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Rosenstraße 3

Nische. Etwa mittig vor der Westwand eine
ehemalige Beschickungsöffnung in der Decke;
im Nordosten Durchgang zu dem kleinen Keller
des traufständigen Nebengebäudes. Das erste
Dachgeschoss seit 1934 mit zwei Gauben an
der Finkstraße ausgebaut. Umgeschlagenes,
im zweiten Dachgeschoss zum Nebenhaus
geöffnetes Kehlbalkendach von 16 Gespärren,
wobei die westlichen Balken angeblattet, die
östlichen eingezapft sind. Vor dem Nordgiebel
ein Windenrad mit horizontaler Welle.
- Nebengebäude. Dreigeschossiges Traufen-
haus unter Satteldach, rückwärtig nur in einer
zweiachsigen Fachwerkkonstruktion sichtbar,
mit massiver Fassade. Die in der Ostachse
gelegene Hofdurchfahrt 1922 als Erweiterung
der erdgeschossigen Bierstube hinzugenom-
men; gleichzeitig die eingeschossige Auslucht
vor der Westachse entfernt und das Erdge-
schoss gleichmäßig in zwei wandhohe Seg-
mentbogenöffnungen gegliedert. Kleiner Keller
im Nordosten mit jüngerer Flachdecke. Die bei-
den Obergeschosse lediglich durch vier Recht-
eckfenster axialsymmetrisch strukturiert. Zwei-

faches Kehlbalkendach von einschließlich des
östlichen Giebeldreiecks acht Gespärren mit
eingezapften Balken. In der südöstlichen Zone
ehemalige Räucherkammer.
- Hintergebäude (Finkstraße 3). Zweiachsiger
Backsteinbau mit stark erneuerter Rückfassa-
de, der im Zuge der Sanierung 1984 anstelle
eines wenige Jahre zuvor ersatzweise aufge-
brachten Pultdaches ein neues Dachwerk ein-
schließlich zweier rückwärtiger Gauben erhielt.
Die Westfassade mit gestuftem Rundbogen-
portal, dessen Laibung aus Viertelkreissteinen
gemauert ist. Seit 1984 hier Treppenhaus zur
Erschließung der Wohnungen des Vorderhau-
ses. Kleiner, zweigeteilter Keller mit
Stichbogendecke.

ROTE STRASSE
Abzweigend von der Südwestecke des Sandes
führt die Rote Straße in südlicher Richtung aus
der Lüneburger Altstadt, um nach ca. 250
Metern in den Handwerkerplatz als Kreuzungs-

punkt von Lindemann-, Barckhausen- und
Stresemannstraße zu münden. Bereits in mittel-
alterlicher Zeit lenkte sie den aus südlicher
Richtung kommenden Fernhandelsverkehr auf
den Sand. Ihr Name und der des einst hier situ-
ierten Stadttores, der sich in der noch Ende des
18.Jh. geläufigen Lagebezeichnung „Vor dem
Rotentore“ wiederfindet, leitet sich von dem
Rotenfeld, also der gerodeten Ackerflur südlich
der Stadt ab. Der Straßenabschnitt jenseits des
in den 1860er Jahren abgetragenen Roten
Walles wurde erst im Rahmen der Stadter-
weiterung gestaltet und erreicht im Vergleich zu
dem altstädtischen Teilstück einen um ca. 7,50
Meter breiteren Querschnitt. U.a. entstand jen-
seits der Ritterstraße auf der Westseite 1855-
57 die neugotische katholische Marienkirche,
deren Gelände nach dem Abriss in den 1960er
Jahren als Schulhof dient. An der Ecke Rote
Straße/Haagestraße hatte Stadtbaumeister
Maske 1868 sein Wohnhaus als gelben
Ziegelbau errichtet (Rote Straße 11), der 1976
einem die Haagestraße bestimmenden Neu-
baublock wich. Südlich der Haagestraße legte
man 1874 die heute Clamart-Park genannte
Grünfläche an.
Gegenüber auf der Westseite erhebt sich frei-
stehend ein repräsentatives Bankgebäude (Nr.
10), das insbesondere als Beispiel der reform-
orientierten Architektur vor dem Ersten Welt-
krieg im Straßenbild seine Qualität entwickelt.
Während die Ostseite von großdimensionierten
Häusern in Formen des Späthistorismus vom
Ende des 19. bzw. Anfang des 20.Jh. geprägt
ist, die sich mit zwei- bzw. dreigeschossigen
Putzfassaden traufständig der Straße zuwen-
den, präsentiert sich die gegenüberliegende
Zeile der ebenfalls traufständigen Häuser Nr. 1-
7, die heute gleichermaßen Wohn- und Ge-
schäftszwecken dienen, in einem heterogenen
Erscheinungsbild. Es beruht nicht nur auf der
differierenden Höhen- und Breitenentwicklung,
die bereits unterschiedliche historische Funk-
tionen dieser Gebäude andeutet, sondern auch
auf der weiten zeitlichen Spanne, die sich in
den Fassaden widerspiegelt. Als eines der grö-
ßeren, architektonisch aufwändig gestalteten
Gebäude ragt dabei Nr. 6 hervor, das darüber
hinaus wegen seines renaissancezeitlichen
Dekors einen qualitätvollen Akzent im Straßen-
bild setzt. Die Eckpositionen markieren stattli-
che, späthistoristische Ziegelbauten, wobei
derjenige am Nordende dem Sand (Nr. 4) zuge-
rechnet wird. Diesem Eckgrundstück gehörten
im 16.Jh. wohl die beiden niedrigeren, unmittel-
bar anschließenden Häuser Nr. 1 und 2 an.
Dem Haus Nr. 1, einem im massiven Unterbau
mit Zwischengeschoss stark erneuerten
Traufenhaus, setzte man gegen Ende des
18.Jh. ein Fachwerkobergeschoss zu vier Ach-
sen samt einem Kranerker auf, dessen ge-
schweifter Lukensturz die Jahreszahl „1789“
sowie den Namen des damaligen Bauherrn,
des Kornkäufers Johann Peter Krüger, trägt.
Doch verweist der unter der nördlichen Haus-
hälfte gelegene Balkenkeller auf den vermutlich
frühneuzeitlichen Ursprung des Gebäudes. Im
Rahmen eines von J. Päpper geleiteten Laden-
einbaus, der die Verlegung des Hauseingangs
in die Nordachse umfasste, wurde 1907 die
linksseitige Auslucht im Erdgeschoss entfernt,
sodass im Zwischengeschoss ein von drei Kon-

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