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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Teil 2): Ausgewählte Schrotblätter aus öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken in Berlin, Darmstadt, Erfurt, Halle a. S., Leipzig, London, Münster i. W., Oxford, Straßburg i. E., Ulm, Wittenberg, Würzburg, Zürich — Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.61936#0057
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in der Wirklichkeit ist er aber nur eine Kopie im Ma-
nuel als Nr. 2675 beschriebenen Blatte. Leider läßt in-
folge der starken Bemalung unser Lichtdruck die Einzel-
heiten nur sehr undeutlich erkennen, was um so mehr
zu bedauern ist als, wie ich bereits im Manuel bemerkte,
von Sehr. 2675 zwei Zustände uns erhalten siid. Der
erste ist bei Weigel und Zestermann als Nr. 328, der
zweite in Bd. 38 dieser Sammlung auf Tf. 31 abgebildet.
Der letztere unterscheidet sich, abgesehen davon, daß die
Punktierung des Mantels stark mit dem Stichel über-
arbeitet ist, hauptsächlich dadurch, daß der Raum oben
und rechts von dem Kissen, auf dem der Heilige sitzt,
mit einigen Gräsern ausgefüllt ist, während diese Partie
im ersten Zustand völlig schwarz erscheint. Auf der vor-
liegenden Kopie befinden sich dort ebenfalls Gräser, so
daß also nicht der erste, sondern der zweite Zustand von
2675 als Vorlage gedient hat. Im übrigen ist unser Blatt
von dem Original leicht daran zu unterscheiden, daß bei
letzterem der Grund oberhalb des Bogenwerks völlig weiß
erscheint, während bei der Kopie ein gestirnter Himmel
hinzugefügt ist. Bildgröße 256: 171, Umrahmung 330:250.
Sehr. 2676. Niederdeutscher Formschnitt um 1465
bis 1475.
Bemalung: Lackrot, gelb, grün.
70. Der kreuztragende Christus.
Die Bordüre läßt keinen Zweifel, daß der vorliegende

Abdruck aus der Werkstatt des «Jesus in Bethanien»
stammt, aber das Blatt unterscheidet sich in seiner Tech-
nik so erheblich von allen uns bisher bekannt gewor-
denen Arbeiten jener Kunstgruppe, daß es sich wohl
kaum um ein eigenes Erzeugnis, sondern um einen Ver-
lagsartikel handelt.
Die Schießscharten als oberen Abschluß finden wir
in ähnlicher Weise auf Tf. 112 des vorliegenden Bandes,
auf der Aachener Madonna (abg. auf Tf. 25 in Bd. 36)
und auf dem hl. Andreas (Sehr. 2524, abg. auf Tf. 15
in Bd. 3 dieser Sammlung). Besonders wichtig ist das
letztere Blatt, denn dort sehen wir die gleichen schlan-
ken, mit Blättern umwundenen Säulen wie zu den bei-
den Seiten der vorliegenden Darstellung, so daß beide
als Entwürfe desselben Künstlers gelten müssen. Wie-
derum sind aber die technischen Unterschiede mit den
drei zum Vergleich herangezogenen Blättern so groß, daß
es sich um verschiedene Metallschneider handeln muß.
Ich möchte glauben, daß der kreuztragende Christus nie-
derdeutschen und zwar wahrscheinlich Kölner Ursprungs
ist und von der Werkstatt des «Jesus in Bethanien» an-
gekauft wurde. Ich habe schon bei der Tf. 62 die Ver-
mutung ausgesprochen, daß diese Werkstatt mit Kölner
Kollegen in Verbindung stand, und das vorliegende Blatt
scheint dies zu bestätigen. Bildgröße 250: 173, Um-
rahmung 330:250.
Sehr. 2465. Kölner (?) Metallschnitt um 1475.

ERFURT.
STAATSBIBLIOTHEK.

71. Die hl. Anna selbdritt.
Die Großmutter sitzt links und hält auf ihrem Schoß
das völlig unbekleidete Kind, das nach dem Apfel greift,
den ihm die rechts sitzende Maria darbietet. Zwischen
den Köpfen der beiden heiligen Frauen schwebt der
hl. Geist in Gestalt einer Taube innerhalb eines mit
Strahlen ausgefüllten Kreises. Zwei Engel schlagen den
Vorhang zurück und schweben zu Seiten eines Balda-
chins, der mit der Inschrift a®* ANA aey IHESVS a^y
MARIA versehen ist.
Die Tafeln 8, 9 und 13 des ersten Teils und Tf. 67
des vorliegenden Bandes stehen unserem Blatt am näch-
sten und wir dürfen ziemlich sicher sein, daß es in Köln
entstanden ist. Wahrscheinlich ist es ein Erzeugnis der
♦ Bergwolken»-Werkstatt, doch könnte vielleicht auch die
«Werkstatt der Kirchenväter-Bordüre» in Betracht kom-
men. Daß diese beiden Kunstwerkstätten viele Ueberein-
stimmungen in ihren Arbeiten aufweisen, hat bereits Mols-

dorf in seiner Studie «Die Bedeutung Kölns für den Me-
tallschnitt» ausgesprochen.
Das Blatt klebte in dem Deckel eines Exemplars
der etwa 1475 von Georg Hussner in Straßburg gedruck-
ten «Sermones des Hugo de Prato» (Hain 8996). Bild-
größe 256:178.
[Sehr. 2527 a] Kölner Formschnitt um 1475.
Bemalung: Lackrot, gelb, grün.
72. Der hl. Antonius.
Dieses Blatt ist, wie mir Geh. Reg.-Rat Lehrs freund-
lichst mitteilte, jedenfalls nach einem verschollenen Ori-
ginal des Meisters E. S. und gleichzeitig zu dem auf das-
selbe Urbild zurückgehenden Stich des Israel van Mecke-
nem (B. 86, Geisberg 261) kopiert, so daß also lediglich
die Technik für die Ermittelung des Metallschneiders in
Betracht kommt. In dieser Beziehung steht es wohl der
im vorliegenden Bande auf Tf. 106 abgebildeten «Gre-

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