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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Oth.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Teil 2): Ausgewählte Schrotblätter aus öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken in Berlin, Darmstadt, Erfurt, Halle a. S., Leipzig, London, Münster i. W., Oxford, Straßburg i. E., Ulm, Wittenberg, Würzburg, Zürich — Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.61936#0065
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WURZBURG.
KUNSTGEWERBEMUSEUM.

112. Die Verkündigung.
Vergleichen wir unser Blatt mit der Tafel 69, so fin-
den wir am Vorhang des Lesepults dieselben gepunzten
Sterne wie auf dem Mantelbesatz des Engels Gabriel,
desgleichen ähnliches gotisches Bogenwerk als oberen
Abschluß und sogar die gleichen Erdbeersträucher im
Vordergründe. Wir könnten also auf Grund der Bordüre
der Tf. 69 unser Blatt als ein Erzeugnis der «Bergwolken-
Werkstatt» betrachten. Anderseits zeigt sich aber auch
vielfache Uebereinstimmung mit der «Aachener Madonna»
(abg. auf Tf. 25 in Bd. 36): Dort sind ebenfalls Mauer-
scharten als oberer Abschluß, ferner ist die Mundpartie

in gleicher Weise wiedergegeben und die Augenbrauen1
der Madonna sitzen ebenso hoch über den Augen wie
bei dem Engel Gabriel.
Vielleicht wird sich noch eine engere Verbindung
zwischen den beiden hier in Rede stehenden Werkstätten
im Lauf der Zeit nachweisen lassen. Einstweilen müssen
wir uns wohl mit der Feststellung begnügen, daß es sich
um einen niederdeutschen, in der Rheingegend entstan-
denen Metallschnitt handelt. Größe 260:178.
Sehr. 2178. Niederdeutscher Formschnitt um 1480.
Bemalung: Lackrot, gelb, grün, hellbraun.

ZÜRICH.
POLYTECHNISCHE HOCHSCHULE.

113. Der hl. Antonius.
Die großen Blumen des Hintergrundes sind genau
die gleichen wie auf dem sein «Kreuz tragenden Chri-
stus» (Sehr. 2299, abg. auf Tf. 4 in Bd. 13). Molsdorf
(Bedeutung Kölns S. 13) hat aber nachgewiesen, daß letz-
teres Blatt aus der Werkstatt mit dem «Kölner Wappen»
stammt, so daß wir auch das vorliegende unbedenklich
dieser Kunststätte zuweisen können.
Ich habe im Manuel Nr. 2536 von einem zweiten Zu-
stand dieser Platte gesprochen, aber die Mitteilung, die
mich dazu veranlaßte, beruhte auf einem Irrtum. Tatsäch-
lich verhält sich die Sache folgendermaßen: Das Blatt, das
ursprünglich dem Bibliothekar L. Bechstein in Meiningen
gehört hatte, war in den Besitz des bekannten Kunsthänd-
lers Rudolf Weigel übergegangen. Dieser übersandte es i
als «nicht verkäuflich» dem Grafen von Laborde, der da-
mals in Kassel wohnte und ein umfassendes Werk über-
die Anfänge der Druckkunst vorbereitete. Der Graf ko-
pierte den oberen Teil des Blattes in Holzstich, und die
von mir verzeichneten Abzüge sind also keine Abdrücke
der verstümmelten Originalplatte, sondern Abzüge des ■
Labordeschen Nachschnittes. Das Original mißt 183:124.
Sehr. 2536. Kölner Metallschnitt um 1470—80.
Bemalung: Spahngrün, blasses ockergelb, hellbraun.
114. Die hl. Barbara.
Geisberg hat in den «Monatsheften für Kunstwissen-
schaft» Jahrg. V (1912) S. 311 ff. in überzeugender Weise
nachgewiesen, daß Metallplatten, die in der Art der vor-
liegenden bearbeitet sind, eigentlich nicht für den Schwarz-
druck bestimmt waren, sondern zur Herstellung von Teig-
drucken dienen sollten.

Das Blatt ist eine Kopie nach dem Stich des Israel
van Meckenem (B. 122), doch ist die Umrahmung, der
Hintergrund und der Fliesenboden hinzugefügt. Diese
Zusätze erinnern aber an die Kölner Metallschnittechnik,
so daß vermutlich Köln der Entstehungsort unseres Blattes
sein dürfte. Das Blatt, das sich vor vierzig Jahren in dem
Besitz des Kunsthändlers Danz in Leipzig befand, wurde
von dem Züricher Sammler M. Schultheß angekauft und
ging von ihm in den Besitz des Kupferstichkabinetts des
Eidgenössischen Polytechnikums über. Größe 195:135.
Sehr. 2545. Kölner Teigdruckplatte um 1470—80
ohne Bemalung.
115. Die hl. Veronika mitdemSchweißtuch
Das kleine, sauber ausgeführte Blatt ist gegenseitig
nach dem Stich des Meisters E. S. (Lehrs, Krit. Kat. II,
S. 243, 171 f.) kopiert. Auch hier dürfen wir wohl Köln
als Ursprungsort annehmen und zwar käme in erster Reihe
die Werkstatt der «Kirchenväter-Bordüre» in Betracht.
Ein zweites Exemplar besitzt das Rudolphinum in
Prag (früher v. Lanna). Größe 70 :48.
Sehr. 2736. Kölner Metallschnitt um 1470.
Bemalung: Gelb, braun, spahngrün.
116. Die hl. Veronika.
Dieses, im Verhältnis zu dem vorhergehenden sehr
roh geschnittene Bild war ebenso wie die Tf. 114 zur
Herstellung von Teigdrucken bestimmt. Vermutlich haben
wir es mit einem in Oberdeutschland oder der Rhein-
gegend entstandenen Metallschnitt zu tun, der vielleicht
ein Gegenstück zu den in Bd. 38 auf Tf. 22 und 23 ab-
gebildeten Blättern bildet. Größe 72 : 51.
[Sehr. 2735 d]. Oberdeutsche (?) Teigdruckplatte um
1470—80 ohne Bemalung.
 
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