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beschreibung von 1785 erwähnte, westliche

Durchfahrtbebauung nach der Sanierung

1986/87 u.a. durch ein Fachwerkobergeschoss

völlig verändert. Im 15.Jh. scheint die Parzelle
zu dem Anwesen Große Bäckerstraße 14 ge-
hört zu haben, das sich im Besitz von Sülf-

meistern befand, während für das 16. und

17.Jh. Salzfahrer und Knochenhauer als

Eigentümer nachgewiesen sind, im 18.Jh. auch
ein Brauer und ein Reihefahrer. Zweige-
schossiger Backsteinbau mit Zwischenge-
schoss, dessen 9,40 Meter breite Putzfassade
mit mittigem Rundbogeneingang sowie seg-
mentbogig abschließendem, geschweiftem
Volutengiebel von einer Überformung des
18.Jh. geprägt ist. Diese möglicherweise 1785
von dem Spediteur H. H. Röper veranlasst, der
das Haus in diesem Jahr erwarb und für

Bauarbeiten vier Jahre Schossbefreiung erhielt.
An der westlichen, im Erdgeschoss seit der
grundlegenden Renovierung 1986/87 neu ver-
blendeten Traufseite (20,70 m Tiefe) markieren
ein langer Holzsturz und darüber ein Fisch-
grätfries in Tausteinrahmung die Dielenhöhe. Im
niedrigeren, geschlämmten Obergeschoss
altes Mauerwerk, ebenso am steinsichtigen
Nordgiebel unter Satteldach und der östlichen,
kaum befensterten Traufseite, die am wenigs-
ten verändert ist. Von der spätbarocken Ein-
gangstür nur das mit Blüten geschmückte
Oberlicht bewahrt. Der unter dem nördlichen

Hausbereich liegende Keller nach Vermauerung
des Innenzugangs über eine Außentreppe von
der Westseite her zugänglich. Den 5 x 7,50
Meter großen Raum decken elf in engem
Abstand verlegte Balken, die ein Mittelunterzug
mit achteckiger Mittelstütze und Kopfbändern
abfängt. Dieser konnte ebenso wie die Balken
dendrochronologisch mit Fälljahr 1307d be-
stimmt werden, sodass hiermit einer der ältes-
ten bekannten Keller Lüneburgs erfasst ist. In
der südlichen Längswand zwei tiefe Nischen in
Segmentbogenform ohne Vermauerung von
Formsteinen. Hohe, heute als Laden genutzte,
westliche Diele, in der noch 1904 eine Stube
eingebaut war. Auf der rechten Seite barocker
Galerieeinbau (Geländer erneuert) zur Erschlie-
ßung des Zwischengeschosses. Dieses über
eine wohl 1877 während des Wohnraum-

ausbaus im Obergeschoss vor der Ostwand
eingefügte Treppe mit Traljengeländer erreich-
bar. Hier von der barocken Ausstattung eine
Zweifüllungstür mit Schippenbändern erhalten.
Das 16 Gespärre zählende Dachwerk mit zwei
angeblatteten Kehlbalkenlagen, unterstützt von
einem einfach stehenden Stuhl, ausweislich der
regelmäßigen leeren Blattsassen vermutlich im
18.Jh. umgeschlagen. Der Nordgiebel ist mit
drei Wandpfeilern konstruiert. Vor dem Süd-
giebel der Rest einer früheren Windenanlage;
die zugehörige Ladeluke bereits 1877 zuge-
setzt.

Untere Schrangenstraße 19. Zweigeschos-
siges, giebelständiges Wohnhaus von 15
Metern Tiefe mit westwärts anschließendem,
17 Meter tiefem Hofflügel. Der Backsteinbau
des im Kern wohl aus dem 16.Jh. stammenden
Vorderhauses wurde 1894 mit einer backstein-
sichtigen Südfassade (6 m breit) in schlichten
historistischen Formen versehen, die sich in
den stichbogigen Fenstern mit stabbesetzten


Gewänden und dem tropfenförmigen Ortgang-
fries des mit First- und Traufstaffeln ausgestat-
teten Dreieckgiebels widerspiegeln. Während
der in den 1980er Jahren in mehreren Bau-
abschnitten durchgeführten Sanierung stellte
man die hohe, sich zum Nachbarhaus Nr. 18
öffnende Diele durch Wegnahme jüngerer
Zwischenwände wieder her. In der Flucht des
außermittig westlich verlaufenden Unterzugs
hat sich das Fachwerkgerüst der Stubenwand
bewahrt. Die vormals in der Südwestecke gele-
gene Stube mit Malereiresten an der Decke
umfasste den Bereich der beiden südlichen
Segmentbogennischen der Westwand. Ein wei-
terer Raum lag im Bereich der beiden nörd-
lichen Nischen, die ein Sturzbalken mit Schiffs-
kehlenornament deckt. In der Nordwand des
Erdgeschosses ornamental beschnitzter Tür-
rahmen des 16.Jh. Aus mehreren Räumen
bestehender und über eine Innentreppe er-
schlossener Keller mit Rundbogenzugang unter
der nördlichen Hauszone. Die Balkendecke des
nahezu quadratischen Hauptraums bereits
1909 durch eine Stampfbetondecke ersetzt.
Von hier aus nach Süden abgehend ein kleiner
tonnengewölbter Raum und nach Norden, ver-
mittelt über einen Vorraum, eine firstparallele
Segmentbogentonne.
- Hofflügel des ausgehenden 18.Jh. Lang-
gestreckter Fachwerkbau (4,65 m breit) von
zwei hohen und einem niedrigeren dritten
Geschoss. Regelmäßiges schlichtes Fachwerk;
Rähm- und Schwellbalken mit profilierten Ge-
simsbrettern bedeckt.

WANDFÄRBERSTRASSE
Leicht nach Westen versprungen, setzt die
Wandfärberstraße den Straßenzug Bei der St.
Johanniskirche in nördliche Richtung fort, in-
dem sie das Areal zwischen Papen- und Sche-
renschleifer- im Süden sowie Conventstraße im
Norden im östlichen Drittel durchschneidet. Mit
der Bezeichnung „Nova terra“ (Neuland) von
1315 könnte vielleicht der Baublock an der öst-
lichen Straßenseite gemeint sein. Den in Höhe
der Grundstücke Nr. 3 und Nr. 13 zu beobach-
tenden Knick nach Norden interpretiert Keyser
(1958, 181) als eine mögliche mittelalterliche
Bebauungsgrenze, die sich Richtung Westen
bis zum „Wüstenort“ erstreckt. Die bereits im
17.Jh. geläufige Namengebung der Straße
nimmt auf eines der hier in der frühen Neuzeit
ansässigen Gewerbe Bezug, das u.a. durch
eine 1571 erwähnte Tuchfärberei nachgewie-
sen ist. Auf dem Terrain westlich der Straße lag
das Kloster Heiligental, dessen Grundstücks-
verwaltung nach seiner Auflösung 1530 der Rat
der Stadt übernommen hatte. Dieser verkaufte
z.B. 1569 den Wandschneidern einen Ort „van
Hilgendal“ „to behof der varwerie“. Für das
Ende des 18.Jh. ist das Färberhandwerk auch
im nördlichen Abschnitt der Ostseite (Nr. 10 bis
14) belegt, den stark erneuerte, traufständige
Gebäude von zwei Geschossen auf schmalen
Parzellen besetzen. Hingegen liegen die nach
Süden mit der Nr. 8 und der Nr. 7 folgenden
Gebäude, die auf klösterlichen Besitz zurük-
kgehen, auf großzügig bemessenen Grund-
stücken und stellen bereits allein durch ihr Bau-
volumen straßenbildprägende Elemente dar.

Diese Funktion erfüllt insbesondere das Fach-
werkhaus Nr. 7, indem es mit seinem Giebel an
der Einmündung der Scherenschleiferstraße in
den Straßenraum hineinragt und damit die
Südostecke des Baublocks akzentuiert. Auf der
Westseite der Straße bilden die traufständigen
Gebäude Nr. 5 mit Nebenhaus, Nr. 6 und 6a
eine geschlossene Häuserzeile in gleicher
Bauflucht. Das Letztgenannte, ein zweige-
schossiges, traufständiges Mietwohnhaus,
1898 mit linksseitigem Laden von Maurer-
meister A. Körner für den Tischlermeister H.
Poppe als Nebenhaus zu Nr. 6 entworfen, fügt
sich aufgrund der schlichten, fünfachsigen
Backsteinfassade mit mittigem Eingang, die
heute ausschließlich Wohnraumfenster belich-
ten, unaufdringlich als jüngstes in die genannte
Reihe der frühneuzeitlichen Gebäude ein.
Wandfärberstraße 5. Breites Grundstück auf
der Westseite der Straße mit zwei traufständi-
gen Gebäuden unter ungleich hohen Sattel-
dächern, 1727 als ehemalige Färberei bezeich-
net. Die giebelständig hinter dem Haupthaus
gelegene Fachwerkscheune (18.Jh.) 2001
abgebrochen. Von dem Branntweinbrenner J.
H. Feldmann, der das Anwesen 1770 taxieren
ließ, ging es 1774 an den Weinhändler Crato
über. Im 19.Jh. waren zunächst Fuhrleute bzw.
in der 2. Hälfte bis ins 20.Jh. Posthalter als
Eigentümer vertreten. Das nördlich situierte
Haupthaus (wohl 2. Hälfte 16.Jh.) über massi-
vem Erdgeschoss mit niedrigem, vorkragen-
dem Speicherstock in Fachwerk. Einen Umbau
der 1. Hälfte des 19.Jh. dokumentieren an der
Fassade die jeweils vier Fensterachsen in dem
geschlämmten Erd- und Zwischengeschoss,
die vierfeldrige Eingangstür mit Pilasterrahmung
in der linken Achse sowie das faszierte Gesims-
brett am Speicherstock, der in drei Gefachen
durchfenstert ist. Von einer Speichertür im süd-
lichen Gefach sind Zarge und Kielbogensturz
erhalten. Während straßenseitig die Fachwerk-
hölzer ersetzt sind, besitzt die Rückseite die
ursprüngliche Konstruktion mit kräftigen Fuß-
bändern und einer Zierausmauerung aus klein-
formatigen Ziegelsteinen in den Brüstungsge-
fachen. Über der Südachse eine jüngere
Aufzugsluke unter Schleppdach. Darunter mar-
kiert im hohen Erdgeschoss, das nach Norden
um einen drei Gefache breiten Fachwerkanbau
unter abgeschlepptem Dach erweitert ist, eine
Taustabarchivolte den ehemals rundbogigen
Eingang. Die Erdgeschosswand daneben groß-
flächig in einer Fensteranlage aus neun quadra-
tisch unterteilten Scheiben mit barocken Win-
kelbändern aufgelöst. Im Innern gliedert sich
das Fenster durch zwei halbrunde, kräftige
Pfosten, zwischen denen die geringer dimen-
sionierten Querhölzer sitzen.
Vom heutigen Flur ehemals Abgang in das süd-
liche Joch des unter dem westlichen Haus-
bereich liegenden Kellers aus zwei kreuzgratge-
wölbten Jochen. Die zum Zwischengeschoss
führende Treppe (um 1840) mit einem wirtelbe-
setzten Traljengeländer verläuft vor dem rück-
wärtigen Fenster in einer Viertelwendelung.
Ebenso wie das Speichergeschoss mit einem
Unterzug auf Stützen ausgestattet ist, verfügt
das erste Dachgeschoss über einen einfach
stehenden Stuhl mit abgefasten Kanten an
Stütze und Sattelholz. Im zweiten Dachge-

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