segmentbo-
gentonnen bestehenden, mit großformatigen
Tonfliesen belegten Keller, wie die Vermauerung
von Findlingen in der Südwand der westlichen
Tonne sowie von Fasensteinen an einer Wand-
nische, deuten auf eine mögliche Entstehung
im 15.Jh. hin.
Mit ca. 15 Metern Breite stellt das Eckgrund-
stück Nr. 11 an der Koltmannstraße auch in
seiner Tiefe (ca. 35 Meter) das größte Anwesen
der Rosenstraße dar, dessen historische
Herkunft folgerichtig in der sozialen Ober-
schicht anzusiedeln ist. 1443 werden als Eigen-
tümer der Ratmann Johann Schermbeke und
ab 1489 bis ins 16.Jh. Mitglieder der Patrizier-
familie Töbing genannt. In der 1. Hälfte des
17.Jh. bis etwa zur Mitte des 18.Jh. fungierte
das Gebäude als Essigbrauhaus, dem wohl bis
zum Ende des 18.Jh. das Backhaus Koltmann-
straße 1 angeschlossen war. Für die 2. Hälfte
des 18.Jh. sind mehrere große Baumaß-
nahmen belegt, deren Letzte ab 1793 mit einer
sechsjährigen Schossbefreiung verbunden war.
Ihr entsprechen am verputzten, zweigeschossi-
gen Vorderhaus der durch Traufstaffeln und
eine Dreieckbekrönung oberhalb eines Ochsen-
auges ausgezeichnete Giebel sowie das drei
Achsen breite Fachwerk-Kranhaus an der
Koltmannstraße. Zur Gebäudegruppe gehören
außerdem ein gleichhoher Hinterflügel an der
Koltmannstraße, in der 2. Hälfte des 19.Jh. um
zwei Achsen mit Durchfahrt nach Norden ver-
längert und mit einer Putznutung des Erdge-
schosses gestaltet; des Weiteren ein zweige-
schossiges Hofgebäude aus Fachwerk (wohl

18.Jh.), dem laut der Brandkassenbeschrei-
bung vom Ende des 18.Jh. weitere Wirtschafts-
gebäude zur Seite gestanden haben. Nach
Grundrissänderungen 1907 und 1967, die auch
den Flügelbau einbezogen (u.a. Verlegung der
Wohnungserschließung), folgten 1985 eine tief
in die Substanz eingreifende Sanierung mit
einer Hofüberbauung und schließlich 1993 eine
Fassadenüberarbeitung. Trotz der beeinträch-
tigten Bausubstanz vermitteln die Gebäude den
Funktionszusammenhang eines ehemaligen
Brau- bzw. Schmiedeanwesens und seiner
baulichen Entwicklung.
Rosenstraße 1. Gebäudegruppe an der Nord-
westecke zur Finkstraße aus giebelständigem
Haupthaus mit östlich anschließendem Neben-
gebäude und einem Hinterhaus an der Fink-
straße (Nr. 3). 1428 Erwähnung des neuen
Eckhauses des Heyne von Barem. Seit 1554
war das Braugewerbe mit dem Haus verbun-
den, seit Anfang des 19.Jh. bis ins 20.Jh. hin-
ein daneben die Branntweinbrennerei. Die zu-
letzt nur noch im Nebenhaus betriebene
Gastronomie endgültig 2001 aufgegeben. Der
zweigeschossige Backsteinbau des Vorder-
hauses mit Zwischengeschoss und einem
asymmetrischen Steilgiebel anstelle eines frü-
heren Staffelgiebels. Das hohe, an der Nord-
fassade wie an der östlichen Traufseite von lan-
gen Holzstürzen abgeschlossene Erdgeschoss
prägen Umbaumaßnahmen des beginnenden
20.Jh.: 1910 Umbau des früheren Brennerei-
raumes zu einer zweiten Gaststube, die sich
über die vier südlichen Fensterachsen an der
Finkstraße erstreckte und über den südlich
davon gelegenen, heute zugesetzten Eingang
erschlossen wurde. Auf Änderungen der Jahre
1912/13 gehen das große Segmentbogenfens-
ter neben dem vormaligen Spitzbogenportal in
der Ostachse der Nordfassade sowie die abge-
schrägte Gebäudeecke mit Ladenzugang
zurück. An der Westseite 1957 ein 1951 einge-
setztes Schaufenster als segmentbogiges
Pendant zur Fassade umgestaltet und in der
ersten Achse von Süden ein Eingang geschaf-
fen. Dieser anlässlich der Sanierung 1984/85 in
das Haus Finkstraße 3 verlegt, außerdem in
allen Etagen Grundrissänderungen vorgenom-
men und die Rückseite stark erneuert.
Speicherstock und Nordgiebel einheitlich durch
geschosstrennende Fischgrätfriese und von
Viertelkreisformsteinen gerahmte Segmentbo-
genblenden vermutlich Ende des 16.Jh. oder in
der 1. Hälfte des 17.Jh. horizontal gegliedert,
wobei von den drei mittleren Ladeluken nur
noch die obere mit einer Brettertür schließt.
Darüber ein Kranbalken. Bei der Begradigung
des Giebels lediglich im ersten Dachgeschoss
eine von einer Zwillingsblende gefüllte Staffel
erhalten. An der westlichen Traufseite deutet
eine Unterbrechung des tausteingerahmten
Fischgrätfrieses in den beiden südlichen Fens-
terachsen auf die Lage eines früheren Oberge-
schosserkers hin.
Den ehemaligen Kellerzugang dieser Seite mar-
kiert ein Rundbogen rechts neben dem zuge-
setzten Eingang. Vierjochiger, kreuzgratgewölb-
ter Keller mit unterschiedlich hohen und tiefen,
zum Teil mit Viertelkreissteinen gemauerten
Nischen in den Umfassungswänden. In der
Nordwand eine in den Straßenraum reichende

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